1918 wurde mit dem Bau der Siedlung Lautawerk begonnen. Es war ein anspruchsvolles Projekt. Am 2. Januar 1918 war durch den Bauträger, die von der Firma Griesheim Elektron in Frankfurt/Main geschaffene “Eigenheim Genossenschaft Lautawerk eGmbH zu Lautawerk” , ein Genehmigungsantrag für den Bau von 150 Arbeiter- und 30 Beamtenwohnungen gestellt worden. Ein Vierteljahr zuvor betrug die Zahl noch 112 Arbeiterwohnungen 30 Beamtenwohnhäuser. Am 13. Dezember 1917 lag der von dem Architekten Clemens Simon erstellte Entwurf für den I. Ausbau der Werkssiedlung Nord (sog. Kolonie) vor. Die Kosten waren mit 7,45 Mio. Mark beziffert. Es entstanden Siedlungshäuser mit einer für die die damaligen Verhältnisse Ausstattung der gehobenen Klasse – Küche, Bad, Garten und ein Stall für die Kleintierhaltung.
Eine II. Ausbaustufe in Richtung der ebenfalls neu gebauten Werkssiedlung Laubusch war vorgesehen, wurde aber aus verschiedenen Gründen nicht realisiert.
Plan des geplanten vollständigen Ausbaus der Werkssiedlung (bzw. Kolonie) Lautawerk. Er wurde nur in Teilen umgesetzt. Der Rundgang führt durch den realisierten Bereich und verwendet dabei die aktuellen Straßenbezeichnungen. Die historisch verwendeten Straßennamen werden zur Information mit angegeben.
Die fertig gestellte Werkssiedlung Lautawerk entstand zwischen der Weststraße im Westen, der Nordstraße im Norden, der Parkstraße im Osten und der Straße der Freundschaft im Süden. Die Senftenberger Straße ab der Kreuzung Straße der Freundschaft/Mittelstraße/Weststraße gehörte damals noch zu Lauta-Dorf. Die Mittelstraße, die Wohnsiedlung Neue Heimat an der Berliner Straße sowie die Bebauung der Lausitzer Straße erfolgte erst ab Ende der 1920er Jahre.
In der ersten Hälfte der 1920er Jahre wurden Lauta-Dorf und die Werkssiedlung Lautawerk eine einheitliche Gemeinde mit zwei Gemeindeteilen: Dorf und Lautawerk. Geführt wurde die Industriegemeinde Lautawerk durch einen Gemeindevorsteher und einen aus Einwohnern gewählten Gemeinderat.
Die Platzanlage “Am Ring” war Teil einer die Siedlung von Süd nach Nord querenden Achse aus drei Plätzen: Ring, Markt, Anger. Bevor die beiden anderen Plätze mit der Bebauung entstanden galt der Ring als der Marktplatz der Siedlung. Bis 1937 hieß er Plieninger– Platz, dann bis 1945 Immelmann-Platz und später Am Ring. Die Häuser wurden noch mit hochwertigen Ziegelsteinen gebaut. Bei den späteren Bauten wurde aus Kostengründen auf im eigenen Werk gefertigte Kalk-Sandstein-Ziegel zurückgegriffen.
An der Südseite des Platzes führt die Straße der Freundschaft (B 96) entlang. In der Bauzeit hieß sie Weber-Urban-Allee. Rudolf-Weber-Urban war der Baubeauftragte für die Errichtung des Lautawerks. Gegenüber dem Platz, auf der südlichen Seite der Weber-Urban-Allee, standen barackenähnliche Gebäude, in denen die Lausitzer Siedlungs-Gesellschaft mbH (LSG) und das Kaufhaus der Ilse-Wohlfahrtsgesellschaft mbH “Kaufhaus Nord” (1922) ihre Geschäfts- bzw. Verkaufsräume hatten. Weiter in Richtung Südosten standen an der Straße die Tankstelle, der Fuhrpark, das Beamtencasino, das Postamt und der Hauptpförtner. Dieser war der Haupteingang zum Werk für alle in Nord wohnenden Arbeitskräfte. Der Nordpförtner in der Verlängerung der Karl-Marx-Straße wurde erst später eingerichtet.
Verbindungsstraße von Am Ring zur Parkstraße. Seit ihrer Entstehung kein anderer Straßenname.
Erste Bezeichnung Südstraße, ab 1920 bis ca. 1937 Weber-Urban-Allee, weiter bis 1945 Kurmarkallee, nach 1945 kurzzeitig Hauptstraße, bis ca. Ende der 1950er/Anfang der 1960er Jahre Stalinallee. Mit dem endgültigen Ende der Verherrlichung Stalins Umbenennung in Straße der Freundschaft. Beim Bau der Siedlung verlief entlang der Straße ein Bahngleis für den Transport von Baumaterial – vom Bahnhof Schwarzkollm bis zur Kalksandstein-Fabrik in der Mittelstraße (ab 1954/55 ZRA – Zentrale Reparaturabteilung für die zum VEB Kraftwerke “Artur Becker” Trattendorf gehörenden Betriebe). Vermutlich wurde sie auch für den Transport von Arbeitskräften genutzt.
Die Wöhlerstraße verbindet die Plätze “Am Ring” und Markt. Seit 1937 heißt sie Wöhlerstraße, vorher Marktstraße.
Zentraler Platz der Werkssiedlung Lautawerk. Eingerahmt war er von der Bäckerei mit Verkaufsläden an der Südseite und der Fleischerei mit Verkaufsladen auf der Nordseite. An der Ostseite des Platzes sollte das Rathaus stehen und an der Westseite ein Saalbau für Veranstaltungen aller Art. Beide Projekte wurden aus Kostengründen nicht realisiert, die vorgesehene Fläche mit Wohnbauten bzw. Provisorien (Ostseite) gefüllt.
Der Gebäudekomplex der Fleischerei wurde in den 1990er Jahren abgerissen.
Weitere Informationen.
Die Wendenstraße trug und trägt seit Beginn diesen Namen und ist die Parallelstraße zur Wöhlerstraße sowie zur Karl-Marx-Straße. Die ersten beiden Straßen laufen an ihrem Nordende auf die Ludwig-Jahn-Straße.
Die Friedrich-Ludwig-Jahn Straße trägt diesen Namen seit 1937, vorher Am Markt.
Das Friseurgeschäft Alfred Scholz (seit 1922, Markt) und der Lebensmittelladen von Otto Glock (seit 1922, Markt 25) ergänzten das Versorgungsangebot in diesem Gebiet. In dem auf dem Foto zu sehenden einstöckigen Haus arbeitete nach dem Krieg der Friseur Gutsche. Eine Halblang-Herrenfrisur (typische Arbeiterfrisur, weil preiswert) gab es für 70 Pfennige und einen Fasson-Schnitt für 1 DDR-Mark.
Östliche Grenze der Siedlung Lautawerk. Entstand im Verlauf der nach dem Dorf Tätzschwitz führenden Straße, deshalb erster Name Tätzschwitzer Straße. Seit 1937 Parkstraße.
Die Bauern holten aus dem östlich der Straße gelegenen Moor ihren Torf. Ein mooriges schwarzes Wasser führendes Bächlein entspringt unter den Gärten westlich der Parkstraße, kommt am Ende der Bebauung kurz vor dem Park zum Vorschein, zieht sich durch den Park und mündet schließlich im Schleichgraben.
Das Moor und die an der Straße verlaufene Verwaltungsgrenze zwischen den Kreisen Calau und Hoyerswerda waren neben dem Kostenproblem die Hauptgründe, dass der geplante Ausbau der Siedlung Richtung Laubusch nicht erfolgte.
Westlich der Straße wurden Wohnbauten errichtet, am östlichen Rand entstanden neben Wohnbauten verschiedene Wohn-/Geschäftshäuser sowie Gärtnereien: Kunstgärtnerei Joseph Maischall, Tätzschwitzer Str. 29 (1922); Kolonialwarenhandlung Karl Putzke, Tätzschwitzer Str. 53 (1929). Sieben Jahre zuvor war Putzke noch angestellt als Kontorist im “Kaufhaus Nord”.
Seit Beginn der Erbauung der Siedlung gleicher Name für diesen Platz. Die evangelische Kirche am Nordrand ging im Dezember 1924 in Betrieb.
Als Pistorstraße begonnen, ab 1941 Richthofenstraße und seit 1945 Nordstraße. Das auf dem Foto zu sehende Haus Nordstr. 24, die sog. Säulenvilla, wurde 1918/19 für den Direktor Weber-Urbig gebaut. 1922 wohnte darin der Direktor Hans-Gerstein.
Brüder Simon-Straße bis 1937, dann Boelckestraße, nach 1945 Rosa-Luxemburg-Straße.
Seit der Erstbebauung trägt die kleine Platzanlage den gleichen Namen.
Die Karl-Marx-Straße hieß zunächst Dionstraße (bis ca. 1937), dann Hermann-Göring-Straße, nach 1945 erhielt sie den noch heute gültigen Namen. Jacob Dion war Oberingenieur des für den Bau des Lautawerks federführenden Unternehmens Griesheim-Electron.
In Nutzung gegangen als Specketerstraße, nach 1937 bis 1945 Schlieffenstraße. Seither bis heute Conrad-Blenkle-Straße
Zunächst Mertonstraße, dann Moltkeplatz und schließlich, nach 1945, Röntgenplatz.
Begonnen mit dem Namen Zintgraffstraße, dann Roonplatz und nach dem Ende des letzten Krieges Theunerplatz. Die Kiefer auf dem Grundstück Str. der Freundschaft 27 ist eines der Überbleibsel des mit dem Bau von Siedlung und Werk gerodeten Waldes.
Zunächst Kiefernallee, nach 1945 dann der heutige Name. Benannt nach dem einstigen Reichspräsidenten von der SPD, Friedrich Ebert.
Die Mittelstraße gibt es mit diesem Namen seit Ende der 1920er Jahre. Um 1937 Umbenennung in Straße der SA, nach 1945 Ernst-Thälmann-Straße, seit Anfang der 1990er Jahre wieder Mittelstraße.
Entwickelte sich zusammen mit der Karl-Liebknecht-Straße zur repräsentativsten Straße der Industriegemeinde Lautawerk bzw. der späteren Stadt Lauta. Seit 1990 verliert sie die die Straße einst prägenden Gebäude, durch Abriss oder durch den Umbau von Geschäftshäusern.
Entstand im Zusammenhang mit dem Bau der Siedlung “Neue Heimat” und trägt seitdem diesen Namen.
Entstand im Zusammenhang mit dem Bau der Siedlung “Neue Heimat” und trägt seitdem diesen Namen. Ausnahme: 1941 bis 1945 Braunauer Straße.
Die Senftenberger Straße ist die älteste Straße von Lauta. Bis in die erste Hälfte der 1920er Jahre verlief sie auf dem Gebiet von Lauta-Dorf. Keine Namensveränderung seit der Erstbebauung.
Westliche Grenze der Werkssiedlung Lautawerk-Nord. Beginnt an der Kreuzung Mittelstr./Str. der Freundschaft/Senftenberger Str. und führt in Richtung Bauernmühle.
Seit Erstanlage und Erstbebauung keine Namensänderung.
Im Haus Weststraße 4 befand sich von 1924 bis 1958 die Dienstwohnung des Gemeindevorstehers von Lautawerk.
Weiteres wichtiges Bauwerk in der Straße das Krankenhaus. Gebaut Anfang der 1920er Jahre als Villa für den VAW-Oberingenieur Ernst Roth. 1922 Weststraße 1. 1946 Beschluss zum Umbau in ein Krankenhaus. 1969 Auflösung des Krankenhauses und Umnutzung in ein Ärztehaus. 1929 ist in der Weststraße der Heilgehilfe Bernhard Rogos zu finden. 1922 wohnte er noch in der Pistorstr. 10 (heute: Nordstr.) In dem von ihm gebauten Haus eröffnete später sein Bruder Hermann ein Schreibwarengeschäft. In die Nachbarschaft zog die Hebamme Gertrud Wenske. 1922 lautete ihre Adresse “Privatschule”, 1929 “Volksschule” und 1937 dann Weststr. 7.
Einen sozialen Aufstieg hat im Verlauf von 15 Jahren der Kaufmann Ernst Triebe genommen. 1922 wohnte er in der Barackenstadt in Süd (Baracke 20), 1929 Pappelweg 5a und im Adressbuch von 1937 ist er unter Weststraße 17 zu finden.
Das Haus rechts, erbaut 1918/19, wurde im Krieg zerstört, die Fläche blieb bis in die Gegenwart brach liegen. Vor wenigen Jahren begann eine Neubebauung.
Erhielt ihren Namen nach der auf der Fläche zwischen Schulstraße und Karl-Marx-Straße geplanten Schule der Siedlung. Anstelle der Schule wurde dann jedoch ein Ledigenwohnheim gebaut, nach 1945 als Altersheim genutzt und heute als Seniorenwohnanlage. Blick auf den Torbogen zum Constantinplatz.
Von der Schulstraße links zur Karl-Marx-Straße führender unbebauter Weg zwischen dem Wohngrundstück Nordstraße und dem Gelände der heutigen Seniorenwohnanlage.
Zunächst Bismarckplatz, nach 1945 dann Constantinplatz. Östlicher der drei Wohnhöfe an der Straße der Freundschaft.
In den 1930er Jahren wurde die Südseite der Straße der Freundschaft, zwischen Nord-Schule und Friedrich-Ebert-Straße, mit Mehrfamilienhäusern bebaut. Das Haus in Höhe Theunerplatz wurde im Krieg zerstört, die Ruine abgerissen und die Fläche brach liegen gelassen. Gebaut wurden die Häuser von der Baufirma Friedrich Hager aus Lauta-Dorf. Zu Verwendung kamen im eigenen Betrieb hergestellte Kalksandstein-Ziegel. Auf dem Bild links der Zaun des Schulgeländes.
Der Rundgang wurde erstellt unter Nutzung von historischen Ansichtskarten aus der Sammlung von Hans-Joachim Förster (Weißwasser, zuvor Lauta), einem Foto aus dem Nachlass von Friedrich Hager sowie von Jens Lienig (Lauta) und von Materialien aus der Sammlung der GeschichtsManufaktur Potsdam (Dr. Volker Punzel).
Eingeflossen sind Informationen aus folgenden Büchern:
Belli, Peter Josef: Das Lautawerk der Vereinigte Aluminium-Werk AG (VAW) von 1917 bis 1948…, Berlin 2012
Noack, Maximilian Claudius: Zwischen wilhelminischer Bedarfsarchitektur und moderater Moderne. Die Werkskolonien im Niederlausitzer Braunkohlenrevier, Petersberg 2016
© GeschichtsManufaktur Potsdam, 2024
]]>Ohne den 1917 begonnenen Bau des Lautawerks wäre das Gebiet zwischen Lauta-Dorf und Laubusch Kiefernwald und Heide, gäbe es weder Lauta-Nord noch Lauta-Süd, würden hier wesentlich weniger Menschen leben.
Seit Ende der 1990er Jahre ist das Lautawerk verschwunden. Nur noch wenige Gebäude und andere bauliche Restbestände erinnern an seine einstige Größe und Bedeutung. In einem Traditionskabinett ist vieles an Erinnerungen aufbewahrt. Öffentlicher Zugang ist dazu eingeschränkt möglich, eine von der breiten Öffentlichkeit getragene Beschäftigung mit der Geschichte des Werkes, das über Generationen das Leben der Lautawerker und vieler anderer Menschen prägte, fand nie statt.
Dieser Rundgang soll helfen, sich zu erinnern und dabei das eigene Leben, das der Eltern und Großeltern bzw. Urgroßeltern zu hinterfragen sowie über die Frage nachzuzudenken, ob es nicht wichtig ist, diese Erinnerungen zu bewahren.
Wer weiß, wo man herkommt, wird die Gegenwart besser verstehen und sich in ihr zurechtfinden und einen positiveren Blick auf die Zukunft haben.
Beim Betreten des Werksgeländes tritt man ein in insgesamt 72 Jahre Industriegeschichte. Der erste Entwicklungsabschnitt ging von 1917 bis 1945 (Zerstörung des Werkes durch die Bombenangriffe), der zweite von 1945 bis ca. 1964 (Wiederbeginn der Aluminiumproduktion) und der dritte von 1964 bis 1990 (Einstellung der Produktion).
Zeugen der ersten zwei Entwicklungsabschnitte sind teilweise vorhanden. Was bei Kriegsende nicht umfassend zerstört, abgerissen oder demontierte worden war, ging mit ein in den Wiederaufbau des Lautawerks.
Bezug genommen wird bei dem Rundgang vor allen auf den Zustand des Werkes im Jahr 1990, was den Standort und die Bezeichnung einzelner Gebäude oder der Werkstätten betrifft. Falls Material vorhanden und die Zuordnung eindeutig möglich ist, wird auch auf die Zeit vor 1945 zurückgegriffen.
Es gab drei Betriebseingänge, nach der Reihenfolge ihrer Einrichtung: Südpförtner, Hauptpförtner und Nordpförtner. Diese hatten einen Personendurchlass und Durchlass für Fahrzeuge (motorisiert oder nicht motorisiert). Wachpersonal sorgte rund um die Uhr dafür, dass nur autorisierte bzw. mit einem Betriebsausweis ausgestattete Personen des Werksgelände betreten durften. In besonderen Fällen (z. B. Arztbesuch im Betriebsambulatorium) durften auch Familienangehörige von Beschäftigten des Lautawerkes auf das Gelände. Beim Verlassen des Werkes konnte das Wachpersonal auch Taschen- bzw. Fahrzeugkontrollen vornehmen.
Über die Schichtzeiten vor 1945 ist nichts weiter bekannt. Vermutlich gab es eine Normalschicht von Montag bis Sonnabend (6 Uhr bis 15 Uhr) und ein Zweischicht-System mit jeweils 12 Stunden (6 Uhr bis 18 Uhr oder 18 Uhr bis 6 Uhr).
Nach 1945 gab es entweder Normalschicht von Montag bis Sonnabend bzw. später bis Freitag, 6.45 Uhr bis 15 Uhr) oder das Dreischicht-System von Montag bis Sonntag, 6 Uhr bis 14 Uhr (Frühschicht), 14 Uhr bis 22 Uhr (Spätschicht) und 22 Uhr bis 6 Uhr (Nachtschicht). Schichtbeginn und -ende wurden, für alle Einwohner Lautawerks hörbar, mit der Werkssirene verkündet.
linke Straßenseite
Labor-Magazin, Spektrallabor, Partielabor, Probenvorbereitung, Tw-Labor, Hauptlabor, Lehrlabor
rechte Straßenseite
Anschlussbahnleiter, Fahrbetrieb, Gleisbau, Wiegehaus, Werkstatt, Magazin
Ab Mitte 1917 wurde auf der künftigen Werksliegenschaft mit der Verlegung eines Gleisnetzes begonnen. Es wies zahlreiche Verzweigungen und hatte letztlich ein Länge von 40 km. Hinzu kam ein Anschlussgleis vom Bahnhof Schwarzkollm bis zum Lautawerk mit einer Länge von 6 km. Für die Gleisarbeiten stellte die Militärverwaltung eine Kompanie Eisenbahner (ca. 145 Personen) zur Verfügung. Über einen Abzweig wurde auch das Anschlussgleis der Grube Erika genutzt. Für die gesamten Gleisbauarbeiten wurde die Philipp Holzmann AG (Sitz Frankfurt am Main) verantwortlich gemacht.
Von Osten kommend, führte das Anschlussgleis erst parallel auf der Nordseite der Bahnlinie Falkenberg-Horka. Das Einfahrtstor zum Werksgelände westlich des Tornoer Weges ist heute noch vorhanden. Das Haupt-Erschließungsgleis führte weiter entlang des Werkzaunes in einigem Abstand parallel zu den das Werksgelände umfassenden Straßen, um dann wieder Richtung Süden einzuschwenken. Hier unterquerte es das Viadukt der 900 mm-spurigen, 1918 eröffneten Kohlebahn, die von Nordosten aus Richtung Laubusch den Bunker des Kraftwerkes bediente. Vom Hauptgleis zweigten eine große Zahl Stichgleise in den inneren Bereich ab; geradezu mustergültig waren alle Bereiche des Werkes mit einem nennenswerten Transportaufkommen angeschlossen.
Auf einem historischen Foto ist zu erkennen, dass um 1919 zum Bau der Werkssiedlung Lauta-Nord direkt am südlichen Rand der heutigen Straße der Freundschaft regelspurige Gleise verlegt wurden, um die Baumaterialtransporte unmittelbar ans Baugelände zu bringen. Das stellt eine Besonderheit dar – üblich ist zu jener Zeit eher der Einsatz von leicht zu verlegenden Feldbahnen in 500 oder 600 mm-Spur.
Zudem bestand ein Anschlussgleis zur südöstlich angelegten Rotschlammhalde, zu welcher die nicht verwertbaren Abprodukte der Aluminiumproduktion verbracht wurden. Es verließ, leicht ansteigend, das Werksgelände in einem weiten Südostbogen, um auf einer heute nicht mehr vorhandenen Brücke die Friedrich-Engels-Straße zu überqueren. Zur Erschließung einer zweiten, südlich gelegenen Halde entstand ein imposantes, sehr hoch liegendes Brückenbauwerk, welches heute noch vorhanden ist (Objekt 31000151).
Die umfangreiche Anlage wurde mit dem Abriss des Werkes demontiert. Einige Gleisreste finden sich nahe dem oben erwähnten Gleistor, nördlich parallel zur Straße der Freundschaft und im Bahnhof Schwarzkollm, wo auch der regelspurige Anschluss zur Verladung/ zu den Werkstätten der Brikettfabrik Laubusch seinen Anfang nahm.
Die heute vorhandenen Spuren sind von industrie- und regionalgeschichtlichem Interesse.
(Tom Pfefferkorn, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2022)
rechte Straßenseite (hinter Lokschuppen)
Küche
Gruppenleiter Küche, Verkauf Essenmarken, Gästezimmer, Speisesaal, Kartoffellager
Betriebliche Sicherheitsorgane
VP-Hauptwache (Dienststellenleiter), Ministerium für Staatssicherheit, Sicherheitsinspektor, Brandschutzinspektor, Zivilverteidigung (Komiteeleiter)
FDGB-Feriendienst
Sachbearbeiter für Feriendienst, Kultur und Sport
Zuständig für die Winter- und Sommerferienlager des Betriebes sowie seit 1964 für das Ferienheim Neusalza-Spremberg.
Gruppe Wohnunterkünfte und Gästehaus
Der Gruppenleiter dieses Bereichs verwaltete die Wohnunterkünfte des VEB Aluminiumwerk “Albert Zimmermann” Lauta in der Nordstraße, Friedrich-Engels-Straße und in der Arndtstraße sowie das Gästehaus in der Senftenberger Straße.
linke Straßenseite
In den 1980er Jahren aufgebaute Versuchsanlage für die Herstellung von Tonerde aus einheimischem Ton. Damit wurde ein Projekt aus den 1930 er Jahren wieder aufgenommen. Es ging in beiden Fällen darum, sich unabhängig von Bauxit-Importen zu machen. Als Tonlieferant galt wegen der besonderen Qualität des Tones vor allem die Tongrube Guttau bei Bautzen.
Die Sicherheitsstufe für die Anlage war im Vergleich zu den anderen Betriebsbereichen sehr hoch.
Folgende Arbeitsbereiche gab es in TV 10:
– Leiter TV 10
– Objektingenieur TV 10
– Investleiter, Parteibeauftragter
– Invest-Planung, Invest-Realisierung mit Invest-Lagerleiter
– Ausrüstungsbeschaffung
– Projektierung mit Projektingenieure für ET und BMSR, MTA, Bau
– Objektleitung Aufschlussanlage mit Objektleiter, Objektingenieur, Objektingenieur-BMSR und Objektingenieur-E-Technik
– Objektmeister Transport
– Baurealisierung
– Konstruktionsbüro
– Rationalisierung und Ersatzinvestition
Vor 1945 war es das Hauptmagazin des Lautawerks. Später hatte hier die Betriebsleitung des Chemiewerks/Aluminiumwerks ihren Sitz.
rechte Straßenseite
Betriebsdirektor
Direktor für Produktion
Direktor für Technik und Entwicklung
Direktor für Ökonomie
Hauptbuchhalter
Direktor für Kader und Bildung
Direktor für Beschaffung und Absatz
Leiter für Arbeits- und Lebensbedingungen
Sekretär Betriebsparteiorganisation SED (BPO)
Vorsitzender Betriebsgewerkschaftsleitung FDGB (BGL)
rechte Straßenseite
Verkaufsraum, Büro
Büro Sozialversicherung (?)
linke Straßenseite
Betriebszeitungsredaktion (Redakteur, Sekretariat)
FDJ-Betriebsleitung (FDJ-Sekretär, Sekretariat)
Jugendbeauftragter?
Frauenkommission
DSF-Organisation
GST?
Bibliothek
linke Straßenseite
linke Straßenseite
linke Straßenseite
Maurer, Maler, Garagen
rechte Straßenseite
rechte Straßenseite
Leiter Berufsausbildung/Lehrobermeister
Lehrmeister Chemie
Lehrmeister Instandhaltung u. Lehrschweißer
Lehrmeister Elektrotechnik u. E-Kabinett
Bearbeiter für Planung und Abrechnung der Berufsausbildung
Lehrmeister der Polytechnik
linke Straßenseite
Instandhaltung, Schaltanlagen, Krane und Ladestation, Installation, Mechaniker, Störungstrupp, Stationen St, Aw, Amg, Tf, Telefonzentrale (im Verwaltungsgebäude), Telefonstörungsstelle
Die Bäder wurden auch Waschkaue genannt.
rechte Straßenseite
Gallium wird als Nebenprodukt bei der Aluminiumherstellung aus Bauxit im Bayer-Verfahren gewonnen. Eisenoxid – wurde aus dem Rotschlamm gelöst und in Waggons nach Eisenhüttenstadt transportiert, wo es verhüttet wurde. Für viele technische Anwendungen wird sehr reines Gallium benötigt; für Halbleiter beispielsweise darf es mitunter nur ein Hundertmillionstel an Fremdstoffen enthalten.
Das Luftbild wurde in Richtung Nordwesten aufgenommen. Es zeigt sehr gut die der Herstellung von Aluminium folgende logische Anordnung der Gebäude und Produktionsbereiche. Man sieht, dass die dem Lautawerk zur Verfügung stehende Fläche noch nicht voll bebaut worden ist.
Am oberen Bildrand ist schwach die Kolonie Nord zu sehen. Die zwei Schornsteine links und die davor angeordneten Gebäude gehören zur Tonerdefabrik und die längs stehenden Hallen am unteren Bildrand sind die Ofenhäuser der Aluminiumhütte. Die drei Schornsteine rechts gehören zu den Kesselhäusern des Kraftwerks (die drei Gebäude davor). Sehr gut zu sehen die sechs Kühltürme. Hier wurde der zum Antrieb der Turbinen und damit zur Herstellung von Strom genutzte Wasserdampf wieder heruntergekühlt und neu verwendet. Das Turbinenhaus steht quer zwischen den Kesselhäusern und den Kühltürmen. Das rechts oberhalb der Ofenhäuser stehende Quergebäude könnte die Gleichrichterstation (?) gewesen sein, wo der für die Aluminiumherstellung benötigte Gleichstrom erzeugt und auf der benötigten Spannungshöhe gehalten wurde. Ein Stromausfall wäre tödlich für die Aluminiumöfen und für die -produktion. In der Bildecke rechts unten sind die Gebäude am Hauptpförtner zu sehen. Rechte oben hinter den drei Schornsteinen ist die Hochbahn zu sehen, über die die zur Stromerzeugung benötigte Kohle aus der Grube Erika gebracht wurde,
Nicht auf dem Bild: der Wasserturm sowie der südliche und südwestliche Bereich des Werksgeländes.
Das obige Bild zeigt den Bereich zwischen Hochbahn, Kesselhäusern und Kühltürmen. Sehr gut zu sehen auch der Wasserturm für die Trinkwasserversorgung des Lautawerkes und der Werkssiedlungen im Norden und Süden.
Rechts oben ist die noch durch freie Heidelandschaft führende Straße vom Lautawerk nach Laubusch. Die Fläche links und rechts der Straße ist schon vom Kiefernwaldbestand “befreit” und wird in den folgenden Jahren alles aufnehmen, was bei der Produktion von Braunkohlenbrikett als Restprodukt anfiel. Vor der künftigen Fläche der Halden steht der Wasserturm. Rechts zu sehen die Ofenhäuser der Aluminiumhütte. Bildecke rechts unten möglicherweise der Südpförtner und in der linken unteren Bildhälfte die Tonerdefabrik. Links ein kleiner Ausschnitt von Nord.
Das Lufbild zeigt die Tonerdefabrik aus Richtung Westen. Die beiden Schornsteine gehören vermutlich zur Tonerdecalcinierung (Tca). Könnten aber auch zu einem anderen Produktionsbereich gehören.
Die Tonerdefabrik bestand aus:
Tonerde-Trockenbetrieb (TTR)
Hier erfolgte die Lagerung, Trocknung, Brechung und Mahlung des Bauxites, nachdem er von der Halde kam.
Tonerde-Eindampferei (TE)
Hier wurde die verdünnte Natronlauge aus der Tonerde- Weißpresse TW wieder eingedampft, um die Konzentration zu erhöhen und die Lauge dem Produktionsprozess wieder zuführen zu können.
Tonerde-Weißpresse (TW)
Hier erfolgte die Filtration des Gemisches aus den Impfbehältern, wo durch Impfung der aluminiumhaltigen Lauge mit Hydrat eine Kristallisation stattfand. Die Filtration erfolgte über Trommelfilter und es entstand das Aluminiumhydrat, welches zur Weiterverarbeitung nach Tca gefördert wurde, wo die Calzinierung erfolgte.
Tonerde-Calzinierung (TCA)
Die Kristalle wurden in Drehrohröfen eingefüllt, wo sie bei einer Temperatur von 1000°C zu Tonerde umgewandelt wurden. Die Tonerde sieht aus wie ein feines, weißes Pulver, das für die Herstellung von reinem Aluminium weitergenutzt wurde.
Tonerde-Rotpresse (TR)
Nachdem das aufgeschlossene Natronlauge-Bauxitgemisch, was in der Autoklavenbatterie bei hohem Druck und Temperatur erfolgte, nach TR gepumpt wurde, begann die Trennung der Komponenten. In riesigen Sedimentationsbehältern (Eindicker) erfolgte die Trennung der aufgeschlossenen aluminiumhaltigen Lauge von den Feststoffen (Schlamm). Die geklärte Lauge wurde nach TW in die Impfbehälter gepumpt und der Schlamm gewaschen und über Trommelfilter getrennt in Schlamm und Lauge. Der Schlamm wurde mit Wasser aus dem Restloch Lauta pumpfähig gemacht und wieder in das Restloch verspült. Hier sollte sich der Schlamm am Grund absetzen. Früher erfolgte die Entsorgung auf der “Rotschlamm-Kippe”, was umwelttechnisch große Probleme bereitete.
Blick Richtung Westen zum Standort der einstigen Kalksandstein-Fabrik und der späteren Zentralen Reparatur-Abteilung des Kraftwerks Lauta (ZRA). In den 1990er Jahren wurde der gesamte Komplex an der heutigen Mittelstraße abgerissen und die freie Fläche seitdem als Festplatz genutzt.
Im Uhrzeigersinn sieht man in Richtung Norden, ca. 11 Uhr, auf den Standort der einstigen Bauxit-Halden. Die mit Bauxit beladenen Güterzuge kamen über ein in Höhe der einstigen Gaststätte “Waldesruh” von der Bahnlinie Falkenberg/Elster – Horka abgehendes Gleis durch das Werksgelände gefahren. Die Waggons wurden mit Baggern ausgeladen und der Bauxit durch Raupen auf Halde geschoben. Das Bauxit als Ausgangsmaterial für die Gewinnung von Aluminiumoxid kam vorwiegend aus Ungarn und Jugoslawien und in den 80er Jahren zu etwa 40 % aus Guyana, Guinea und der BRD.
Die auf der Südseite der Straße der Freundschaft zwischen Senftenberger Straße und Röntgenplatz stehenden Häuser sowie die Straße der Freundschaft 27 bekamen bei Wind aus Richtung Süden den roten Staub von den Halden bis in die Wohnungen. Der Wind wehte fast immer ungünstig und es gab kein Mittel, die Fenster so abzudichten, dass der Staub nicht in der Wohnung landete. Die Rotfärbung auf dem Putz der Häuser zeigte, wie weit der Staub kam.
Das Thema Umweltschutz spielte in Lauta bis weit in die 1980er Jahre keine Rolle. Neben dem roten Staub des Bauxits, gab es den rotbraunen Staub aus den Schornsteinen der Kesselhäuser des Kraftwerks, den weißen aus der Tonerdefabrik und den schwarzen aus der Brikettfabrik in Laubusch. Sonntags oder zu Feiertagen in hellen Sachen auf die Straße gehen zu müssen, war für uns ein Graus. Viele bevorzugten deshalb dunklere Sachen, da sah man die Spuren des mit Schweiß vermischten Staubes nicht so gut.
Gegen 12 Uhr, in Richtung Norden, befand sich der nördliche Zugang zum Betriebsgelände, der Nordpförtner. Die durch ihn verlaufende Straße ging geradeaus in Richtung Süden, bog aber hinter den Gleisen der Bauxitbahn nach links zum Kraftwerk Lauta ab und nach rechts zum Aluminiumwerk.
Die Teerteiche 1 bis 3 wurden von 1919 bis 1968 zur Einleitung BTEX-, teeröl- und phenolhaltiger Abwässer aus der Generatorgaserzeugung des Aluminiumwerkes genutzt. Später verschwanden darin auch Bauschutt, Schrott und sonstige Abfälle. 1985 gab es erste Überlegungen zur Sanierung. Gutachten aus hydrogeologischer Sicht wurden erstellt. Nach 1990 nahm die Untersuchung der Altlastensituation in Lauta größere Intensität an. Im Auftrag der damaligen Grundstückseigentümerin TLG Treuhand Liegenschaftsgesellschaft mbH wurden durch das Dresdner Unternehmen GICON. Großmann Ingenieur Consult GmbH ab 1998 komplexe Sanierungsmaßnahmen geplant. Sie kamen nicht zur Durchführung. Ab 2001 wurde ein von GICON bei der nunmehrigen Grundstückseigentümerin SGSG Sächsische Grundstückssanierungsgesellschaft mbH eingereichter Sanierungsplan umgesetzt. Am 29. September 2005 wurde mit der Endabnahme einer bereits zu einem großen Teil begrünten Fläche die Sanierung der Teerteiche in abgeschlossen. 1
1918 gebaut, denkmalgeschützt. Höhe: 55 m.2 Er diente der Bereitstellung des für das Lautawerk und die angrenzenden Wohnsiedlungen Nord und Süd benötigten Brauch- und Trinkwassers .
Auf der zum Bau des Lautawerks und der Siedlungen genutzten Fläche gab es keine Oberflächengewässer zur Gewinnung von Trinkwasser. Die Anlage von Tiefbrunnen erschien wenig erfolgreich angesichts der Höhen von ca. 125 m ü. NN. Nächstgelegenes Oberflächengewässer war die Schwarze Elster. Vom Wasserwerk Tätzschwitz wurde bereits die neue Werkssiedlung Laubusch mit Wasser versorgt. Die Leitung wurde bis zum Lautawerk verlängert und das Wasser im Wasserturm gespeichert. Ab den 1950er Jahren kam das Wasser von dem neu gebauten Wasserwerk Brandenburger Tor.
Der Wasserturm war von der Firma Dyckerhoff & Widmann in Stahlbetonbauweise errichtet worden. Ursprünglich war ein monumentaler Entwurf des Berliner Architekten Ernst Rentsch vorgesehen. Jedoch zwang das geringe Budget des Auftraggebers zu einer Planänderung, nach der schließlich ein auf das konstruktiv Notwendige beschränkter, betonsichtiger Entwurf des Direktors der Dyckerhoff & Widmann AG unter Mitwirkung des Baubüros der
Chemischen Fabrik Griesheim-Elektron zur Ausführung kam. In das Gerüst aus acht Stahlbetonstützen, das von Ringankern statisch verspannt wird, sind zwei Stahlbetonwasserbehälter des Bautyps Intze integriert. Im unteren, 400 Kubikmeter fassenden Wasserbehälter, wurde Betriebswasser für die Produktion vorgehalten; der obere Behälter (Fassungsvermögen 250 Kubikmeter) speicherte Trinkwasser. Auf füllende Wandflächen wurde verzichtet, was jedoch zur Folge hatte, dass die Behälter aus Frostschutzgründen jeweils mit eigenem Boden, Wänden und Dach eingehaust werden mussten. Die zentral geführten
Wasserleitungen werden durch einen schmalen Treppenturm, der aus fertigen Betonelementen errichtet wurde, umschlossen. Nachträgliche Bearbeitungsspuren dieser Fertigteile in herkömmlicher Steinmetztechnik (bossiert, scharriert) akzentuieren diesen zentralen Teil des Turmes.3 Das Innere des Turmes und die über zwei Stockwerke verteilte Gesamtfläche von 200 Quadratmeter werden durch eine Wendeltreppe erschlossen.
Mehrere Versuche, den Wasserturm zu verkaufen und nach umfangreicher Sanierung einer neuen Nutzung als Wohn- bzw. Geschäftsobjekt zuzuführen, waren bislang nicht erfolgreich.
Der Wasserturm gilt als Wahrzeichen der Stadt Lauta.
Die für die Stromerzeugung benötigte Braunkohle kam aus der Grube Erika bei Laubusch. Nach einem zwischen den Vorständen der Ilse-Bergbau-Actiengesellschaft und der VAW AG für die Zeit vom 1. Dezember 1917 bis zum 31. Dezember 1967 ausgehandelten Kohlelieferungsvertrag, verpflichtete sich die Ilse AG zur Lieferung von jährlich 20 bis 25 Millionen Hektolitern Förderbraunkohle. Bei Bedarf konnte dies auf 40 Mio. jährlich erhöht werden.
Der Transport der geförderten Rohbraunkohle erfolgte mit der Kohlebahn auf einer zweigleisigen ebenerdig verlaufenden Trasse, ab Laubusch auf einem aufgeschütteten Bahndamm und endete schließlich auf der in Form eines Viadukts gebauten Hochbahn am südlichen Rand des Lautawerks. Die Bahnlinie hatte zwei Straßenbrücken: eine in Laubusch über die Hauptstraße und die andere weiter westlich über die B 96.
Die mit der Rohbraunkohle beladenen Waggons wurden über eine im Fahrzeugboden vorhandene Öffnung in die Kohlebunker entladen. Jeweils ein Zug wurde abgefertigt. Waren dessen Waggons geleert, fuhr er raus und der nächste Zug kam rein.
Die Rohbraunkohle fiel in die Kohlebunker und weiter auf Förderbänder. Sie wurde gebrochen, gemahlen und getrocknet. Als Kohlestaub kam sie in die Brennkammern der Kesselanlagen in den Kesselhäusern transportiert und dort vollständig verbrannt.
Die Arbeit in der zum Teil im Keller gelegenen Bekohlung gehörte zu den schwierigsten und schmutzigsten im Kraftwerk. Die hier tätigen Beschäftigten, Männer und Frauen, hatten zumeist keine abgeschlossene Berufsausbildung. Aber es zeichnete sie aus, dass sie unter den widrigsten Bedingungen verlässlich ihre Arbeit verrichteten.
In diesem Bereich bestand ständig die Gefahr einer Kohlenstaubexplosion. Als Lehrling musste ich einmal eine Lampe durch eine neue ersetzen. Dabei rutschte ich mit dem Schraubenzieher ab und erzeugte einen geringen Stromüberschlag, mit Funken, die in den Kohlenstaub fielen. Sofort musste der Helm runter, der Kohlenstaub mit den Funken dort rein und auf schnellstem Weg nach draußen entsorgt.
Die bei der Verbrennung des Kohlestaubs frei werdende Wärme wurde vom Wasserrohrkessel aufgenommen, der eingespeistes Wasser in Wasserdampf umwandelte. Der Wasserdampf passierte den Überhitzer und strömte über Rohrleitungen zur Dampfturbine.
In der Dampfturbine gab der Wasserdampf eine Teil seiner Energie ab, entspannte sich und kühlte ab. Die durch den Wasserdampf angetriebene Turbine brachte eine mechanische Leistung, die durch einen mit ihr gekoppelten Generator in Strom umgewandelt wurde. Der sich entspannende und abkühlende Wasserdampf kam in einen Kondensator, in dem er seine Wärme in Kühltürmen an das Kühlwasser übertrug und kondensierte.
Aus dem Becken des Kühlturmes förderte eine Speisewasserpumpe das entstandene flüssige Wasser als Speisewasser erneut in den Wasserrohrkessel und wurde dort wieder zu Wasserdampf.
Bis 1945 war das Lautawerk ein einheitlicher Betrieb unter Einschluss des Kraftwerks. Nach dem Krieg wurde das Kraftwerk verselbständigt und zwischen ihm und dem Chemiewerk (später Aluminiumwerk) ein Zaun gezogen sowie ein Kontrolldurchlass errichtet. Das einst gemeinsame Betriebsambulatorium kam zum Chemiewerk. Das Kraftwerk erhielt später ein eigenes. Ebenso wurde auch mit der Betriebsfeuerwehr verfahren.
rechte Straßenseite
Das Betriebsambulatorium befand sich in der Mitte zwischen dem Kraftwerk und dem Aluminiumwerk sowie unweit der Tonerdefabrik.
Folgende Personen arbeiteten dort und folgende Bereiche gab es: Leiter Ambulatorium, Leitende Schwester, Zahnarzt, Zahntechniker, Hygieneabteilung, Sozialversicherung (SV), Massage.
Betriebsambulatorium nach 1945
Zuständig war das Betriebsambulatorium nicht nur für die Belegschaft des Aluminiumwerkes sondern auch für die Angehörigen des Kraftwerkes, der ZRA (Zentrale Reparaturabteilung), der Montageabteilung des Kraftwerkes, der Betriebsberufsschule des Kraftwerkes und der Lehrlingsausbildung von Kraftwerk und Aluminiumwerk. In den ersten Jahren seines Bestehens waren die Sprechstunden im Betriebsambulatorium aber auch für Bürger zugänglich, die nicht in den Werken tätig waren.
Das änderte sich erst Anfang des Jahres 1969: „Ab 15.02.1969 ist die allgemeinärztliche Sprechstunde des Betriebsambulatoriums Lauta nur noch für Werksangehörige und Rentner des Werkes, die bisher dort behandelt wurden, zu öffnen.“ Begründet wurde diese Entscheidung damit, dass die staatliche Arztpraxis im Thälmann-Haus wieder besetzt ist und somit 3 ambulante Behandlungsstellen in Lauta existieren. Die Betreuung aller Patienten des Territoriums wurde von der Werksleitung nicht gewünscht, da der personelle Umfang des Betriebsambulatoriums dafür auch nicht ausreichend war. Außerdem spielten Sicherheitsgründe eine Rolle, da sich das Ambulatorium relativ zentral auf dem Werksgelände befand und somit die Patienten bei einem Arztbesuch die Industrieanlagen zu durchqueren hatten. (Güdücü-Theurich, Annett: Das Betriebsambulatorium. Ausstellungstext Stadtverwaltung, Lauta 2015)
hinter Lagerhalle 1
Küchengebäude (209), Ofenhallen (206, 207, 208), Kühlturm (214a), 30 kV-Station (216).
Gemeinsam mit polnischen Spezialisten haben die Werktätigen der Aluminiumhütte Lauta während des gegenwärtigen Probebetriebes der Halle I die ersten Anlaufschwierigkeiten überwunden.
Unser Foto zeigt Ingenieur Stanislaw J. Orasachowski aus der VR Polen (links) und Ingenieur Günter Bolle. Am 17.2.1964 nahm die Halle II der Aluminiumhütte Lauta mit dem Verbrennen der Anoden von 32 Elektrolyteöfen den Probebetrieb auf, nachdem die Öfen der ersten Halle bereits Hüttenaluminium produzieren. Bis Anfang März werden alle Öfen die Aluminiumproduktion aufnehmen. Foto Zentralbild.
Das Lehrlingswohnheim war ursprünglich Teil des im Krieg teilweise zerstörten Verwaltungsgebäudes der VAW-Lautawerk. Das Verwaltungsgebäude war in Form eines großen “T” gebaut worden. Der Querbau stand in Front zur in das Werk hinein führenden Straße. Übrig blieb der der daran angebaute Mittelbau- das spätere Lehrlingswohnheim.
Die vorstehend publizierten historischen Ansichtskarten stammen entweder aus dem Archiv des Autors oder wurden von Sammlern dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt. Es gibt im Internet zahlreiche Plattformen, die historische Ansichtskarten zum Kauf anbieten. Vielleicht hilft ihnen diese Seite, ihre Angebote zu Lauta begrifflich und zeitlich besser zuzuordnen. Sollten die Anbieter beim Betrachten dieser Seite sehen, dass Sie über ein hier nicht zu sehendes Produkt verfügen, bitte den Autoren unter info@geschichtsmanufaktur-potsdam.de benachrichtigen.
Eingeflossen sind Informationen aus folgenden Büchern:
Belli, Peter Josef: Das Lautawerk der Vereinigte Aluminium-Werk AG (VAW) von 1917 bis 1948…, Berlin 2012
Noack, Maximilian Claudius: Zwischen wilhelminischer Bedarfsarchitektur und moderater Moderne. Die Werkskolonien im Niederlausitzer Braunkohlenrevier, Petersberg 2016
© GeschichtsManufaktur Potsdam, 2024
Lauta-Süd war nicht geplant als Teil der Siedlung am Rand des ab 1917 gebauten Lautawerks.
Ausgangspunkt war eine “Barackenstadt”, die ab Sommer 1917 südlich und südwestlich des künftigen Werksgeländes für beim Bau eingesetzte Kriegsgefangene und Handwerker errichtet wurde. Über 100 sogenannte genormte Holzbaracken des preußischen Kriegsministeriums (KM-Baracken) mit jeweils 80 Schlafplätzen entstanden. Hinzu kamen später 14 einstöckige massive einstöckige Unterkunftsgebäude und acht zweistöckige Häuser. Die Häuser sollten später als Familienwohnungen dienen. Ein Teil der Barackenstadt wurde als Gefangenenlager für Kriegs und Zivilgefangene mit einem Zaun umgeben.
Mit dem Ende des Krieges 1918 wurde das Gefangenenlager schrittweise aufgelöst und die Holzbaracken verschwanden. In den 1920er Jahren wurde begonnen, auf diesem Gelände Wohnheime für alleinstehende Beschäftigte des Lautawerks zu bauen und weiter westlich (entlang der heutigen Friedrich-Engels-Straße) im Rahmen eines Kleinsiedlerprogrammes Siedlungshäuser. An der heutigen Kleiststraße entstand mit dem durch die Konsum-Genossenschaft 1927 gebauten Geschäfts-Wohn-Komplex ein modernes Zentrum für Lauta-Süd. Eigentliches Zentrum bildeten die Verwaltungs- und Sozialgebäude der vormaligen Barackenstadt.
Bis Anfang 1930 war der Ausbau der Siedlung Süd zwischen der heutigen Friedrich-Engels-Straße, Karl-Liebknecht-Straße und Bahnlinie weitgehend abgeschlossen. Zu den vorstehend genannten Zentren der Siedlung waren weitere private Geschäftsgebäude hinzugekommen bzw. entstanden in den folgenden Jahren.
Weitere Ausbaustufen von Lauta-Süd waren zwischen 1933 und 1945 die Karl-Liebknecht-Straße zwischen der Friedrich-Engels-Straße und der Bahnlinie, die Siedlung südlich der Bahnlinie zwischen Eisenbahnstraße, Oststraße, Weinbergstraße und Karl-Liebknecht-Straße sowie die Häuser der so genannten “Musikersiedlung” zwischen der Joseph-Haydn-Straße im Westen, der Schumann-Straße im Norden, der Johann-Sebastian-Bach-Straße im Osten und Süden sowie die “Dichtersiedlung” zwischen Joseph-Haydn-Straße im Westen, Hans-Sachs-Straße im Norden, Karl-Liebknecht-Straße im Osten und Heinrich-Heine-Straße.
Das letzte, zu DDR-Zeiten (1949-1990) in Lauta-Süd errichtete Wohngebiet war das rund um die Einstein-Straße.
Lauta-Süd entstand, wie das Werk und Lauta-Nord, in dem großen Waldgebiet der Lautaer Heide. Einst war es im Besitz der Herzöge von Sachsen, dann der Kurfürsten von Sachsen und nach 1918 Staatsforst. Das Gelände befindet sich in der Oberlausitz und grenzte einst im Osten, im Süden und im Westen an die Herrschaft Hoyerswerda. Lauta-Süd liegt am nördlichen Rand eines Hochplateaus, dessen höchste Erhebungen bei Schwarzkollm und Johannisthal (Jungfernstein = 172,7 m ü. NN) zu finden sind. Der niedrigste Punkt von Lauta-Süd liegt bei 126,4 m ü. NN und der höchste bei 136,8 m ü. NN.
Der nachfolgend zu sehende Text mit Stationen und Bildern ist der erste Versuch, Lauta-Süd in Form eines Rundganges zu erschließen. Er folgt der historischen Entwicklung dieses Teiles von Lauta und beginnt deshalb in der Barackenstadt.
Er ist zunächst unvollständig und wird sich, hoffentlich auch mit Hilfe von jetzigen und einstigen Bewohnern, stetig weiter entwickeln. Bis zu den offiziellen Feierlichkeiten des Stadtjubiläums “650 Jahre Ersterwähnung” von Lauta soll er fertiggestellt sein.
Danach beginnt die Arbeit an einem Rundgang durch Lauta-Nord.
Die aus roten Ziegeln gebauten Steinhäuser der “Barackenstadt” waren die erste Siedlung in der entstehenden Industriegemeinde Lautawerk. Gegenüber dem Werkseingang Süd stand das Verwaltungsgebäude mit Verkaufsstelle, dahinter das Arbeitercasino mit Küche, Sozialeinrichtungen und “Kaufhaus”, östlich davon das Krankenhaus und westlich das Badehaus.
1929 bis 1937 Stöckelplatz, seit mindestens 1941 bis heute Lessingplatz. Benannt nach dem am 1. Mai 1918 als Aufseher für die Barackenstadt eingesetzten Major Leopold Stöckel bzw. Stoeckel.
1929 Karl-Freter-Straße, 1935 bis 1945 Schlageterstraße, danach Engelsstraße bzw. Friedrich-Engels-Straße.
Auf der unteren Karte aus dem Jahr 1920 ist die Ausdehnung der “Barackenstadt” zwischen Bahnlinie (unten), derdamaligen Waldstraße (links), der heutigen Friedrich-Engels-Straße und dem Werksgelände (oben) sowie der Bahnlinie zum Kippengelände an der heutigen Oststraße zu sehen. Die schwarz umrandeten Kästchen (links) sind die Holzbaracken.
Benannt nach einer Transformatorenstation (?), die als Turm gebaut wurde und auf der Kreuzung Turmstraße/Uhlandstraße stand. 1929 Rauchstraße, seit Mitte der 1930er Jahre Turmstraße.
1922 Kaufhaus Süd, Inhaber: Peter Porada. Bezog sich vermutlich auf das Gebäude hinter dem Arbeitercasino. 1927 Geschäftshaus Peter Porada, Rauchstraße. 1937 Turmstraße 5. 1941 Heinz Porada, Kaufmann, und Peter Porada, Lebensmittelhandlung: beide Turmstraße 5.
1929 betrieb der Konsumverein für Pulsnitz und Umgegend hier eine Verkaufsstelle. Damals hieß der der Platz Friedrich-Ebert-Platz.
Vermutlich seit Mitte der 1920er Jahre an diesem Standort zu finden. Im Adressbuch von 1929 verzeichnet: Rühle, Fritz, Bäckerei und Kolonialwarenhandlung, Eigenheim, Waldstraße. Rudolf Hänisch war damals als Bäckergeselle bei Rühle beschäftigt und wohnte offensichtlich auch in dessen Haus. 1939 trug das Haus die Nummer Waldstraße 2. Fritz Rühle war weiterhin der Bäckermeister.
Abstecher Schillerstraße
Existierte ab ca. 1924. Im Adressbuch 1929: Knospe, Otto, Kolonialwarenhandlung, Von-der-Porten-Straße 25.
Zunächst Tornoer Weg, dann Schlesienstraße (1941 u. 1948) und ab 1948 schließlich Oststraße.
Eine Quelle gab es an der Stelle, wo die Gaststätte “Quellendiele” heute noch zu finden ist, zu keiner Zeit. Dafür jedoch ausgedehnten Kiefernwald und den für diese Höhenlage in Lauta (ca. 129 m ü. NN) typischen Sandboden. “Diele” ist eine aus Norddeutschland stammende Bezeichnung für ein Lokal.
Auf dem Meßtischblatt von 1918 ist an dieser Stelle noch keine Bebauung eingezeichnet. Aber auf dem von 1920. Darauf ist auch die Bahnlinie zu sehen, über die der Abraum und Bauschutt von den Bauarbeiten für das Lautawerk und die Kolonie Nord transportiert wurde. Bauherr und erster Eigentümer war der Kinobesitzer Paul Hendus. Im Adressbuch von 1922 ist er unter der Adresse “Tornoer Weg” (heute: Oststraße) aufgeführt. Außer ihm wohnten 1922 im Tornoer Weg Max Exner (Arbeiter) und Karl Frohne (Zimmerpolier).
1929 war der Bierverleger Paul Guhr Besitzer des Hauses und wohnte hier mit seiner Mutter Anna Guhr. August Möller war als Büfettier tätig. Welche Rolle der 1929 ebenfalls im Tornoer Weg gemeldete Brennmeister Gustav Scholz spielte, ist noch unbekannt.
1937 finden wir noch die Witwe Anna Guhr, jedoch Paul Guhr nicht mehr. Max Merker heißt der neue Gastwirt. War Erich Raschke bei ihm als Hausdiener tätig? Oder wohnte er nur im Tornoer Weg und arbeitete in einer der Direktoren-Villen?
1941 ist Max Merker weiterhin Gastwirt, aber nun in der Schlesienstr. 1. Anna Guhr wohnt in der Schlesienstr. 2. Dora Guhr, möglicherweise ihre Enkelin, betreibt in der Grenzmarkstr. 2 (heute: Friedensstr.) eine Kohlenhandlung und eine Bierhandlung.
Entstand mit dem Bau des Lautawerkes ab 1917 und der um das Werksgelände gebauten Siedlungen. Zunächst Ablagerung von Erdreich, dann Bauschutt und schließlich der Restprodukte der Tonerde-, Gallium- und Aluminiumproduktion sowie der Stromerzeugung aus Braunkohle. Erstreckte sich 1990 auf einer Fläche von ….. ha und mit einer ….. Höhe von …… . Seit 1998 Rückbau der Hochkippe und Rekultivierung der Fläche zunächst durch die PUS GmbH und weiterführend durch die M.C.L. GmbH Lauta.
Die vorstehend publizierten historischen Ansichtskarten stammen entweder aus dem Archiv des Autors oder wurden von Sammlern dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt. Es gibt im Internet zahlreiche Plattformen, die historische Ansichtskarten zum Kauf anbieten. Vielleicht hilft ihnen diese Seite, ihre Angebote zu Lauta begrifflich und zeitlich besser zuzuordnen. Sollten die Anbieter beim Betrachten dieser Seite sehen, dass Sie über ein hier nicht zu sehendes Produkt verfügen, bitte den Autoren unter info@geschichtsmanufaktur-potsdam.de benachrichtigen.
Eingeflossen sind Informationen aus Archivunterlagen und aus folgenden Büchern:
Belli, Peter Josef: Das Lautawerk der Vereinigte Aluminium-Werk AG (VAW) von 1917 bis 1948…, Berlin 2012
Noack, Maximilian Claudius: Zwischen wilhelminischer Bedarfsarchitektur und moderater Moderne. Die Werkskolonien im Niederlausitzer Braunkohlenrevier, Petersberg 2016
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]]>Aber noch mussten die Spielregeln der Weimarer Republik beachtet werden. Am 1. Februar 1933 löste die von Hitler geführte Regierung den Reichstag auf und schrieb für den 5. März 1933 Neuwahlen aus. Als sich im Verlauf des Wahlkampfes abzeichnete, dass die NSDAP nicht zur allein herrschenden Partei werden könnte, wurde der Terror auf den Straßen und gegen Andersdenkende verschärft. Am 27. Februar 1933 brannte der Reichstag. Was eine neue Stufe der Verfolgung von Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschaftern, bürgerlichen Demokraten sowie anderer zwischen Linken und Rechten einzuordnenden politischen Kräften einleitete.
Bei den Reichstagswahlen am 5. März 1933 wurde die NSDAP mit 43,9 Prozent stärkste politische Kraft. Die SPD kam auf 18,3 Prozent und die KPD auf 12,3. Ein konservatives Bündnis aus der katholischen Zentrumspartei und der katholischen Bayerischen Volkspartei erhielt 14 Prozent der Stimmen. Die restlichen Stimmen verteilten sich auf die extrem rechte Kampffront Schwarz-Weiß-Rot (8 Prozent) und mit jeweils rund 1 Prozent auf drei bürgerliche Parteien, die bis auf die kleine Deutsche Demokratische Partei später mit wehenden Fahnen in das nationalsozialistische Lager überliefen.
In der Provinz Brandenburg kam die NSDAP auf 52,58 Prozent, die SPD auf 20,40 und die KPD auf 10,70.
Die Schärfe der Auseinandersetzungen in Berlin und den anderen Großstädten des Deutschen Reiches spiegelte sich in Lautawerk in den Wochen nach dem 30. Januar 1933 so nicht wieder. Am 5. kamen SPD und KPD zusammen auf 60,81 Prozent der abgegebenen Stimmen. Die NSDAP erhielt 27,72 Prozent. Der Rest verteilte sich auf verschiedene bürgerliche Parteien.
Die Einwohner Lautawerks konnten sich den nach den Reichstagswahlen in ganz Deutschland ablaufenden Veränderungen nicht entziehen. Zunächst traten die bislang im Verborgenen mit den Nationalsozialisten sympathisierenden Einwohner Lautawerks offener hervor. Mitglieder der NSDAP, die ihre Mitgliedschaft geheim gehalten hatten, traten nun in Uniform auf. Soziale und wirtschaftliche Nachteile mussten sie wegen ihrer Gesinnung nun nicht mehr befürchten. Wer sich als Gegner der Nationalsozialisten sah, ließ sich das nicht anmerken. Es sei denn man hatte vorher in exponierter politischer Stellung für eine der antinationalsozialischen Parteien gearbeitet oder sich offen (auf Kundgebungen oder in Versammlungen bzw. in Schriften) für diese eingesetzt.
Die Einwohner Lautawerks waren, bis auf die von Lauta-Dorf, aus den verschiedensten Teilen Deutschlands gekommen. Im Vergleich zu ihren Herkunftsregionen ging es ihnen hier wirtschaftlich besser. Es gab Arbeit, aus den Baracken-Notunterkünften in Süd war man in moderne, helle Wohnungen mit Garten und Ställchen in Nord gezogen oder konnte sich in Süd ein Häuschen bauen. Das Werk und die Arbeit formten sie zu einer Gemeinschaft. Man musste sich auf der Arbeit aufeinander verlassen können und im privaten ordentlich miteinander umgehen, wollte man Konflikte von außen nicht in die Arbeitswelt hineintragen.
In einer Gewerkschaft zu sein, gehörte gewissermaßen dazu, oder in einem der verschiedenen Sport- bzw. Kulturvereine. Die SPD hatte in Brandenburg und im Kreis Calau das Sagen. Strebte man einen Posten im öffentlichen Dienst an, war es gut ihr Parteibuch zu besitzen. Gehörte man zur oberen Schicht der Hierarchie im Werk oder wollte in diese aufgenommen werden, war eine konservative politische und private Einstellung nicht verkehrt. Christen, ob Katholiken oder Protestanten, konnten sowohl sozialdemokratisch oder konservativ wählen.
Kein nationales Grüppchen oder Vereinchen, ja […] nicht einmal der im hiesigen Kreise stark vertretene Stahlhelm konnte hier Fuß fassen. Es hat zwar an Versuchen zu völkischer und nationaler Betätigung nicht gefehlt, jedoch handelte es sich immer um hoffnungslose Minderheiten, die sich zum Teil noch neutral tarnten. Sonst gab es weit und breit nur Marxisten aller Schattierungen und den bürgerlichen Brei der Mitte.1
Die Klage des Vorsitzenden der NSDAP-Ortsgruppe Lautawerk, Schuster, aus dem Jahr 1941 beschreibt die Situation im Jahr 1933 sehr gut. Dennoch ist das Tempo erstaunlich, mit dem sich die Einwohner Lautawerks von der demokratischen Weimarer Republik ab- und dem autoritären neuen nationalsozialistischen Staat zuwandten. Bereits am 1. Mai 1933 waren die Häuser in den Hauptstraßen mit Hakenkreuzfahnen beflaggt, hatte die Zahl der Männer mit NSDAP-Parteiabzeichen am Revers auffällig zugenommen.
Präsent war die NSDAP in Lautawerk schon seit 1926. Bei einer Wahl in diesem Jahr soll sie drei Stimmen erhalten haben. 1928 Unternahmen Schuster und ein Herr Neumann den ersten Versuch der Gründung einer Ortsgruppe der NSDAP. Auf die von ihnen versandten 32 Einladungen kamen zwei Personen in das Versammlungslokal.
Bei der Reichstagswahl am 20. Mai 1928 kam die NSDAP auf 14 Stimmen, bei der Wahl zum Provinziallandtag Brandenburg am 17. November 1929 auf 63 Stimmen. Um in Lautawerk Fuß zu fassen, holten sich die Parteiaktivisten, wie Schuster schreibt, die “Unterstützung des NSDAP-Gauleiters Emil Stürtz”. An die Wahlversammlung im Oktober 1929 erinnert sich Schuster wie folgt:
Die Marxisten aller Schattierungen versprachen sich von dieser Versammlung einen Heidenspaß, doch wirkte die aus Großenhain zum Saalschutz beorderte SA, die erst verspätet eintraf, außerordentlich beruhigend auf heiße Gemüter. […] Vier Diskussionsredner wurden von dem Pg. Stürtz in seinem Schlußwort glänzend abgefertigt und am Schluß der Versammlung erklang das Horst-Wessel-Lied, damals noch dünn und von wenig Menschen Menschen gesunden. Es werden in Lautawerk nicht mehr als drei Menschen gewesen sein, die außer der SA und dem Redner das Lied kannten.2
Es kann sein, dass hier etwas durcheinandergebracht wurde. Denn Gauleiter des Gau Mark Brandenburg der NSDAP war zu diesem Zeitpunkt Emil Holtz. Der ehemalige Oberlehrer Holtz soll aber kein begnadeter Redner gewesen sein, weshalb man sich wohl den Westfalen Stürtz nach Lautawerk holte.
Im Verlauf des Wahlkampfes 1929 will Schuster in die NSDAP eingetreten sein und einen Stützpunkt der NSDAP in Lautawerk gegründet haben. Dieser gehörte zur NSDAP-Ortsgruppe Senftenberg.
Sieben Parteigenossen waren es bis zum März 1930, die dem Stützpunkt angehörten, nämlich die Pgn. E. Rüter, Pggn. Neumann, Grumt, Hildebrand, Peschke, Schuster und Pgn. Christa Rüter. …
Die propagandistische Arbeit erstreckte sich auf eine intensive Flugblatt- und Zeitungsverteilung in den Betrieben. Nach außenhin taten nämlich die Marxisten außerordentlich unnahbar. Wir hatten aber sehr bald herausbekommen, daß sie nationalsozialistische Druckschriften und Zeitungen mit wahrem Heißhunger verschlangen, wenn sie sich unbeobachtet fühlten. … Daneben wurden eifrig Flugschriften in den Siedlungen verteilt und mündliche Propaganda getrieben. So brachte uns die Reichstagswahl am 14. September 1930 in Lautawerk bereits 222 Stimmen… . Anfang September 1930 trat der Pg. Dr. Heintz in unsere Reihen. Ihm folgten nach der Reichstagswahl die Pgg. Böhnisch, Dr. Droßbach, Eckert, Kuno, Meier, Noll, Perschke jun. und Skotarek. Der Pg. Peschke ist inzwischen zum Gebietsführer der HJ aufgerückt. 3
Am 18. Oktober 1930 erfolgte die Gründung einer eigenen Ortsgruppe der NSDAP in Lautawerk. Ortsgruppenleiter wurde der Monteur Martin Grumbt. Ebenfalls 1930 soll die Hitler-Jugend durch den Sohn des Fleischers Fritz Peschke gegründet worden sein.
Mit dem Erstarken der NSDAP in ganz Deutschland, entwickelte auch die NSDAP-Ortsgruppe Lautawerk im Jahr 1931 größere Aktivitäten, konnte sich hinsichtlich der Zahl der Mitglieder aber nicht weiter entwickeln, wie Schuster schreibt.
Der 31. Mai 1931 sah den Führer Adolf Hitler zum ersten Male im damaligen Gau Ostmark. An dem Gautag in Frankfurt/O. nahmen teil die Pgg. Dr. Heintz, Peschke, Schuster und die Pgn. Christa Rüter.
Trotz intensiver Propaganda stagnierte die Ortsgruppe im Jahre 1931 fast gänzlich. …
Am 21.10.1931 sprach im Gasthaus “Nord” Pg. Naumann, Görlitz. Ihm folgte am Nachmittag des 15. November 1931 im Gasthaus “Kolle” ,Lautadorf, der Pg. Dr. Kieschke, Drebkau4, und dann kam der Tag, der zur Bewährungsprobe der Ortsgruppe werden sollte, der 26. November 1931, an dem Pg. Hinkler, Halle, im Gasthaus Süd sprechen sollte. … Hunderte von Menschen umsäumten das Lokal, als die SA-Männer einzeln oder in kleinen Gruppen anrückten. Jeder einzelne SA-Mann wurde sofort vom Rade gerissen. An allen Ecken und Enden entstanden Schlägereien. Schließlich erschien ein Auto der “Märkischen Volksstimme” Cottbus und verteilte Sonderausgaben, in denen die “Boxheimer Dokumente” in völlig entstellter und blutrünstiger Form wiedergegeben waren. Sie sollten die Stimmung zur Siedehitze bringen. Der Versuch des Versammlungsleiters, Pg. Schuster, die Versammlung zu eröffnen , mißlang völlig. Der Redner, Pg. Hinkler, mußte zugeben, daß hier eine ganz besonders fanatische und rohe Gegnerschaft sitzt. Die Versammlung wurde dann polizeilich geschlossen und die Nazis nach 12 Uhr unter polizeilichem Schutz nach Siedlung Nord gebracht. 5
Der hier beschriebene Vorgang rund um die “Boxheimer Dokumente” erinnert fatal an den Ablauf der Ereignisse im heutigen Deutschland nach dem 10. Januar 2024. An die “Geheimkonferenz in Neu Fahrland” am 25. November 2023.
Die Ortsgruppe hatte sich aber … damit das Recht auf Versammlungsfreiheit und das Recht auf die Straße erkämpft. Die Arbeiter im Lautawerk begannen hellhörig zu werden, denn auch sie sahen, daß es bei den Marxisten anscheinend mit dem Geist nicht mehr zu schaffen war, sondern daß dort nur noch brachiale Gewalt ein morsches System stützte. Viele Arbeiter gingen nachdenklich nach Hause. Die Gegner hatten dies auch bemerkt und so setzte später eine andere Form des Terrors ein, nachdem am 1. Januar 1932 der Pg. Dr. Droßbach die Leitung der Ortsgruppe übernommen hatte. Man boykottierte die Versammlungen und versagte den polizeilichen Schutz, was gleichbedeutend mit der Versagung der Versammlungsgenehmigung war. Unter allen diesen Vorzeichen standen die Versammlungen am 9.3.32 mit Pg. Redlich in Siedlung Süd, am 6.4.32 in Siedlung Nord mit dem Pg. Engel, Berlin und alle anderen Versammlungen des Jahres 1932. 6
Mitte 1932 entstand in Lautawerk eine Ortsgruppe der NS-Frauenschaft. Die Leitung hatte Christa Rüter. Die Büros der NS-Frauenschaft und anderer mit dem Nationalsozialismus verbundener Gruppierungen befanden sich im “Haus der SA” (nach 1945: Thälmann-Haus). Nach 1933 Straße der SA 36. Die Reichstagswahl am 6. November 1932 beendete die NSDAP zwar als stärkste Kraft. Ihr Aufschwung war aber erst einmal gestoppt und die von ihren Mitgliedern erhoffte nahe Übernahme der Regierung nicht mehr in Sichtweite.
Schuster in seinem Erinnerungsbericht über diese Zeit:
Am 31. Mai 1932 wurde auch in Lautawerk mit dem Abgang Brünings eine Erleichterung spürbar. Der November 1932 brachte dann noch einmal einen Rückschlag, mit dem sich auch in der Ortsgruppe Lautawerk die Spreu vom Weizen trennte. Machtvoll brach dann der 30.1.33 herein. 7
Vorbemerkung:
Überall in Deutschland gibt es seit einigen Wochen Demonstrationen “gegen Rechts“. Unterschiedlichste Spruchbänder oder Plakate sind auf ihnen zu sehen, darunter auch “Nie wieder“. Gemeint ist damit: Nie wieder eine solche Entwicklung in Deutschland, die 1933 begann und 1945 mit der Niederlage des Deutschen Reiches in dem 1939 vom Zaun gebrochenen 2. Weltkrieg endete.
Aus der Rückschau von heute auf 1945 betrachtet, ist das richtig. Aber 1933 hatten die Menschen in ganz Deutschland nicht die Fähigkeit, zu sehen, wie es in Deutschland im Jahr 1945 aussehen würde. Sonst hätten sie sich vermutlich anders entschieden.
Auch wir heute Lebenden sind kaum in der Lage, konkret voraussagen zu können, wie es in der nahen und fernen Zukunft in Deutschland, in Europa oder in der Welt aussehen wird. Wir können auf Ereignisse aus der Geschichte zurückgreifen, um Voraussagen zu treffen. Aber hilfreich bzw. aussagekräftig ist das nur bedingt. Vor allem ist es dann nicht hilfreich, wenn Allgemeinplätze verwendet werden und auf die Analyse der jeweiligen konkreten Situation verzichtet wird.
Der Wahlsieg der NSDAP führte zu einem Umbau der Gesellschaft. Die Parteien und Organisationen der Weimarer Republik wurden aufgelöst oder, wie viele Vereine, gleichgeschaltet. Die kommunalen Verwaltungen wurden von NSDAP-Mitgliedern oder von den Nationalsozialisten nahe stehenden Personen übernommen. Eine wichtige Rolle beim Umbau in Lautawerk spielte die Vereinigte Aluminium-Werke AG (VAW). Wer in Lautawerk bleiben und sein Einkommen behalten wollte, musste sich fügen und einordnen.
Aber wie lief der Umbau der Gesellschaft in Lautawerk ( Nord und Süd), Lauta-Dorf, Torno, Leippe und Laubusch konkret ab? Wir wissen es nicht! Es ist nie aufgearbeitet worden. Also: Können wir nur spekulieren und versuchen, die wenigen Fakten an der richtigen Stelle einzuordnen.
Mit dem Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich, RGBl. I S. 141 vom 24. März 1933 (kurz: Ermächtigungsgesetz) übertrug der Deutsche Reichstag die gesetzgebende Gewalt de facto vollständig auf die neue Reichsregierung unter Adolf Hitler und hob damit die für eine demokratische Staatsordnung konstituierende Gewaltenteilung auf. Dieses Ermächtigungsgesetz, beschlossen am 23. März und tags darauf verkündet, bildete zusammen mit der Verordnung des Reichspräsidenten vom 4. Februar und der Reichstagsbrandverordnung vom 28. Februar 1933 die Grundlage für die Errichtung der nationalsozialistischen Diktatur.
Am 7. April 1933 wurde das “Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums” in Kraft gesetzt. Das bot die Grundlage, um den bisherigen Gemeindevorsteher von Lautawerk, Arthur Gründlich (SPD), zu entlassen und ihn durch Dr. Paul Ferdinand Drossbach (NSDAP) zu ersetzen.
Arthur Gründlich wurde am 31.Mai 1888 in Biehla bei Elsterwerda geboren. Er studierte Rechtswissenschaften in Lausanne, Genf, München und Halle/Saale. Krieg und Wehrdienst von 1914 bis 1918 unterbrachen seine berufliche Entwicklung. Als 1919 die Stelle des Bürgermeisters von Sangerhausen ausgeschrieben wurde, bewarb sich Gründlich dafür. und wurde für eine Amtsdauer von zwölf Jahren gewählt.
1924 hatten sich die Mehrheitsverhältnisse in der Stadtverordnetenversammlung von Sangerhausen verändert. Die rechten Parteien drängten auf die Abberufung des Bürgermeisters. Nach vielem Hin und Her schied er am 1. Mai 1924 aus dem Amt aus. Anfang 1925 wurde der Sozialdemokrat Gründlich zum hauptberuflichen Gemeindevorsteher von Lauta-Lautawerk gewählt. Er engagierte sich auch ehrenamtlich, so im Kreisvorstand Calau des Landegemeindeverbandes, als Schöffe bei der Strafkammer in Cottbus und als Mitglied im Gemeindekirchenrat der evangelischen Kirchengemeinde Lautawerk. Seine Frau, Irma Gründlich, engagierte sich für die Arbeiterwohlfahrt (AWO), baute die lokalen AWO-Strukturen in Lautawerk auf und übernahm deren Leitung. Das Adressverzeichnis von 1929 führt ihn als Bürgermeister a. D. ( was sich vermutlich auf seine Tätigkeit in Sangerhausen bezieht) und Gemeindevorsteher. Er wohnte in der Weststraße 8. Im März 1933 wurde Gründlich als Amtsvorsteher und kurz darauf als Gemeindevorsteher beurlaubt. Damit endeten auch seine ehrenamtlichen Tätigkeiten sowie die seiner Frau. Auf Grundlage der Verfügung zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 wurde Gründlich offiziell als Amts- und Gemeindevorsteher der Gemeinde Lautawerk ohne Versorgungsbezüge entlassen. Sein noch aus Sangerhausen herrührendes Ruhegeld wurde gestrichen und ihm die Dienstwohnung in der Weststraße gekündigt.
Im März 1934 verließen Gründlichs Lautawerk und zogen nach Berlin-Pankow. Ab 1935 führt ihn das Adressbuch von Berlin als “Bürgermeister a.D.” und wohnhaft in Berlin-Pankow, Prenzlauer Promenade 185. Um die Arbeitslosigkeit zu mildern, arbeitete Arthur Gründlich als Versicherungsvertreter, und kam auch so über den Krieg. 1960 ist Arthur Gründlich in Berlin-Prenzlauer Berg verstorben. 8
In der Amtszeit von Arthur Gründlich in Lautawerk wurde u.a. das Schwimmbad gebaut, entstand der Konsum-Hof in Süd und bekamen die Lautawerker verschiedene Kinder- und Jugendeinrichtungen.Paul Ferdinand Drossbach, geb. 22. August 19009 in Freiberg (Sachsen). Seine Schulzeit verbrachte er in Bautzen in Sachsen. Nach Erlangen der Volljährigkeit wurde Drossbach für einige Monate zum Heeresdienst eingezogen. Im Dezember 1918 zurückgekehrt, arbeitete er für kurze Zeit in Zwickau im Bergbau. Durch diese Tätigkeit beeinflusst, begann er ein Studium der Metallhüttenkunde an der Bergakademie in Freiberg auf. 1926, ein Jahr nach seinem Abschluss, promovierte er an der Technischen Hochschule in Dresden. Es folgte eine Labortätigkeit im Vereinigten Aluminium Werk Lautawerk (VAW). Nebenbei arbeitete er an einer Aufbereitungsanlage, die der Herstellung von Tonerde aus einheimischem Ton diente. Aufgrund des dadurch gesammelten Wissens, holte man ihn 1930 nach Porto Marghera (Venedig). Dort setzte er eine Aufbereitungsanlage für die Produktion von Tonerde in Betrieb. Nach beendeter Arbeit nahm Drossbach wieder seine Tätigkeit im Lautawerk auf. Möglicherweise beeinflusst durch die Erlebnisse in Italien unter Mussolini wurde er Mitglied der NSDAP. Das Bekanntwerden der Mitgliedschaft führte zu seiner Entlassung durch die VAW. Drossbach konzentrierte sich von da an auf seine politischen Aktivitäten. 1933 wurde er zum kommissarischen Bürgermeister Lautawerks ernannt. Drossbach bevorzugte aber eine Anstellung an der Technischen Hochschule in Stuttgart. Dort beschäftigte er sich vor allem mit der Gewinnung von Aluminium. 1936 kehrte er an die Dresdner Technische Hochschule zurück, wo er sich mit der Schmelzflusselektrolyse beschäftigte. Seine Habilitationsschrift thematisierte die Elektrolyse geschmolzener Salze. Bis zu seinem Tod war er weiterhin wissenschaftlich tätig, vor allem in München.
Am 7. Juni 1974 ist Paul Ferdinand Drossbach in München verstorben.10
Kurt Nerlich (NSDAP) wurde der Nachfolger von Drossbach und blieb dies bis 1945.
Kurt Nerlich war von Beruf Kaufmann und wohnte 1929 in der Weber-Urban-Allee 24. Von 1946 bis 1951 in der Weststraße 4. Der Dienstwohnung für den Gemeindevorsteher.
Wie sich die Maßnahmen auf die Mitarbeiterschaft der Gemeindeverwaltung ausgewirkt hatten, ist nicht bekannt. Wer nachweislich Mitglied der SPD war oder Sympathisant der Partei, wurde entlassen. Bleiben konnten Mitglieder und Sympathisanten der NSDAP oder rechtskonservativer Parteien bzw. Gruppierungen.
Das Lautawerk der VAW war das wichtigste Unternehmen im Ort. Die Gemeindeverwaltung musste mit ihm zusammenarbeiten, um die Entwicklung der Industriearbeitergemeinde weiter zu betreiben bzw. das bereits Geschaffene zu sichern. Drossbach hatte die Aufgabe, den Einfluss der NSDAP auf das Werk zu sichern und dafür Sorge zu tragen, das Partei- und Werksführung sowie Gemeindeverwaltung miteinander harmonierten.
Bereits am 14. März 1933 hatte er dafür den ersten Schritt getan. An diesem Tag gingen in der Reichskanzlei in Berlin zwei Telegramme ein. Das erste kam von dem Mitglied der NSDAP-Fraktion des Preußischen Landtages, Richard Preiß.
wir erbitten sofortige abberufung des aufsichtsratsvorsitzenden von oberhuetten von der porten levy [sic] und hiesiger generaldirektion. schutz fuer nationalsozialistische arbeiter und angestellte. einsetzung eines nationalsozialistischen reichskommissars zur saeuberung der reichseigenen staatlichen u. subventionierten betriebe. grosse erregung wegen rigoroser abbaumassnahmen.
preiss landtagsabgeordneter11
Das zweite kam aus Lautawerk vom damaligen Leiter der NSDAP-Ortsgruppe und späteren Gemeindevorsteher, Paul Ferdinand Drossbach.
nationalsozialisten in groesster empoerung über juedischen Generaldirektor reichsaluminiumwerke von der porten frueher moritz levi sofortige abberufung und einsetzung reichskommissars zur saeuberung reichswerke notwendig.
ortsgruppe lautawerk drossbach 12
Gleichlautende Telegramme hatte auch das Reichswirtschaftsministerium erhalten. Dieses unterrichtete die Staatskanzlei, dass in Oberschlesien von 9.000 Stellen lediglich 200 abgebaut würden. Unter dem 17. März 1933 wurde in der Reichskanzlei in einem Aktenvermerk festgehalten, dass “die Angelegenheit … durch Abberufung des Aufsichtsratsvorsitzenden, Generaldirektor v. d. Porten erledigt worden “sei.13
Der gesteuerte nationalsozialistische Volkszorn hatte in Lautawerk mit Max von der Porten sein erstes prominentes Opfer gefordert, zumal ein jüdisches. Dass die “Nationalsozialisten (von Lautawerk) in groesster Empörung” über den Aufsichtsratsvorsitzenden gewesen sein, muss angezweifelt werden. Es ist davon auszugehen, dass die Einwohner Lautawerks nicht von seiner jüdischen Familiengeschichte wussten. Sie werden ihn nur als Namensgeber für eine Straße in Lautawerk gekannt haben: die damalige von-der Porten-Straße und heutige Nordstraße.
1933 mussten weitere drei Vorstandsmitglieder aus verschiedenen Gründen gehen. Der VAW-Vorstand verlegte seinen Sitz nach Berlin. In Lautawerk verblieb eine Restverwaltung, die der ehemalige Direktionsassistent Otto Jöckel leitete.
Ab März 1933 fanden in Deutschland Betriebsratswahlen statt. Die Nationalsozialistische Betriebszellenorganisation (NSBO) erhielt dabei nur ein Viertel der Stimmen. Eine große Mehrheit der Arbeiter hatte für die Listen der freien Gewerkschaften gestimmt. Um ihre Niederlage nicht zu offensichtlich werden zu lassen, erklärten die Nationalsozialisten am 4. April 1933 die Betriebsratswahlen per Gesetz für beendet. Dennoch unterwarf sich ihnen der Allgemeiner Deutscher Gewerkschafts Bund (ADGB). Am 9. April 1933 erklärte er, die in „jahrzehntelanger Arbeit geschaffenen Selbstverwaltungsorganisationen der Arbeiterschaft in den Dienst des neuen Staates zu stellen.“ Das kam der NSDAP entgegen. Zunächst eignete sie sich den 1. Mai als “Tag der Arbeit”. Am 2. Mai 1933 besetzte sie die Gewerkschaftshäuser und deren Büros innerhalb und außerhalb der Betriebe. Jegliche gewerkschaftliche Betätigung wurde verfolgt.
Propagandaminister Joseph Goebbels notierte in sein Tagebuch: „Gewerkschaften wie verabredet planmäßig besetzt. Kein Zwischenfall. Bonzen verhaftet. Das geht wie am Schnürchen.“14
Die NSBO übernahm die vollständige Kontrolle in den Betrieben. An die vormaligen Angestellten des ADGB erging die Aufforderung, unter NSBO-Kommissaren loyal weiterzuarbeiten. Am 10. Mai 1933 wurde die Deutsche Arbeitsfront (DAF) gegründet. Die Mitgliedschaft in der DAF war “freiwillig, aber erwünscht“. Das Streikrecht war abgeschafft.
„Das Ziel der Deutschen Arbeitsfront ist die Bildung einer wirklichen Volks- und Leistungsgemeinschaft aller Deutschen. Sie hat dafür zu sorgen, dass jeder einzelne seinen Platz im wirtschaftlichen Leben der Nation in der geistigen und körperlichen Verfassung einnehmen kann, die ihn zur höchsten Leistung befähigt und damit den größten Nutzen für die Volksgemeinschaft gewährleistet“ – Hitler, Verordnung über Wesen und Ziel der DAF, 1934, § 2
Zu Beginn jedes Lehrjahres gab es immer eine Feier, um den Lehrlingen bewusst zu machen, was von ihnen erwartet wurde. Der Zeitungsbeitrag unten vom 2./3. April 1942 beschreibt eine solche Veranstaltung im Lehrlingswohnheim der VAW, dem späteren Lehrlingswohnheim des Kraftwerks Lauta.
“Betriebsleiter Ingenieur Peltz” war Georg Peltz, nach eigenen Angaben, seit 1. April 1933 Mitglied der NSDAP und bereits schon vor 1933 Mitglied des Aufsichtsrates der “Heimstätten eGmbH Lautawerk”. Peltz wohnte 1929 im Haus Schmuckhof 18. Im Jahr 1937 Kurmarkallee 55. Wo er auch 1941 erfasst ist.
Bei dem “Betriebsobmann John” kann es sich um den Arbeiter Joseph John handeln. 1929 wohnte er in der Bolzanistraße 1, 1937 in der Dionstraße 15 und 1941 Hermann-Göring-Str. 15.
Der namentlich nicht genannte “Betriebsführer” war der Oberingenieur Wilhelm Todt, Vorstandsmitglied der VAW-AG und Betriebsführer des Lautawerks von 1937 (?) bis 1945. 1937 wohnte er Pistorstraße 40 bzw. 1941 Richthofenstraße 40 (Nordstraße).
Der “Betriebsjugendwalter” ist namentlich noch nicht bekannt.
Die Organisation der DAF in den Betrieben sollte möglichst nach einem bestimmten Schema geschehen.[5] Folgende Organisationsstruktur sah die DAF als ideal an: An der Spitze der Betriebsobmann. Diesem sollten ein Betriebsjugendwalter und eine Betriebsjugendwalterin für die Auszubildenden, eine Frauenwalterin, ein Sportwart, ein Arbeitsschutzwalter, ein Berufswalter, ein Gesundheitswalter und ein KdF-Wart zur Seite stehen. Die Belegschaft wurde in Betriebsblöcke und Betriebszellen unterteilt. 15 bis 20 Betriebsmitglieder bildeten einen Betriebsblock, während eine Betriebszelle aus vier bis acht Betriebsblöcken bestand.
Die Rahmenbedingungen für die Tätigkeit der Unternehmen hatten sich damit zum Positiven für die Unternehmer verändert. Das bedeutete aber nicht, dass die Arbeiter vollständig auf alles verzichten mussten, was es bereits vor 1933 gab.
Kulturelle und sportliche Aktivtäten wurden weiterhin gefördert. Soziale Einrichtungen, wie Betriebsküche, -verkaufsstelle oder -ambulatorium, bestanden weiter. Kinderbetreuung fand weiterhin statt.
Für die Kinder und Jugendlichen in Lautawerk und Lauta-Dorf waren die Veränderungen nach dem 30. Januar 1933 vermutlich einschneidender und prägender als für ihre Eltern. Doch auch darüber haben wir leider keine konkreten Informationen.
In dem sehr stark von der Sozialdemokratie geprägten Lautawerk werden die organisierten Kinder und Jugendlichen einer ihrer Organisationen angehört haben. Das waren zunächst Gliederungen der Reichsarbeitsgemeinschaft der Kinderfreunde (RAG). Gegen Ende der 1920er Jahre die “Roten Falken“. Sie gliederten sich nach Alter, für die jüngeren Kinder die “Jungfalken” und für die älteren die “Roten Falken”, und entsprechend der territorialen Organisationsstruktur der SPD. Kinder im Alter von 10 bis 14 Jahren aus kommunistischen Elternhäusern gehörten dem Jung-Spartakus-Bund an, ab 1930 Rote Jungpioniere. Kommunistische Jugendliche dem Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJV). Jugendliche, die weder mit der SPD noch mit der KPD etwas im Sinn hatten, gehörten der “Bündischen Jugend” an. Seit 1926 gab es in Lautawerk auch eine Gruppe der Hitlerjugend (HJ).
Sozialdemokratische und kommunistische Kinder- und Jugendorganisationen wurden bis Mitte 1933 aufgelöst oder in die HJ eingegliedert. Kinder und Jugendliche mussten sich einer der von der NSDAP geschaffenen Organisationen anschließen. Das waren die Hitlerjugend (HJ) und der Bund Deutscher Mädel (BDM). Die Mitgliedschaft war zumindest bis 1939 freiwillig. Mit dem Gesetz über die Hitler-Jugend vom 1. Dezember 1936 war sie aber zur alleinigen Autorität in allen Kinder und Jugendliche betreffenden Fragen gemacht worden.
Die Hitlerjugend bestand aus aus dem Jungvolk (JV, 10-14 Jahre, 1931 gegründet), der Hitlerjugend (HJ, 14-18 Jahre, am 4. Juli 1926 gegründet und bis 1932 der Sturmabteilung [SA] unterstellt), den Jungmädeln (JM, 10-14 Jahre) und dem Bund Deutscher Mädel (BDM, 14-18 Jahre, 1930 gegründet) sowie diversen Sondereinheiten (z. B. Motor-, Marine-, Flieger-HJ). 1938 kam noch das BDM-Werk “Glaube und Schönheit” für 17- bis 21-jährige Frauen hinzu.
Territorial gliederte sich die HJ in Gebiete bzw. der BDM in Obergaue. Diese waren hierarchisch abgestuft in Banne, Stämme, Gefolgschaften, Scharen und Kameradschaften, analog beim BDM untergliedert in Obergau, Untergau, Mädelring, -gruppe, -schar und -schaft. 15
Die Jugendlichen der HJ und des BDM aus Lautawerk wurden als Gebiet Mark Brandenburg dem NSDAP-Gau Berlin-Brandenburg zugeordnet.
Jeden Mittwoch trafen sich die die unteren HJ-Einheiten zum Heimabend (bei den Jüngeren zum Heimnachmittag). Wo ein HJ-Heim vorhanden war, fanden die Treffen dort statt. … Hier wurden neue Lieder gelernt, es wurden Fahrten und Veranstaltungen organisiert, vorgelesen, gebastelt und gewerkt, die theoretischen Grundlagen für den „Geländedienst” erarbeitet und die neuen Themen der weltanschaulichen Schulung durchgenommen.
Als Ziel des Heimabends galt im BDM die „Erziehung der Mädel zum Nationalsozialismus, d.h. zur Deutschheit, zur Volksgemeinschaft, zu Wahrerinnen deutschen Blutes, deutscher Kultur, deutscher Art und Sitte, zu körperlicher und seelischer Gesundheit und Gradheit.”[1] Im Jungvolk ging es vor allem darum, den Jungen „lebende Männer, Helden und heldische Taten” vor Augen zu führen, an denen sie sich „begeistern und entzünden” konnten, um sie so zu „Treue und Disziplin” zu erziehen.[2] Darauf aufbauend sollte in der HJ „ein klares Bild [ihres] Volkes und der politischen und weltanschaulichen Ziele des Nationalsozialismus” vermittelt werden.16
In Lautawerk trafen sich die Jungen und Mädchen entweder in der Nord-Schule oder im Frauenschaftsheim an der Bauermühle (nach 1949: Station Junger Techniker und Naturforscher).
Im März gab es jedes Jahr den “Tag der Verpflichtung der Jugend“. Dabei handelte es sich um die feierliche Aufnahme in eine der Jugendorganisationen der NSDAP. Einen Eindruck über den Ablauf eines solchen Tages in Lautawerk vermittelt der Zeitungsbeitrag vom 24. März 1942.
Der im Lautawerk tätige Chemiker Dr. Konrad Steinhäuser war 1942 Ortsgruppenleiter der NSDAP. Er wohnte in der Richthofenstr. 25 (Nordstraße).
Ein weiterer der Jugend gewidmeter Tag war der “Staatsjugendtag“. Er wurde mit einer Verfügung des Reichsjugendführers Baldur von Schirach vom 7. Juni 1934 eingeführt und bestand bis zum 1. Dezember 1936. Schüler, die der Hitlerjugend angehörten, waren danach an Samstagen vom Schulunterricht befreit bzw. für Veranstaltungen der HJ freigestellt, während Schüler, die nicht der HJ angehörten, dort zur „nationalpolitischen und weltanschaulichen Schulung“ zu erscheinen hatten. Mit der gesetzlichen Verpflichtung der gesamten Jugend zum Dienst in der HJ ab Dezember 1936 wurde der Staatsjugendtag abgeschafft.
Vereine, die dienlich waren für den nationalsozialistischen Volksgemeinschaftsgedanken, konnten weiterarbeiten.
Besondere Höhepunkte im Leben der Arbeiterschaft und der Bevölkerung waren mit der Massenorganisation “Kraft durch Freude” (KdF) durchgeführte Aktivitäten.
Betriebsausflug der Lautawerker in die Sächsische Schweiz, um 1937. Ihre Kinder wurden für diese Zeit und über Nacht im Frauenschaftsheim Bauernmühle betreut.
Um die Rundfunkpropaganda flächendeckend einsetzen zu können, bauen die Nazis die Sende- und Empfangsmöglichkeiten aus. 1933 wird der preiswerte “Volksempfänger” auf den Markt gebracht, der hinter vorgehaltener Hand als “Goebbelsschnauze” bezeichnet wird. Nach Meinung von Reichssendeleiter Hadamovsky darf es “nicht einen Volksgenossen geben, der kein Rundfunkgerät besitzt”. Als weiteres Mittel der Beeinflussung wird der “Gemeinschaftsempfang” im Betrieb und in Ämtern angeordnet.17
Der Werksfunk spielte auch im Lautawerk eine sehr große Rolle. Darüber hinaus wurden an wichtigen Knotenpunkten im Gemeindegebiet Lautsprecher angebracht, über die die wichtigsten Informationen verbreitet wurden und an denen sich die Einwohner, die über keinen “Volksempfänger” verfügten, sich einzufinden.
Die wichtigsten Zeitungen, wie “Völkischer Beobachter” und “Der Stürmer“, waren zu abonnieren oder wurden in Schaukästen ausgehangen.
Der per Telegramm ausgeführte und antisemitisch geprägte Angriff des NSDAP-Ortsgruppenleiters und späteren Gemeindevorstehers Paul Drossbach gegen den VAW-Aufsichtsratsvorsitzenden Max von der Porten am 14. März 1933 ist das erste Beispiel für Antisemitismus in und im Lautawerk.
In der Ausgabe 23/1936 veröffentlichte “Der Stürmer” auf Seite 10 ein mit “W.” unterschriebenen Leserbrief der NSDAP-Ortsgruppe “Grube Erika”. Der Verfasser denunziert darin öffentlich Einwohner von Lautawerk, weil sie Wein von einem Unternehmen gekauft hätten. das einen jüdischen Eigentümer habe.
Es könnte sich um Kesselring Conrad & Co Weinbau u. Weinhandlung18 (1902, 1951) aus Kitzingen in Unterfranken gehandelt haben. Aus den Archivunterlagen geht nicht hervor, dass es sich hier um ein jüdisches Unternehmen gehandelt habe. Es hat den Anschein, als ob sich ein “Geschäftsmann namens W.” an Konkurrenz rächen wollte. Und da machte es sich gut, diese als jüdisch zu denunzieren. Auch wenn es möglicherweise nicht der Wahrheit entsprach. Der Firma schien die Denunziation nicht geschadet zu haben, wie ein 1938 ausgestellter Wechsel19 belegt.
Weitere Beispiele für Antisemitismus in Lautawerk sind nicht überliefert. Hierbei spielt wohl eine Rolle, dass es unter den Arbeitern im Lautawerk wohl Protestanten und Katholiken gab, aber keine Juden. Und selbst wenn, wären sie nicht aufgefallen. Es sei denn, übereifrige nationalsozialistische Verwaltungsbeamte wollten unbedingt Juden aufspüren und sich damit wichtig machen. In Senftenberg und Hoyerswerda gab es dagegen wirkliche Fälle von Judenverfolgung.
Da es an Akten aus der Zeit nach 1933 fehlt, müssen wir uns vor allem auf Bilder beschränken, um zu erfahren, wie sich die Herrschaft der Nationalsozialisten in Lautawerk konkret zeigte. In der Rückschau auf die Zeit zwischen 1933 und 1945 werden den Nationalsozialisten bauliche, technische und soziale Leistungen zugesprochen. Der Mythos “Autobahnbau” steht dabei an erster Stelle.
Ausgeblendet wird jedoch, dass vieles davon bereits in den Jahren vor 1933 theoretisch und planerisch vorbereitet war. Die Weltwirtschaftskrise ab 1929, Beschränkungen durch den Versailler Vertrag und die für eine demokratische Gesellschaft geltenden gesetzlichen Rahmenbedingungen erschwerten bzw. verhinderten die Umsetzung der Planungen.
In Lautawerk ist es diesbezüglich einfacher zwischen dem zu trennen, was für die Entwicklung der Industriearbeitergemeinde vor 1933 getan wurde und was danach.
In den 1930er Jahren entwickelten sich in Richtung Bahnhof die heutige Mittelstraße und die heutige Karl-Liebknecht-Straße, mit Geschäften, Sozialeinrichtungen und Wohnungen. Die Wohnhäuser an der Senftenberger Straße westlich der Berliner Straße entstanden in Lauta-Nord, die Bebauung des nördlichen Abschnitts der Berliner Straße erfolgte sowie 1939 die Errichtung der sogenannten Arbeitsfrontsiedlung “Neue Heimat” zwischen Senftenberger Straße, Mittelstraße und Passauer Straße. Der Sportplatz entstand und das spätere Thälmann-Haus.
In Lauta-Süd konzentrierte sich die Entwicklung auf den Ausbau der Siedlung zwischen der heutigen Friedrich-Engels-Straße und der Bahnlinie sowie auf den Bau der Siedlung südlich der Bahnlinie in Richtung Torno. Die “Musikersiedlung” entstand unter anderem 1940. Ursprünglich für 5.000 Einwohner geplant. Kriegsbedingt aber nur teilweise realisiert.
Mit Werksförderverträgen bauten die öffentlichen Wohnungs- und Siedlungsgesellschaften “Brandenburgische Heimstätten”, “Kurmärkische Kleinsiedlung” und “Gemeinnütziges Siedlungs- und Wohnungsbauunternehmen” ab 1934 die Siedlung südlich der Bahnlinie Richtung Torno. Im Dorf wurde 1935 die neue Schule eingeweiht. In der heutigen Karl-Liebknecht-Straße wurden 1938 fünf Häuser als Altersheime errichtet. Im gleichen Jahr war die Eröffnung der “Regina-Lichtspiele”. 1942 wurde in Süd die Schule eröffnet. 1943 erhält Lautawerk einen eigenen Haltpunkt für Züge im normalen Reiseverkehr: Lautawerk/NL.
An der Ecke Mittelstraße/Friedrich-Engels-Straße zog 1940 in einen vorbildlich gestalteten Komplex der Kindergarten West ein. Auch das in unmittelbarer Nachbarschaft errichtete Sozialgebäude (heute: u. a. Caritas-Seniorenklub) dient seit seiner Übergabe sozialen Zwecken.
Um 1500 ließ Herzog Georg der Bärtige von Sachsen, Herzog des albertinischen Sachsen, (1471-1539) auf dem zwischen Lauta und Großkoschen gelegenen und im 18. Jahrhundert als “Olymp der Niederlausitz” bezeichneten Koschenberg eine Kapelle bauen. Geweiht wurde sie dem Heiligen Laurentius und ihr Bau hatte sowohl eine symbolische, kirchenpolitische Bedeutung als auch eine praktische. 1512 erhielt die St. Laurentius-Kapelle eine Glocke. Bis 1539 wurden die sich als Christen und Katholiken verstehenden Gläubigen mit ihr zum Gebet gerufen. Die Einführung der Reformation im albertinischen Sachsen bedeutete ihr Ende. Die Kapelle verfiel und wurde fünfzig Jahre später abgerissen.
Bereits vorher gab es in Lauta eine Kirche mit Glockenturm. 1501 hatte sie eine große Glocke erhalten. Im 17. Jahrhundert wurde die Kirche nach Zerstörung massiv erneuert und steht noch heute. Damit ist die Kirche von Lauta-Dorf die zweitälteste, erhaltene Kirche der Herrschaft und späteren Amtes Senftenberg. Die Peter-Paul-Kirche in Senftenberg wurde in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts gebaut und geweiht. Die Kirche in Klettwitz um 1540. 1944 erhielt die Kirche von Lauta-Dorf durch Beschluss des Gemeindekirchenrates den Namen “Laurentius-Kirche”.
Der nachfolgende Text ist ein Versuch, Licht in das bis heute bestehende Dunkel um die Entstehung der St. Laurentius-Kapelle und der Kirche von Lauta-Dorf zu bringen.
1500 übernahm Herzog Georg vollständig die Regierungsgeschäfte im albertinischen Sachsen. Seit 1488 hatte er in Vertretung seines Vaters bereits verschiedene Aufgaben wahrgenommen, darunter die Bergwerksangelegenheiten. Er beaufsichtigte die Münzstätten und kümmerte sich um die Kirchenangelegenheiten.
Das Bistum Meißen wurde seit 1486 von Bischof Johann VI. von Saalhausen geführt. Johanns Amtszeit als Bischof fiel in ein Jahrhundert, in der sich die vom Papst in Rom geführte christliche Kirche verschiedener Reformbewegungen erwehren musste.
Das Bistum umfasste vom Jahre 1346 bis 1539:
1. fünf Propsteien
Meissen mit den sechs Bezirken(Sedes, Sitze) : Meissen, Döbeln, Freiberg, Oschatz, Lommatzsch, Rosswein
Wurzen mit den drei Sedes : Wurzen, Döben (Dyben), Leisnig
Riesa mit den drei Sitzen zu Riesa, Sayda und Wilandsdorf
Hayn (Grossenhain) mit einem Bezirk
Bautzen mit einer Sedes;
2. zwei Decanate
Meissen mit Herzberg, Mühlberg, Prettin
Bautzen mit zehn Sedes, nämlich: Bautzen, Kamenz, Löbau, Hohnstein mit Sebnitz, Stolpen, Görlitz, Sorau, Lauban, Reichenbach und Seidenberg ;
3. drei Archidiaconate
Nisan mit den Bezirken Dresden, Dippoldiswalde, Pirna, Radeberg
Chemnitz mit Chemnitz, Stollberg, Waldenburg und Wolkenstein
Zschillen mit einer Sedes ;
4. die Oberlausitz mit der Sedes Bischofswerda
5. die Niederlausitz mit dreizehn Sedes. 1 Diese Sedes waren vor 1500: Senftenberg, Spremberg
Welche Kirchen konkret wo zugeordnet waren, ließ sich bislang nicht klären.
Bis zum Auftreten von Martin Luther im Jahr 1517 waren die Hussiten seit 1415 in der Lausitz der religiöse Hauptgegner. Der Hussiteneinfall in die Mark Brandenburg 1432 markierte den Höhepunkt der kriegerischen Auseinandersetzung zwischen römischen und reformierten Christen. Georg von Podiebrad, 1458 bis 1471 König von Böhmen, verfolgte nach dem Ende der Hussitenkriege die verbliebenen radikalen Hussiten, vertrat aber weiterhin eine Loslösung von Rom. Im April 1467 kulminierten die Auseinandersetzungen in einem Krieg zwischen König Georg und einem Bund katholischer Herren. Er erfasste auch die Oberlausitz. Dort fiel im ersten Kriegsjahr der Sechsstädtebund (Bautzen, Görlitz, Zittau, Kamenz, Lauban und Löbau) vom König ab. Religiöse Auseinandersetzungen zwischen Papstanhängern und Reformierten erfassten die Gebiete der Sechsstädte und führten teilweise zu militärischer Gewalt, wie im Herbst 1467 in Hoyerswerda.
Friedrich von Schönburg war einer der wenigen Anhänger des utraquistischen Böhmenkönigs Georg von Podiebrad. Der König hatte ihm 1454 wieder zu seiner Herrschaft verholfen, nachdem Hoyerswerda 1448 erneut vom sächsischen Kurfürsten eingenommen worden war. Nachdem sich die Oberlausitzer Stände von König Georg losgesagt hatten, sammelten sich auf der Burg Hoyerswerda dessen verbliebene Anhänger. Deshalb begannen die Oberlausitzer unter Führung des Landvogts Jaroslav von Sternberg im Herbst 1467 mit der Belagerung. Im August des Folgejahres musste sich die Burgbesatzung ergeben und die Veste wurde niedergerissen. Bis 1490 blieben Stadt und Herrschaft Hoyerswerda in der Hand der Landvögte, dann wurden sie vom neuen böhmischen König Vladislav II. an die Schönburger zurückgegeben. (Quelle: Wikipedia)
Die Monate zwischen Herbst 1467 und August 1468 hatten auch Auswirkungen auf die zur Herrschaft Hoyerswerda gehörenden Orte, auf das von drei Seiten von der Herrschaft Hoyerswerda eingeschlossene Lauta und auf das albertinische Herzogtum Sachsen insgesamt. In erster Linie ging es für die Hauptakteure dieser Zeit (Herzog, Bischof und Amtsleute) um die Frage: Wie positionieren? Papst oder böhmischer König?
Kurfürst Ernst von Sachsen, auf dessen Gebiet sich Lauta und die über ihm stehende Herrschaft Senftenberg befanden, waren bei der Suche nach einer Antwort keine große Hilfe. Mit dem Vertrag von Eger 1459 hatte er die Beziehungen zwischen Böhmen und Sachsen territorial geregelt. Die Grenzen verliefen auf dem Kamm des Erzgebirges und in der Mitte der Elbe. Streit mit Böhmen versuchte er tunlichst zu vermeiden. Zumal es auch dynastische Verbindungen zwischen ihm und Böhmen gab. Somit beteiligte er sich auch nicht an den vom Papst eingeforderten militärischen Auseinandersetzungen gegen den von diesem verfolgten König. Probleme mit einer eindeutigen Parteinahme hatte auch der damalige Bischof des Bistums Meissen, Dietrich III. von Schönberg (1463/1476). Von der Lehre der Hussiten grenzte er sich stark ab, pflegte mit Böhmen aber enge wirtschaftliche Beziehungen und trat vermittelnd zwischen der Kurie und König Georg von Podiebrad auf.
Als der Papst den Kirchenbann über den König Georg ausgesprochen hatte , wurde am 1. Januar 1467 die Bannbulle von den
Kanzeln der Lausitzer Kirchen verlesen, bei welcher Veranlassung man die Altarkerzen auslöschte, zur Erde warf, das Volk des geleisteten Unterthanen – Eides entband und ihm gebot, jede Gemeinschaft mit dem excommunicirten König abzubrechen. Am 16. Januar befahl der Papst namentlich der Lausitzer Geistlichkeit, die Stadträthe unter Androhung des Bannes ernstlich zu warnen, dem ketzerischen König Georg von Böhmen nicht zu gehorchen und gegen ihn mannhaft zu kämpfen. Ebenso gebot er am 19. Januar den Görlitzern, mit Georg sich in keine Beziehung einzulassen und am 25. darauf dem Legaten, alle zu excommuniciren, welche sich dem König Georg nicht widersetzen würden. Der Legat Rudolf von Lavant forderte auch von dem Görlitzer Clerus, den Rath der Stadt öffentlich von der Kanzel zu ermahnen, bei Strafe des ihm angedrohten Bannes dem böhmischen König Georg allen Gehorsam zu verweigern. Die Lausitzer Ritterschaft hielt es theils mit dem Papste, theils mit dem neugewählten Gegenkönig Mathias Corvinus von Ungarn , Georgs Schwiegersohne. Indessen Dietrich sich von allen äusseren Agitationen gegen Georg fern hielt, indem er auf die verwandtschaftlichen und freundnachbarlichen Verhältnisse seines Landesfürsten zu dem böhmischen Könige hinwies, traten Bautzen , Görlitz und Zittau einem vom Breslauer Bischofe, vielen Städten und Herren ,,gegen die hussitischen Ketzer” geschlossenen Bündnisse bei, während 130 Leipziger Studenten und Magister den Lausitzer Sechsstädten zu Hilfe eilten und einen Heerzug gegen das Schloss Hoyerswerda unternahmen , welches dem Friedrich von Schönburg , einem Parteigänger Podiebrad’s, gehörte und das von ihnen wirklich erstürmt wurde. Der Legat ermahnte nun den Adel und die Geistlichkeit, mit den Städten gleichförmig zu handeln, das Schloss Landskrone zu zerstören und vom König gänzlich abzulassen. (Machatschek, Eduard: Geschichte der Bischöfe des Hochstiftes Meissen in chronologischer Reihenfolge. …, Dresden 1884, S. 476)
Mit dem Tod des letzten den Ansichten der Hussiten zugeneigten böhmischen Königs Georg von Podiebrad 1471 wurde der Platz frei, diesen mit einem dem Katholizismus verbundenen Nachfolger zu besetzen. Vladislav II., ab 1471 König von Böhmen und ab 1490 bis 1516 zusätzlich König von Ungarn und Kroatien, war von streng kirchlich gerichteter Frömmigkeit.
Der Tode Podiebrads brachte auch eine Normalisierung der Beziehungen zwischen Sachsen und Böhmen, zwischen der Oberlausitz und Böhmen, zwischen katholischen Oberlausitzern und Anhängern des letzten hussitischen Königs, zwischen den Herrschaften Hoyerswerda und Senftenberg.
Die Wettiner waren zu dieser Zeit damit befasst, die Verhältnisse in der eigenen Familie zu regeln. 1485 hatten die beiden Brüder Ernst und Albrecht in der Leipziger Teilung das Kurfürstentum unter sich aufgeteilt. Ernst blieb Kurfürst. Albrecht wurde Herzog und erhielt neben der Landgrafschaft Thüringen die Mark Meißen.
Die 15 Jahre bis zu seinem Tod wurden benötigt für die Organisation der Verwaltung, der Finanzverhältnisse und der Beziehungen zwischen Kirche (Bischof von Meißen) und Landesherrn, Herzog Albrecht. Der Herzog war wegen kriegerischer Händel sehr oft außer Landes, so dass sich sein ältester Sohn Georg um die Geschäfte im Land kümmern musste.
Sein Handlungsspielraum war begrenzt. Der Tod des Vaters und die vollständige Übernahme der Regierungsgeschäfte im Jahr 1500 eröffnete ihm die Möglichkeit, frei zu entscheiden.
Das Jahr 1500 war für die christliche Kirche Roms zugleich der Beginn eines neuen Zeitabschnittes.
Das Heilige Jahr, auch als Jubeljahr, bezeichnet, wurde erstmals mit einem Ritus eröffnet, der seither üblich ist:
Der Papst öffnet am Heiligen Abend die eigens in den Petersdom gebrochene Heilige Pforte, eine massive Marmorplatte, feierlich mit mehreren Hammerschlägen eines goldenen Hammers und spricht einen Segen. Die Pforte öffnet sich, der Papst schreitet als erster hindurch, die Gläubigen folgen. Zum Abschluss des Heiligen Jahres wird die Heilige Pforte wieder geschlossen. Die heiligen Pforten der drei weiteren Patriarchalbasiliken in Rom, Santa Maria Maggiore, San Giovanni in Laterano und San Paolo fuori le Mura, werden zu Beginn des Heiligen Jahres ebenfalls geöffnet und zum Abschluss des Jahres wieder geschlossen.
Ein Jubeljahr (lateinisch annus iubilaeus) oder Heiliges Jahr (annus sanctus) ist ein besonderes Jubiläumsjahr in der römisch-katholischen Kirche, in dem der Papst den Gläubigen bei Erfüllung bestimmter Bedingungen einen vollständigen Ablass („Jubiläumsablass“) ihrer Sünden gewährt. Bereits 1489 war das 1500er Jubeljahr den Sachsen bereits verkündet worden.
1489 verkündigte der päpstliche Commissar Dr. Günther von Bünau in Sachsen das goldene Jubel- oder Gnadenjahr. Derselbe wurde überall mit feierlicher Procession eingeholt und liess durch seinen Begleiter, Namens Gurballandis, Predigten auf den öffentlichen Märkten der Städte halten. (Machatschek, Eduard: Geschichte der Bischöfe des Hochstiftes Meissen in chronologischer Reihenfolge. …, Dresden 1884, S. 556)
Um diese Zeit herum wurde vermutlich die Laurentius-Kapelle gebaut. An der Grenzlinie zwischen dem albertinischen Lauta und der einst den Hussiten zugeneigten Herrschaft Hoyerswerda, auf dem markantesten Punkt dieser Region, dem Koschenberg. Als Zeichen des Triumphes der wahren christlichen Lehre über die ketzerischen Hussiten. Und als Mahnung vor weiteren Versuchen, die Macht Roms und seiner Kirche untergraben zu wollen. Als Schutzpatron bot sich unter diesem Blickwinkel der Heilige Laurentius an. Zugleich bot die Kapelle die Möglichkeit, beginnend mit dem Jubeljahr 1500, den Ablasshandel auszubauen.
Die Notwendigkeit dafür bestand. Der Papst wollte Geld. Kardinal Raimund Peraudi war von Papst Alexander VI. ausgesandt worden, um die Kreuzzugsbulle Quamvis ad amplianda vom 1. Juli 1500 und die damit verbundene Bulle Domini et salvatoris vom 5. Oktober 1500 im Alten Reich zu verkünden. Er sollte dabei Mittel für einen Kreuzzug gegen das Osmanische Reich sammeln. 1500 verkündete er neben der Bulle auch den Jubiläumsablass im Alten Reich und Skandinavien und mehrere Subkommissare waren für ihn tätig.
Für den Ausbau der Kirchenorganisation im albertinischen Sachsen wurde ebenfalls Geld benötigt. So wurde im Mai 1493 in Kamenz der Grundstein für ein Franziskanerkloster gelegt, das 1499 fertiggestellt war.2 Am 23. Juni 1496 erlaubte Bischof Johann den Herren von Milekau zu Krossen eine Kirche zu bauen.3
Am 20. April 1500 verliehen fünfzehn Bischöfe in Rom den andächtigen Besuchern der Kamenzer Pfarrkirche für gewisse Festtage 100 Tage Ablass, welche Gnadenspende am 18. November darauf sieben römische Kardinäle gleichfalls erteilten.4
In diesem Jahre 1500 kam der Bischof mit dem Ablassprediger Christian Baumhauer von Nürnberg , welcher juris utriusque doctor und protonotarius apostolicus war, und die von Papst Alexander VI. ausgeschriebene „ Gnade” auch in der Meissner Diözese, und zwar zunächst in Kamenz verkündigen wollte, ohne die gebührende Erlaubniss des Bischofs dazu nachgesucht oder erhalten zu haben, in Irrung. Wenn Johann jenen Ablassprediger aus der Meissner Diözese verwies, so kann ihm diese Massregel von seinem Stand punkte aus weder zum Tadel dienen, noch als Befangenheit in kirchlichen Satzungen ausgelegt werden, da er den Doctor nicht in Folge Abneigung gegen die Ablasslehre, wie hier und da behauptet wird, fortweisen liess, sondern ihm nur deshalb das Predigen untersagte, weil er bei dem Bischofe dazu weder um Erlaubniss nachgesucht, noch von Johann eine erhalten hat. Doch bestätigte Letzterer den von fünfzehn Bischöfen und sieben römischen Cardinälen der Pfarrkirche zu Kamenz ertheilten Ablass.
Johann schreibt darüber in seinem Verwaltungsberichte vom Jahre 1512 Folgendes :
,,Der deutsche Orden in Liefland hatte von den Päpsten Alexander VI. und Julius II. einen vollkommenen Ablass für die Magdeburger Diözese erbeten , zu dessen Verkündigung Christian Baumhauer als Commissar ernannt wurde. Dieser wollte unter dem Vorgeben, dass unsere Kirche, welche doch das Privilegium der Exemption besass, zur Magdeburger Diözese gehöre, die Verkündigung jenes Ablasses in unserem Bisthum erzwingen. Da wir aber wussten, dass unser Sprengel, ehe noch die Magdeburger Diözese errichtet war, schon bestand, auch frei und unabhängig erklärt worden und nur der römischen Kirche und keinem anderem Patriarchate oder Erzbisthume unterworfen sei, es übrigens nicht erlaubt wäre, zum Schaden des römischen Stuhles, unserer Kirche, des Clerus und Volkes derselben Kirche deren Freiheit zu verletzen, oder freiwillig darauf zu verzichten, mussten wir alle Sorgfalt anwenden, uns dem ungerechten Zumuthen jenes Commissars zu widersetzen, weshalb wir in dieser Sache bei dem römischen Hofe und anderwärts 1200 Gulden ausgaben.”
Papst Julius II. entschied die Klage des Bischofs zu dessen Gunsten , was gewiss nicht erfolgt wäre, wenn Letzterer der Ablasslehre an sich schon widersprochen hätte. 5
Am 11. November 1501 verkündete der päpstliche Legat Raimund Peraudi denjenigen einen reichen Ablass,”die zu dem beabsichtigten Canonisationswerk ein frommes Scherflein beitrügen“. 6
1501 erhielt die Laurentius-Kapelle eine Glocke. Die Größe derselben bietet Fachleuten die Möglichkeit, auf die Größe der Kapelle zu schließen.
Die Laurentius-Kapelle auf dem Koschenberg und die später gebaute Kirche von Lauta wird in der 1884 erschienenen und auf einer umfangreichen Auswertung historischer Dokumente basierenden “Geschichte der Bischöfe des Hochstiftes Meißen” nicht erwähnt. Das könnte bedeuten, dass der Bischof nicht direkt in den Bau involviert war und es sich um Projekte des Landesherren handelte.
Der jährlich am Laurentius-Tag (10. August) bei der Kapelle abgehaltene Laurentius-Markt brachte nicht nur den Händlern Einkünfte, sondern auch der für die Kapelle zuständigen kirchlichen Behörde. Wie die Verteilung bzw. Aufteilung der über den Markt, durch den Ablasshandel und Spenden bzw. Vermächtnisse eingenommenen Gelder erfolgte, ließ sich bislang nicht ermitteln. Aber sie könnten auch für den Bau der zweiten Kirche der Herrschaft Senftenberg genutzt worden sein, der in Lauta. 1512 erhielt diese eine Glocke.
Laurentius ist der Schutzpatron vieler Berufsgruppen, die mit offenem Feuer zu tun haben, etwa der Feuerwehrleute, der Bäcker, der Bierbrauer, der Wäscherinnen und Köche. Er gilt aber auch als Schutzpatron der Hirten und Herden, von Kirchen und Städten sowie von Händlern und Reisenden. Als Diakon verwaltete Laurentius das Vermögen seiner Kirche, daher wird er auch oft von Berufsgruppen wie Archivaren und Bibliothekaren angerufen. Bei Hexenschuss, Ischias- und Hautleiden wird der hl. Laurentius ebenfalls angerufen.
In Deutschland entwickelte sich die Verehrung von Laurentius nach dem Sieg Kaiser Ottos I. gegen die Ungarn in der Schlacht auf dem Lechfeld bei Augsburg. Schlacht und Sieg ereigneten sich im Jahr 955, am Laurentiustag, dem 10. August.
Otto I. hatte vor dem Beginn der Schlacht dem hl. Laurentius, als dem Heiligen dieses Tages, die Gründung eines Bistums gelobt. Die Einlösung dieses Versprechens war die Stiftung des Bistums Merseburg. Den Körper des hl. Laurentius, dessen Grab schon früh zu den verehrungswürdigsten Stätten der Christen zählte und über dem sich eine der sieben Hauptkirchen Roms erhebt, konnte Otto für Merseburg aber nicht erlangen.
Laurentius war der Patron des Bistums Merseburg und ab dem 12. Jahrhundert auch des Bistums Havelberg. Der Laurentiuskult beschränkte sich aber nicht nur auf diese Bistümer, sondern war in ganz Mitteldeutschland verbreitet. Im Bistum Merseburg entwickelte sich um den Diözesanpatron Laurentius ein ganzer Kultkreis.
Da wir bislang noch über keine aussagekräftigen Dokumente aus der Zeit des Baus der Kapelle verfügen, müssen wir uns auf die mündlich überlieferten und irgendwann niedergeschriebenen Legenden stützen. Interessant ist die Verknüpfung des Koschenberges mit einer Schlacht zwischen Slawen und Deutschen Anfang des 10. Jahrhunderts, in der die deutschen Ritter gesiegt hätten.
Zwischen Koschen, Tätzschwitz und Lauta liegt nahe der Grenze zur Niederlausitz der Koschenberg. Diesen Berg hatten sich in grauen Zeiten seltsame kleine Menschen, die man Lutken nannte, zu ihrem Wohnsitz auserwählt. Sie hatten sich auf seinem Gipfel eine kleine Glocke gegossen, mit der sie zu ihren fröhlichen Festen läuteten. Aber als sich die rundherum wohnenden Sorben, mit denen die Lutken in guter Freundschaft lebten, nach ihrer Zwangschristianisierung (Wendenkreuzzug, Kreuzzugsprediger) zum Christentum bekannten, sich im nahen Lauta eine Kirche erbauten und dort auch mit großen Glocken läuteten, da konnten die Lutken den harten Klang nicht ertragen. Sie versuchten daher, ihre Freunde zu überreden, diesen »verdrießlichen Gottesglauben« wieder fallenzulassen. Als ihnen das nicht gelang, verließen sie die Oberfläche vom Koschenberg und zogen sich in das Innere zurück. Später zeigten sie sich nur noch solchen Menschen, die sie lieb hatten, und erwiesen ihnen manche Wohltat. Da die kleine Glocke der Lutken, die so fröhlich zu den Festen gerufen hatte, aber nun verlassen war, hängten die Lautaer sie in ihre Kirche. In der Kapelle der Lutken auf dem Koschenberg aber errichteten sie ein Kreuz, und sie wurde für lange Zeit ein Wallfahrtsort. Im Dreißgjährigen Krieg kamen dann einmal die Kroaten auf den Berg. Sie zerstörten und verbrannten die Kapelle. Das soll im Jahre 1633 geschehen sein. Heute zeugt nur noch ein Haufen Steine von jenem Bau. (Quelle: Erich Schneider: Sagen aus Heide und Spreewald, Eine Auswahl, VEB Domowina Verlag, Bautzen 1970, Seite 36)
Der Koschenberg ist mit seiner Höhe von 176,4 Metern über dem Meeresspiegel eine weithin sichtbare Erhebung in den Niederungen des Lausitzer Urstromtals. Er trug den klangvollen Namen Olymp des Elstertals. Der Koschenberg wird als Steinbruch genutzt; Grauwacke, Grünstein und Granit werden hier gewonnen. Ab etwa 1400 stand auf dem Koschenberg eine durch die Herren von Köckritz gestiftete Kapelle, die dem heiligen Laurentius geweiht war. Jährlich zum Namenstag des Heiligen, am 10. August, fand der Laurentiusmarkt auf dem Koschenberg statt. Erst in nachreformatorischer Zeit verlegte Kurfürst Moritz den Markt nach Senftenberg. Anschließend verfiel die Kapelle, das Material wurde zum Häuserbau verwendet. Die 1512 gegossene Glocke wurde in der Kirche in Lauta weitergenutzt. Zu Zeiten des sächsischen Kurfürsten Christian I. wurde auf dem Gipfel des Koschenbergs ein Wartturm errichtet. 1628 war er bereits baufällig. 1633, während des Dreißigjährigen Krieges, wurde die Ruine des Turms durch Kroaten endgültig zerstört. (Quelle: Wikipedia: Großkoschen)
Der Legende nach soll im Jahre 923 bei Hosena eine phantastische Schicksalsschlacht zwischen König Heinrich I. und den am Koschenberg ansässigen Wenden unter Radbot stattgefunden haben. Heinrich soll dabei von Markgraf Gero unterstützt worden sein. Im Verlaufe der Schlacht spaltete Gero mit einem Schwerthieb Radbots Helm und Schädel. Als die Wenden ihren Führer fallen sahen, liefen sie davon. Diese Schlacht wird auch als Schlacht an der Blutmühle (oder Plutomühle) bezeichnet. (Quelle: Wikipedia: Hosena)
Die Entwicklung der katholischen Pfarrei in Senftenberg kann etwa bis in das Jahr 1000 zurück verfolgt werden. Die Christianisierung der Lausitz war ein mehrere Jahrhunderte andauernder Kampf. Die Wenden widersetzten sich der Bekehrung, sie erschwerten die Arbeit der Priester und zerstörten Altäre. Sie zogen immer wieder zu ihren Götzenbildern und Heiligtümern. Der Koschenberg war ein solcher Ort der Götzenverehrung.
Die Hauptkirche, die deutsche Kirche, die jetzige evangelische Peter und Paul Kirche, wurde wahrscheinlich im 13. Jahrhundert gebaut. Sie wurden den Apostelfürsten Petrus und Paulus geweiht. Vor der Reformation waren ungefähr 20 Geistliche im Dienst. Neben den täglichen Gebeten und Andachten wurden an besonderen Festtagen Prozessionen abgehalten. Oft zogen diese Prozessionen nach außerhalb, z.B. am 10. August auf den Koschenberg, auf dessen Gipfel eine dem heiligen Laurentius geweihte Kapelle stand. Dieses katholische Leben in Senftenberg war vor der Reformation zum großen Teil der Verdienst der Mönchsklöster der Lausitz, dem Zisterzienserkloster in Dobrilugk (heute Doberlug), dem Jungfrauenkloster in Guben, dem Kloster in Neuzelle. (Quelle: Wikipedia Peter-Paul-Kirche Senftenberg)
Am 31. October 1517 schlug Dr. Martin Luther seine 95 Thesen gegen den von dem Dominikaner Tetzel gepredigten Ablass an das Thor der Wittenberger Schlosskirche an, um zur öffentlichen Disputation darüber aufzufordern, wovon die Nachricht bald in die Meissner Diözese gelangte, ohne Anfangs hier und in Wittenberg besonderes Aufsehen zu erregen , da solche Disputations – Ankündigungen in Universitätsstädten damals nichts Seltenes waren. Auch hatte Luther vorher schon bei den Bischöfen zu Brandenburg, Zeitz, Meissen und Merseburg um Abstellung des Ablasspredigens gebeten.
(Machatschek, Eduard: Geschichte der Bischöfe des Hochstiftes Meissen in chronologischer Reihenfolge. …, Dresden 1884, S. 608)
Herzog Georg war ein entschiedener Gegner der Reformation. Mit dem offenen Auftreten Luthers endete für ihn ein im Vergleich zu den religiösen Auseinandersetzungen im 15. Jahrhundert ruhiger Zeitabschnitt, der mit der Übernahme der Regierungsgeschäfte durch Georg im Jahr 1500 begonnen hatte. Zwischen 1500 und 1517 muss der Herzog das Gefühl gehabt haben, seinem Glauben wieder die ihm gebührende Bedeutung verschafft und mit baulichen Maßnahmen manifestiert zu haben. Leider gibt es keine Publikation mit Dokumenten seiner Regierungstätigkeit aus dieser Zeit. Inwieweit die zu dieser Zeit bereits existenten Kirchen über Dokumente verfügen, wäre zu untersuchen.
Der Zeitraum 1517 bis 1539 der Herrschaft von Herzog Georg ist mit öffentlich leicht zugänglichen Quellenpublikationen dagegen sehr gut dokumentiert. Die Herrschaft Senftenberg und die Stadt Senftenberg kommen darin aber nur selten vor.
1517 war Heinrich von Kottwitz, Pfarrer in Senftenberg, und Bartel Prassler (Praßler), Amtmann des gleichnamigen Amtes.
Am 10. April 1518 verstarb Bischof Johann VI. von Saalhausen. Sein Nachfolger wurde Johann VII. von Schleinitz.
Der neue Oberhirt nahm den Titel Bischof Johann VII. von Meissen an und war der letzte Landesbischof, welcher bis zu seinem nach neunzehn Jahren erst erfolgten Tode unter dem letzten katholischen Fürsten des damaligen Herzogthums Sachsen lebte, der ihn in seinem Oberhirtenamte auch treulich beschützt hat. (Ebenda, S. 630)
Am 27. Februar 1519 ließ König Ludwig von Böhmen ein Schreiben aus Prag an den Meissner Bischof ergehen, worin er ihm befahl, “dass er keine der lutherischen Lehre zugeneigten Pfarrer in den Lausitzen dulde“. 7 Am 22. November formulierte Luther in einem Schreiben an Kurfürst Johann seine Vorstellungen von der Organisation der Kirche im Kurfürstentum Sachsen. Ab 1539 galten sie auch für das Herzogtum, das albertinische Sachsen. 8
1524 musste Herzog Georg in Senftenberg aktiv werden. Es ging um groben Unfug in der Kirche und auf dem Friedhof der Stadt.
Anfang 1524 ließ der Herzog Bürger Senftenbergs wegen “ungeburlicher Handlung” nach Dresden in das Gefängnis bringen. Ende März kamen sie daraus wieder frei, mussten vorab jedoch Urfehde geloben, Bürgen stellen und beim Bischof in Meißen Buße tun. Am 3. Februar 1524 erhielten Pfarrer und Rat einen Brief des Herzogs, in dem dieser beklagte, dass “Verstöße gegen die Ordnung der heiligen christlichen Kirche” in der Predigt nicht gestraft und die Täter nicht verhaltet worden wären. Deren Namen waren bekannt, aber erst der Brief des Herzogs bewog Amtmann Bartel Prassler, diese ins Gefängnis zu werfen. Aus demselben wurden sie auf Weisung des Herzogs am 19. Februar 1524 wieder entlassen. Zuvor mussten diese Bürgen nachweisen und wegen “ungeburlicher handlung” wurde gegen sie die Urfehde verhängt sowie die Verpflichtung zur Leistung von Schadenersatz.
Im Juni 1524 wurde festgestellt, dass Bürger Senftenbergs im Besitz von Büchern Martin Luthers waren. Auf Weisung des Herzogs mussten sie in Dresden ihren Rechtsbruch sühnen. Bartel Pra?ler sollte diejenigen ausweisen, die “sub utraque” kommuniziert hatten.
1525 musste Praßler auf Weisung des Herzogs erneut gegen Senftenberger vorgehen, die sich in mancherley nauykayt vormerken lassen” und “gewohnliche ceremonien” verachten.
Bis zum Jahre 1526 blieb die Niederlausitz in politischer Beziehung beim Königreich Böhmen und Ungarn. Am 22. September 1529 erschien Sultan Soliman vor den Mauern Wiens und verwüstete die Umgegend der Stadt. “Aus Anlass der drohenden Türkengefahr führte man in diesem Jahre das Mittagsläuten ein , um zum gemeinsamen Gebete für die gegen den Feind
des christlichen Glaubens commandirten Truppen aufzufordern.” 9 Zum Beginn des Jahres 1531 beklagte sich die Riesaer Aebtissin bei Herzog Georg, dass die Nonne Catharina von Zabeltitz aus ihrem Kloster geflohen war und sich im Kurfürstentum Sachsen aufhalte. Der Herzog beauftragte am 3. Februar 1531 den Hauptmann Balczer von Birk zu Kottbus mit Nachforschungen. 10
Über Aktivitäten von Reformierten auf dem Gebiet des Amtes Senftenberg zwischen 1526 und 1532 geben die Urkunden keine Auskunft. Am 3. April 1532 ließ der Herzog Heinrich von Kottwitz als Pfarrer Senftenbergs durch des Herzogs früheren Beichtvater, Vitus Hammer, ersetzen. Er wurde als “eifriger Papist” bezeichnet.
Am 13. October 1537 starb Bischof Johann VII. von Schleinitz. auf seinem Bischofssitz Stolpen.
Er war der achtunddreissigte Bischof von Meissen. Das Liber Episcopi Salhusii rühmt ihm Gelehrsamkeit , frommen Sinn, Klugheit und rednerische Eloquenz nach. Er war ein eifriger Anhänger der Kirche , vom Herzen fromm, streng gegen den Clerus , und stand mit seinem Landesherrn immer im guten Vernehmen. Johann zeigte sich als ein erklärter Gegner der lutherischen Reformation und glaubte sie, wie Herzog Georg, durch strenge Massregeln bewältigen zu können. 11
Einem Beschlusse des Reichsregiments zu Nürnberg nachkommend, hielt Johann öfter Kirchen- und Klostervisitationen, forderte zum Gebete gegen die Uebel der Zeit auf und erliess Verordnungen wider die Verbreiter der Schriften Luthers , so dass dieser 1523 in
einem Briefe die Bemerkung machte: „In Meissen, Baiern und der Mark haben die Tyrannen ein Gebot lassen ausgehn , man solle alle Neue Testamente hin und her in die Aemter liefern.” 12Die lutherische Reformation kam daher in der Lausitz nirgends ohne Schwierigkeiten zur Durchführung, denn die Räthe der Sechsstädte waren anfangs der kirchlichen Umgestaltung abgeneigt. Von den letztgenannten Orten wurden die religiösen Veränderungen zunächst in Görlitz durchgeführt und gingen mit den politischen Situationen Hand in Hand. Es herrschte da in den ersten zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts eine höchst bemerkenswerthe Aufregung in allen Schichten der Oberlausitzer Bevölkerung. Die Bauernunruhen im Reiche machten sich auch daselbst fühlbar. Die Landleute schmachteten hier nicht weniger, als ihre schwäbischen , fränkischen und thüringischen Genossen unter dem Drucke der Leibeigenschaft, unter der Last unendlicher Hoftage und Verpflichtungen ; sie waren in nicht geringerem Masse, wie jene den Misshandlungen eines rohen und übermüthigen Junkerthums ausgesetzt. Unter solchen Umständen darf man sich nicht wundern , wenn die Bauern der Oberlausitz , bei der Nachricht von den Unruhen im Reiche, laut sagten: “Wollte Gott, dass die aufständischen Bauern auch zu uns kämen und unsere Retter seien!” An mehreren Orten ging die Lausitzer Landbevölkerung zum offenen Tumulte über, wie zu Reichwalde bei Zittau und zu Rennersdorf bei Stolpen. 13
Johann der VII. war der letzte Bischof zu Meissen, dessen Hofhaltung daselbst und in Stolpen ansehnlich genannt werden kann. Er hatte einen Official, dem er 30 Gülden Jahresgehalt zahlte, 3 Capläne, 1 Schösser, 2 Canzleischreiber, 1 Jäger, 1 Speise- und Küchenmeister, 1 Reise- und Hauskoch, 2 Küchenknaben, 1 Silber- und Thürknecht, 3 Stallmeister, 2 Stallknaben, 12 Vögte, 1 Hauptmann, 2 Wagenknechte, 2 Thorhüter, 4 Hofwächter, 1 Heizer und Andere, für welche er 254 Gülden Besoldung beziehentlich Lohn zahlte. Der Official führte im Namen des Bischofs die Gerichtsgeschäfte zu Stolpen, vom Commissar wurden verschiedene Urkunden ,,sub sigillo officialatus curiae nostrae” ausgestellt.
Auch im Meissner Stifte gab es solche beamtete Officiale. Ein bischöflicher Caplan bezog blos 8 Gülden Jahresgehalt , hatte aber freie Amtswohnung und genoss nebenbei besondere Präbenden. 14
Auf Johann VII. folgte am 14. Oktober 1537 Johann VIII. von Maltitz als Bischof. Er regierte das Bistum in einer Periode, wo die Existenz des Bistums auf dem Spiel stand und er die schwere Aufgabe hatte, die von der neuen Bewegung bedrohten Rechte des Hochstiftes gegen feindliche Angriffe zu wahren. 15
Im Mai 1538 kam Ferdinand I., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und König von Böhmen, mit grossem Gefolge und 300 Pferden zur Huldigung in die Oberlausitz und wurde am 16. darauf sowohl von Bischof Johann VIII. als auch von dem Bautzner Capitel begrüsst. Im Namen des Clerus hielt der Canonicus Dr. Johann Cochlaeus zu Bautzen eine Rede auf Latein. Der Bischof bat den König, “die Behörden und das Volk zu ermahnen, ihrer Kirche treu anzu hangen und nicht geschehen zu lassen, dass die lutherische Lehre in den Lausitzen die Oberhand gewinne“. Ferdinand versprach ihm “Schutz und Wiederherstellung der alten Religion in seinen Ländern, empfahl dies auch dem Bautzner Senate und den Lausitzer Ständen, wovon aber die Mehrzahl erklärte, dass sie Gewissens halber von Luther nicht mehr abweichen könnte“. 16
Am 17. April 1539 verstarb Herzog Georg von Sachsen. Die Anhänger Luthers waren über den Tod ihres entschiedensten Gegners unter den sächsischen Landesfürsten erfreut. Georgs Bruder Heinrich, der sich zum Verfechter der Reformation gewandelt und diese in seinem Herrschaftsbereich durchgesetzt hatte, trat seine Nachfolge an. Am 21. April fand die Huldigung des neuen Regenten zu Dresden statt.
Einen Tag später sandte Bischof Johann VIII. an Herzog Heinrich von Sachsen “ein Schreiben voller Ergebenheit mit der Bitte um seinen Schutz und (liess) die Bemerkung einfliessen,wie er die Absicht habe, in seiner Diözese selbst eine Reformation, beziehentlich Abschaffung eingeschlichener Missbräuche zu veranstalten“. Er hoffte so, den neuen Herrscher von einer Reformation im Sinne Luthers abzuhalten. Was ein Trugschluss war!
Der Herzog ließ das Schreiben des Bischofs unbeantwortet und war bemüht, dessen Macht zu beschneiden, die Kirche im albertinischen Sachsen seinem Willen zu unterwerfen und den Bischof zu demütigen. Am 2. Juni 1539 wurde der letzte katholische Gottesdienst in der Dresdener Frauenkirche gehalten. (S. 699)
Für Juni 1539 hatte Herzog Georg eine Kirchenvisitation im Land angeordnet. (S. 701) Am 10. Juli erschien dafür eine gedruckte Instruktion.
Wornach den Pfarrern, Predigern und Schulmeistern untersagt wurde, sich nicht zu unterstehen , anders zu lehren , oder die Sacramente anders zu verwalten, als nach Gottes Wort, dann überall im Herzogthum von den Kanzeln verkündigen zu lassen, “dass Ihre Fürstliche Gnaden nicht gemeint seien , in Ihrem Herzogthum widrige Lehre zu dulden,” sondern befohlen haben, wo thunlich, auf dem Lande zwei Pfarreien zusammen zu schlagen, die Collatores eventuell zu bescheiden, dass Einer um den Andern dasPatronatsrecht haben und keine Priester annehmen solle, als die von den Visitatoren oder Superattendenten dazu für tüchtig erkannt worden, die an die Klöster gezogenen Güter und Zehnten wiederum den Kirchen und Priestern zuzueignen, die Anordnungen der Visitatoren durch die nächsten Beamten zur Ausführung zu bringen, Kirchenkleinodien den Stadträthen in Verwahrung zu geben, oder überflüssige zu verkaufen, die geistlichen Lehen nicht höher als mit fünf Procent zu verzinsen , die Pfarr- und Kircheneinkünfte in richtige Verzeichnisse zu fassen, die früher nicht im Dienste des Wortes Gottes gewesenen Prediger vorher examiniren zu lassen, ehe sie ein Amt erhalten, in den dem Bischofe zuständigen Orten das Reformationswerk nur dann vorzunehmen, wenn die Unterthanen darum nachsuchen, die ohne Verwilligung der Eltern geschlossenen Ehegelübde aufzuheben und den Mönchen , die sich des Predigens und Messehaltens noch unterstünden, oder Personen ins Kloster aufnehmen, aufgeben dies zu unterlassen oder das Land zu meiden. (S. 702)
Wo der Bischof nur die geistliche Jurisdiction ausübte, d. h. in unmittelbar herzoglichen Gebieten, gab es für die Sequestratoren keine Schwierigkeit. Ebensowenig an Orten, wo der Bischof zwar Landesherr war, aber die sächsischen Fürsten Lehnsträger waren, sowie in Städten, die wie Meissen teils dem
Bischof, teils dem Herrscherhaus gehörten. In Orte , wo der Bischof in geistlicher und weltlicher Beziehung regierte und die sächsischen Fürsten nur das Schutzrecht ausübten, wie z. B. in Wurzen, Mügeln, Stolpen und Bischofswerda, verfuhren die Visitatoren vorsichtiger oder liessen diese Orte unberührt. Überall wurde ein Inventar der vorhandenen Kleinodien und Messgewänder aufgestellt. (S. 704)
Marin Luther sah das nicht als ausreichend an. Am 28. Juli beschwor er in einem Brief die Gemahlin des Herogs, Katharina von Sachsen, Visitationen überall im Meissnischen halten zu lassen, da ihr Gemahl schon alt und schwach sei. Das löste eine neue Welle von Kirchenvisitationen aus: am 2. August in Pegau , am 5. erneut in Leipzig, am 14. zu Oschatz, am 16. zu Döbeln, am 18. zu Lommatzsch, am 19. zu Seusselitz und am 20. August zu Hain (Großenhain). (S. 705) Der damalige Probst zu Hain mit Zscheila, Paul Schwofheim, verstarb am 3. October 1539. 17
Am 12. November 1539 hielt Herzog Heinrich zu Chemnitz einen Landtag. Die ritterschaftlichen Stände baten den Herzog dringend, “Niemandem der Religion wegen Gewalt anzuthun und die geistlichen Stifter zu schonen“. Sie beschwerten sich zugleich darüber, “dass man sie vor Einführung der vorgenommenen Reformen nicht gehört, durch die Visitatoren beeinträchtigt, mit Unterhaltungskosten für Kirchen, Schulen und Geistliche belastet und bei Aufhebung von Kloster- , Stifts- und Kirchengütern nicht mitberathen und hinzugezogen habe. Auch sei es ihrer Ehre entgegen, wider die Bischöfe, ihre Lehnsherren, oder die Canonici, ihre Blutsverwandten, zu reiten.”
Weil die Lande durch Herzog Georg mit Hilfe und Rath der Landstände allzeit in Gehorsam und in Gnade des Kaisers und Königs , auch in Wohlfahrt und Frieden unter sich selbst und gegen die Nachbarn gehalten ,” so sei ihre Bitte , Herzog Heinrich wolle “diesfalls den Fussstapfen seines Bruders folgen und das Regiment mit Rath der Stände und nicht Anderer , welche die Bürde nicht mittrügen, dermassen anstellen, dass sie bei voriger Wohlfahrt blieben.”
Heinrich wehrte die, aus seiner Sicht, Unbotmäßigkeit der Stände brüsk ab.
Am 16. November 1539 übernahm der Amtmann Friedrich von Carlowitz im Auftrag des Herzogs die Kleinodien des Augustiner-Eremiten-Klosters zu Alt-Dresden. Die silbernen Geräthe wogen 110 Mark 12 Loth. Bei der Visitation waren mit dem Prior Johann Ferber aus Hain sieben Priester und vier Laienbrüder im Kloster , welche sich verpflichten mussten, ihr Ordenskleid abzulegen und die lutherischen Predigten anzuhören.
Weil man den Prior bei den Sequestratoren darum verklagt hatte, dass er drei Klosterdienstboten ohne den Empfang des heiligen Abendmahles sterben liess, um zu verhindern , dass es ihnen unter beiderlei Gestalt gereicht werde, so rechtfertigte er sich bei dem Verhör, welches Christoph von Schönberg mit ihm abhielt , damit, er hätte dies nicht gethan. “Würde es aber von ihm geschehen sein, so hätte er nicht unrecht gehandelt,
denn Alles , was die katholische Kirche angeordnet, wäre gut. ” Bis zum 21. Dezember 1539 wurde ihm Bedenkzeit gegeben, der sich den Visitatoren fügende Konvent des Klosters durfte für eine festgelegte Zeit noch im Kloster bleiben. Musste dieses aber nach Ablauf räumen und durfte nur die persönliche Habe mitnehmen.
Wie am obigen Beispiel beschrieben, wurden alle Klöster auf dem Herrschaftsgebiet von Herzog Heinrich behandelt. So wurden 1541 die Klöster Dobrilugk und Riesa aufgehoben.
Bereits am 17. Dezember 1539 hatte Ferdinand, böhmischer König und Kaiser des Heiligen Römischen Reichs, Rechenschaft über den Verbleib der wärend der Visitationen beschlagnahmten Klosterkleinodien gefordert. Zugleich sprach er sich gegen die Einführung des deutschen Gottesdienstes in der Lausitz aus. 18
1540 ließ Herzog Heinrich in Sachsen die neue deutsche Kirchenagenda einführen. 19 1541 wurde die lutherische Reformation u. a. in Hoyerswerda eingeführt.20
Am 18. August 1541 starb Heinrich von Sachsen.
Bereits am 5. August 1541 hatte der Herzog die Regentschaft seinem Sohn Moritz übergeben. Dieser setzte die von seinem Vater begonnene Reformierung des Landes in dessen Sinne fort. Er schränkte die Macht von Bischof Johann VIII. von Maltitz weiter ein. Am 23. Januar 1544 hielt Herzog Moritz in Dresden einen Vortrag vor dem Stände-Ausschuss. Als seine Aufgabe hob er hervor, die Visitations-Ordnung seines Vaters weiter durchzuführen. Am 15. April 1544 erliess er eine strenge Instruction, worin es heisst , dass seine Räthe es keinesfalls zulassen sollen, wenn etwa die Bischöfe von Meissen und Merseburg, irgend ein Domherr oder sonst Jemand sich unterstehen würden, seines Vaters christlicher Kirchenordnung entgegen zu wirken. (S. 738)
Die vorstehenden Anweisungen wurden auch nicht zurückgenommen als König Ferdinand am 27. Februar 1545 dem Bischof befahl, darüber zu wachen, dass in der Oberlausitz der lutherischen Lehre anhängige Pfarrer weder geduldet, noch viel weniger angestellt werden. Sollte ihm dies nicht gelingen, so habe er dies unverzüglich dem Herrscher mitzuteilen. 21
Am 20. Dezember 1745 bewilligte der Bischof den Abbruch der Jacobi-Kapelle in Kamenz. 22 Das ist ein Hinweis darauf, wie lange katholische Kapellen in unserer Region geduldet wurden. Das ließe sich auch auf die Laurentius-Kapelle auf dem Koschenberg übertragen..
Am 30. November 1549 starb Bischof Johann VIII. von Maltitz. In dem Wissen um das nahende Ende des von ihm geführten Bistums Meißen. Er hatte die Ausbreitung der Reformation nicht beeinflussen können.
Im Gegentheile verbreitete sich Luthers Lehre auch rasch im Meissnischen, und dies umsomehr , weil selbst Cleriker und Mönche ihrer Kirche zahlreich abtrünnig wurden und baldige Anstellung in den neuerrichteten Pastorationen erhielten, treu gebliebene katholische Geistliche aber ihre priesterlichen Funktionen nicht mehr ausüben durften, zudem auch weder König Ferdinand und Kaiser Karl, noch der heilige Bund zu Nürnberg wirksame Hilfe leisteten. Umsonst blieben alle Kirchenvisitationen und wiederholten Vorstellungen bei Ferdinand und Karl, die ihm durch halbe Massregeln begegneten und mit dem Bischofe nur ,,ein gnädiges Mitleiden” hatten, umsonst alle Protestationen beim Herzog und Kurfürsten, seine Opfer und Versprechungen, selbst eine Reformation anzubahnen, die Herausgabe seines ,,christlichen Lehrbuches” und eines deutschen und wendischen Katechismusses, die Errichtung einer lateinischen Schule in Meissen, die Zusage besserer Dotation der Lehrergehalte, die Ablehnung der Theilnahme an den reformatorischen Kirchenvisitationen, das Anschliessen an den Nürnberger Bund, die Lehnsverweigerung, seine Besuche der Land- und Reichstage und sonstige Zusammenkünfte, umsonst selbst die Verlautbarung der Reichsunmittelbarkeit des Meissner Stifts , die nachgesuchte Wiedereinführung in die Reichsversammlungen und die deswegen bewirkte Aufrichtung eines Notariats-Instruments. 23
Als Bischof des Bistums Meissen folgte am 15. Januar 1550 Nicolaus II. von Carlowitz. Bewirken konnte er in seiner Amtszeit kam etwas, sondern nur noch verwalten. Dem Landesherrn und den Reformatoren konnte er nichts mehr entgegensetzen. Die Reformation war zuweit vorangeschritten und in der Lausitz unumkehrbar. Daran änderte auch nichts sein Versuch, die Ausbreitung der Reformation nach Böhmen zu verhindern.
Er betheiligte sich auch im Jahre 1555 bei Schliessung des Augsburger Religionsfriedens zum letzten Male durch Sendung eines Abgeordneten und suchte die Grenzdörfer von Böhmen vor der Ausbreitung der lutherischen Lehre zu bewahren, weswegen viele Prediger, die daselbst hingekommen waren, von den böhmischen Grenzen sich wegwandten. Diese Sorgfalt schien dem Bischof um so nothwendiger, als der protestantische Landvogt Christoph, Burggraf von Dohna auf Königsbrück, das Vordringen der Lehre Luthers nach Böhmen nicht zu hindern suchte und seine früheren katholischen Vorgänger Zdislaw Berka von Duba und Leipa, sowie Karl von Münsterberg , ein Enkel des böhmischen Königs Georg von Podiebrad, nichts zur Erhaltung des katholischen Glaubens thaten, vielmehr an der religiösen Bewegung Antheil zu haben schienen. (S. 761 f.)
Nicolaus II. von Carlowitz starb am 17. April 1555. Johann IX. von Haugwitz war der letzte Bischof des alten Bistums Meissen. Er amtierte bis 1581 und trat dann zur protestantischen Konfession über. Johann, der erst einmal über die entsprechenden kirchlichen Voraussetzungen verfügen musste, um zum Bischof gewählt werden zu können, hatte sich vorab verschiedenster Unterstützer versichert, darunter den Kurfürsten von Sachsen. Woran er sich nach seiner Wahl aber nicht mehr gebunden fühlen wollte.
Am 19. October (1555) erinnerte der Kurfürst den Bischof an dessen am 25. April 1555 hinsichtlich der Religionsfrage eingegangenen Vertrag, wornach Johann für den Fall seiner Erwählung sich zur Einführung und Verbreitung der Lehre Luthers im Bisthum Meissen verpflichtet und seine Zustimmung zum Austausche des Amtes Stolpen gegen das kurfürstliche Amt Mühlberg in Aussicht gestellt hatte. Die Antwort lautete ausweichend, indem sich der Bischof auf seinen Amtseid berief, der ihn im Gewissen verbinde, das Besitzthum
des Bisthums intact zu erhalten. 24
Am 18. Januar 1559 schloss Bischof Johann IX. mit dem Kurfürsten zu Dresden einen … Vertrag , dem zu Folge die angeordnete Kirchenvisitation und die Verkündigung der Reformation Luthers im ganzen Stiftsgebiete zugelassen, endlich Alles bleiben sollte, wie es die Visitatoren angeordnet haben. 25
Das war die endgültige Kapitulation des Bischofs vor dem Landesherrn und der Reformation. Es zahlte sich für ihn und die Johann verbliebenen letzten Getreuuen materiell aus.
Am 15. October 1581 sicherte der Kurfürst dem Bischof bei dessen endgültigem Verzicht auf das Bistum in fünfzehn Artikeln zum ferneren Unterhalt das Amt, Schloss und Städtchen Mügeln, sowie das Kloster Sornzig mit den Kirch- und anderen Lehen, dann dem niedern Waidwerk steuerfrei, den 3. Theil der Tranksteuer, so lange letztere besteht, und von dem Umgelde den 13. Pfennig bis Luciae 1583 , die Zinsen von 14,000 Gülden bei der kurfürstlichen Kammer und von 3000 Ducaten bei der Stadt Görlitz für die Lebenszeit zu, überlässt demselben noch alle Baarschaft und ausgeliehenen Capitalien, vom Silbergeschirr 76 Mark und einen Theil des Hausraths , bewilligt ihm endlich 150 Gülden Jagdgeld und das bisher gewährte Wildpret, 100 Klafter Brennholz aus der Mutzschener Heide, 15 Centner Karpfen aus den Stiftsteichen und 10 Lachse, wenn solche in Wurzen gefangen werden, steuerfreie Biergebräude alldort mit 30 Klaftern Brauholz u. s. w. Uebrigens genehmigt er in 13 Artikeln , dass der letztwilligen Verfügung des Bischofs gemäss nach dessen Ableben seinen Dienern Christoph von Haugwitz , Amtmann zu Belgern, Hans Spiegel, Amtmann zu Wurzen, und dem Kanzler Johann Reusch je 2000 Gülden, dem Marschall Heinrich von Eckersberge und Johann von Haugwitz je 1000 Gülden, dem Secretarius Johann Reusch, dem Jüngern, 500 Gülden gezahlt werden, Wolf Rex und Nicolaus Komerstadt je 100 Gülden, der Koch Ambrosius Galle und der Bote Bartholomäus Möller je 30 Gülden sofort bei ihrer Entlassung erhalten, dem Kammermeister Philipp Runtzler aber 40, dem Thürknecht 30 und dem Stiftsyndicus 30 Gülden sammt 2 Hofkleidern jährlich für ihre Lebenszeit gewährt , die Zinsen von 1000 Gülden aber bei dem Rathe und von 400 Gülden bei dem Amte zu Wurzen zum Besten der Kirchen und Schulen nach des Bischofs Tode verwendet werden u. s. w.. 26
Die Herrschaft Senftenberg, die Stadt Senftenberg, sowie die auf dem Gebiet der Herrschaft befindlichen Kirchen und die Kapelle auf dem Koschenberg werden in keinem Dokument genannt, das Eduard Machatschek, für seine 1884 in Dresden herausgegebene “Geschichte der Bischöfe des Hochstiftes Meissen in chronologischer Reihein Verbindung mit dem nfolge…” ausgewertet hatte. Hoyerswerda kommt nur einmal vor. Dafür Kamenz an herausragender Position. Woran das liegt, lässt sich nicht eindeutig beantworten. Es könnte auf fehlende Dokumente zurückzuführen sein.
Rückschlüsse auf die damaligen Vorgänge in der Herrschaft Senftenberg könnte die vorstehend erfolgte Beschreibung der Ereignisse im Bistum Meißen im 15. und 16. Jahrhundert ermöglichen.
Nicht zu unterschätzen ist der in dem Buch vorgenommene Versuch, die Struktur des Bistums Meißen zu beschreiben. Wobei es so scheint, als ob der Schwerpunkt auf dem Hochstift bzw. dem Domstift liegt. Kirchen und Klöster treten vor allem dann ins Rampenlicht, wenn es zu ihnen bischöfliche Entscheidungen gab.
Welchen Stellenwert die Niederlausitz im Herrschaftsgefüge zwischen Bischof, Landesherrn und Ständen besaß, geht aus einer Erklärung vom 13. Dezember 1581 von Kaiser Rudolph II. in Verbindung mit dem Rücktritt des letzten Bischofs hervor.
Wir Rudolph II. etc. entbieten allen und jeden unsern Unterthanen geist- und weltlichen, was hohen oder niedrigen Würde, Standes, Amtes, oder Wesens, die in beiden unsern Marggrafthümern Ober- und Nieder – Lausitz wohnen, oder sasshaft seyn, unsre kaiserl. Gnade und alles Guts. Lieben getreuen, wir machen uns gnädigst keine Zweifel, euch sey gehormsamst bewusst: nach massen noch weiland unser geliebter Herr und Anherr Kaiser Ferdinandus sowohl, als her nach Kaiser Maximilianus II. unser geliebtester Herr und Vatter , beider höchst löblichster seligster Gedächtniss , und dann auch letzlichen, nicht weniger wir verruckten 77. Jahrs den würdigen unsern lieben getreuen Johann Leisentrit, Dechant zu Budissin aus sondern bewegenden und genugsamen Ursachen in beiden unsern Marggrafthümern Ober- und Niederlausitz zu einen Administrator in allen und jedlichen geistlichen Sachen genommen, ihn darinn bestättiget, und diessfalls ihm nothwendigen Befehl, welcher massen Er in fürfallenden Sachen vorgehen solle, gethan. Sowohl bei eben unsern Landesvögten und Hauptleuten dasselbst auferleget haben, ihm hierinnen gebührlichen Schutz zu halten, auch gar nicht zu verstatten, dass demselben zuwider von Jemanden, wer der auch sey, das wenigste fürgenommen , oder attentirt, sondern demselben gebührlichen, auch zeitlichen vorkommen, und entgegen gangen, auch also alles dasjenige, so dergleichen fürfallen möchte, abgeschafft werde. Demnach aber doch wir gehorsamb berichtet worden, wie dem selben zu engegen seythero allerley fürgelauffen seyn soll, wir aber in Gnaden entschlossen seyn, solches keineswegs nachzusehen, sondern vielmehr angeregten Leisentrit bei der Ihm demandirten und auferlegten Administration gnädigst zu schützen, und handzuhaben, auch beyzubehalten. Derowegen so haben wir Ihm Leisentrit an jetzo abermahlen und entlichen auferlegt, dass er in derselben Ihm
demandirten geistlichen Administration mit sondern emsigen Fleisse verfahren, über den geistlichen Stiftern, Klöstern und Pfarren, auch der katholischen Religion treulich halten, dieselbe nach aller seiner Möglichkeit befördern helfen , angeregten Stiftern auch nothwendigen Beistand leisten, und dawider einige Secten einreissen, Veränderungen fürnehmen, noch auch den geistlichen Stiftern, als unsern Kammerguth, das wenigste entziehen , oder ihnen was widerwärtiges und nachtheiliges zu fügen, lassen; sondern vielmehr zu Verhüthung desselben alle gute sorgfältige Aufachtung geben, und dasselbe entweder für sich selbst, auch mit und neben unsern Landesvögten und Hauptleuten zeitlich vorkommen. Wo aber je ihrer Anordnungen nicht gehorsamet werden wollte, dass sie solches alsdann uns zu gebührlichen Einsehn berichten sollen. Welchem nach unser endlicher und ernstlicher Befehl ist: dass alle und jede unsere Unterthanen , sonders aber die geistlichen bei den Stiftern sowohl, als die Pfarrer in beiden unsern Marggrafthümern O. und N. Lausitz in fürfallenden Sachen allein angeregten Leisentrit für ihren ordentlichen von uns debutirten Administrator erkennen, auch zu Ihme Zuflucht haben, und sich hiervon durchaus nicht abwenden lassen, auch ihme sonsten, in seiner Administration einigen Eintrag thun, sondern vielmehr Ihme allen schuldigen Gehorsam leisten , und sich diessfalls der Gebühr erzeigen , als lieb einen jeden sey unsre schwere Strafe und Ungnade zu vermeiden. Das meinen wir ernstlich mit Urkund, dieses Briefes.
Besiegelt mit unsern aufgedruckten Insiegel. Gegeben auf unsern königl. Schloss Prag den 13. December 1581 .
(L. S.) Rudolph II. mppria.”27
1555 gab es im Bistum Meißen folgende Struktur.
Vier Archidiaconatsbezirke
Nisan , Chemnitz , Zschillen und in der Niederlausitz;
unterteilt in Archipresbyterate (Sedes). denen die Pfarreien untergeordnet waren
Fünf Propsteien
Meissen, Wurzen, Riesa , Budissin und Grossenhain
Zwei Decanate
Meissen und Bautzen
über 1000 Kirchen auf fast 400 Quadratmeilen
Die sächsische Oberlausitz begriff an sich 7 erzpriesterliche Stifte.
Bischofswerda , Görlitz , Kamenz , Lauban, Löbau , Reichenbach und Seidenberg.
Am Bischofssitz Meissen selbst bestanden noch ein Franziscaner- und ein Cisterzienserinnenkloster zum heiligen Kreuz. Bei der Stadt Meissen ein Stift der regulirten Augustiner Chorherren zu St. Afra und im Dome 56 Altäre.
Dresden hatte 14 Kirchen und Capellen mit 47 Altären. 28
Ob Lauta 1555 noch katholisch war oder schon reformiert, lässt sich aufgrund der fehlenden Informationen nicht genau sagen. Am 31. Juli 1555 jedenfalls hatte Senftenberg Besuch von den Visitatoren des Herzogs. Das Ergebnis war eine von diesen erstellte Kirchenordnung für Senftenberg und die angrenzenden Pfarrgemeinden, darunter auch Lauta. Es schien nicht die erste Visitation gewesen zu sein. Zumindest geht dies aus dem Text hervor: “in der alten visitation“. Die Bedeutung der Visitation vom Sommer 1555 liegt vor allen Dingen in der Regelung des Kirchenvermögens und der Einkünfte von Pfarrer, Lehrer und Küster. Daher sind die Anordnungen der Visitatoren sehr oft finanziellen Charakters. 29
Als auch die visitatores an kirchen ordenungen unrichtigkeit befunden, ist es von ihnen also vorordent.
Alle sontage, hohe festa und feiertage sol den morgen fru hora 5 wie gewonlich metten mit dem invitatorio, psalmodia, lection des evangelii, teutsch respons. et benedicamus beschlossen werden.
Auch sollen auf dieselben tage zwo predigten, eine vor mittage bei der communion (so communicanten vorhanden), und eine nach mittage zur vesper, welchs die auslegunge und ubung des catechismi sein sol, gehalten werden.In der wochen soll auf die mitwoch und freitag auch gepredigt werden.
Der pfarherr soll sontags und uf die feiertage die frue predigt zur communion thun, desgleichen in der wochen eine, die andere predigt in der wochen sampt dem catechismo und wendischen predigt uf den sontag sollen die diaconi nach anstellung und ordenunge des pfarhern thuen.Es sol auch in der wochen auf die werkeltage alle tage den morgen umb 7 hora eine metten mit psalmodi, teutscher lection aus dem alten testament sampt dem benedictus collecten und benedicamus, nachmittage aber umb 2 hora eine vesper mit ihrer psalmodi, lection aus dem neuen testament, respons. oder himno., magnificat, collect und benedicamus gehalten werden.
Doch das auf die mitwoch und freitag, wen man predigt, deutsche lieder vor das gemeine vollig mit gesungen werden.Das salve zu singen sol ganz apgeschafft sein.
Abents und morgens sol mit der mittel glocken, wie allenthalben breuchlich, pro pace geschlagen werden.Weil auch Senftenberg und die nechst umbliegende pfarherrn der superattendenz Hain dahin sie gehorig, weit entlegen, auch der superattendens der wendischen sprache nicht erfahren, als sol ein pfarherr doselbst des superattendenten zum Hain coadjutor sein, und uf dieselbigen nechste wendischen pfarhern, als nemlich Finsterwalde, Bockwitz, Muckenberg, Bethen, Necksdorf, Lauta, und Kletitz etc. ufsehen haben, damit sie es in ihren kirchen mit predigen, gesengen und sacramentreichungen in der wendischen sprache, gotteswort gemessig, christlich, recht, rein ordentlich und der kirchen zu Senftenberg gleichformig halten.
Und nachdem solch ampt der inspection uber die umbliegende windische pfarren dem pfarhern zu Senftenberg uferleget und vertrauet wird, und die lehen uber diese pfarren unserm gnedigsten herren den churfursten zu Sachsen etc. zustehen, so sol der rath und kirchspil zu Senftenberg, wen sie einen pfarren ufnelimen wollen, denselbigen allezeit vom amptman oder hoferethen an stat uns. gestr. herrn bestetigen lassen, auch ohne vorwissen des consistorii und superattendenten keinen entsetzen, sondern, wen ihnen got tuchtige und gelerte pfarhern und prediger gibt, dieselbigen mit geburlicher reverenz also halten, das sie geruglich bei ihnen bleiben mugen.
Als auch die visitatores zwischen der stadt Senftenberg und den wendischen eingepfarten der wendischen communion halber irrungen und gebrechen befunden, als das die wendischen auch gerne in ihrer sprache, ihnen des herren nachtmal, umb mehrer verstands und andacht willen gehalten haben, und aber die zu Senftenberg ihre vorige communion in teutscher sprache nicht apgehen lassen wolten, haben die vorordente visitatores sie dohin also vorglichen und diese volgende ordenunge gemacht, nemlich das die von Senftenberg sollen alles halten wie vorhin, ohne das sie uber den andern sontag, und uf den nechsten feiertag der hohen-festen nach der predigt, (ausgenomen die hohen festa und johrmarkte) den wenden sollen in wendischer sprache des herren nachtmahl in der pfarkirchen zu halten vergonnen, also das das vater unser, verba consecrationis und was man unter der reichung des sacraments pflegt zu singen, sampt der complenda und segen Aaronis sol wendisch gesungen werden.
Den Wenden sol auch in einem besundern hause (welchs sie neben der neuen schulen mit hulfe derer von Senftenberg erbauen sollen) zugelassen werden, das sie alle sontage vor und nach ihrer wendischen predigt die psalmen und gotseligen lieder singen und das ihnen die epistel und evangelion in wendischer sprache vorgelesen werde. Also das sie in ihrem gottshause ihre eigen gesenge und predigt haben, bis uf die communion, welche ihnen nach ihrer predigt in der pfarkirchen, wie oben vormeldet, in ihrer sprach uber den andern sontag gehalten werden sol.
Es soll auch der pfarherr zu Senftenberg mit seinem diacon verordenen, das dieselben, sonderlich in sommer zeiten, uf gewisse tage und stunden, welche sie zuvor uf der canzel dem volk verkundigen sollen, oft uf die windische dorfer gehen, und die jugent, welche an sontagen nicht in die kirchen kommen konnen, einfeltig die stucke des catechismi lehren, doch das dobei nicht ein gemein zechen gehalten werde, sondern der diacon und das volig noch ende der kirchenlehre jeder seines weges zu hause gehen.
Die copulation der neuen eheleute sol nicht spet uf den abent, oder wen die hochzeit geste trunken sein, sondern zu geburlicher zeit, nuchtern und ehrlich gehalten werden.
Es ist auch bei der taufe die unordenunge befunden, das die diacon noch der taufe mit zur zeche und collation gehen, und die leute also beschweren, das sol ganz abgeschafft sein, und sollen sich an ihre geordenten besoldungen und billichen accidentiis begnugen lassen.
Das lehen corporis Christi hat noch seinen possessorem am leben; wen das verlediget wird, sol es mit allem einkommen und nutzungen lauts der alten visitation dem rath und gemeinen kasten heimfallen.
Letzlich weil die visitatores befunden, das ein erbar rath 16 fl. 1 pf. zubussen mus, darzu auch keinen Organisten noch custodem zu besolden haben, desgleichen nichts vorhanden, davon die pfar, schul, und diacon heuser mochten gebauet und erhalten etc., auch fur die eingepfarten wendische dorfer wie von nothen ein lehnpferd gehalten werden, und aber noch zwei, lehen ubrig, welcher eins S. Crucis genant, so ufm schlos gewest, herr Fabian Haustein seliger, von uns. gstr. hn. erblich erlanget und ausgebeten, und das ander S. Andree genant, welchs in der pfarkirchen gewest, ins ampt gezogen, und das haus davon vorkauft worden, welche lehen doch beide in der alten visitation zur kirchen oder gemeinem kasten geschlagen, wie doselbst ihr einkommen und zugehorungen auch zu befinden, als haben die visitatores dem rath befohlen, das sie umb solche beide lehen bei uns. gstr. hn. supplicirend anhalten solden, uf das sie wider zu notdurftigem underhaltung der kirchendinst kommen mogen, oder da her Fabians erben solch lehen Crucis genzlich bleiben solde, das sein churfln. durchlauchtigkeit etwas anders, soviel einkommens und nutzes zu dieser kirchen gnedigst verordenen wolde. Solchs zu erlangen, haben verordenten visitatores in ansehunge der notdurft ihren vleiss und vorbitte auch erbeten.
Solche erkundung aller einkommen und gelegenheit der pfarren, schulen, und anderer lehen, auch behandelunge und recess aller stucken wie oberzelt etc., ist durch die vorordente visitatores an stadt und wegen uns. gstr. hn. des churf. zu Sachsen etc. in beisein des gestrengen und erenvesten Hansen von Dehne diezeit amptman, neben einem erbarn rath der stadt Senftenberg und ausschuss des ganzen kirchspils beredt, gewilliget, beschlossen und vorordent. Und des zu mehrer vorsicherung, haben die vorordente visitatores solchen reces mit ihren gewonlichen und angebornen sigillen bekreftiget, dem rath und ampt ein apschrift zugestalt, und gleichs lauts in die matrikel, so in uns. gstr. hn. canzlei sol uberantwort werden vorleibet.
Actum Senftenberg, den 31. tag julii anno 1555 30
Als Pfarrer wird für das damalige Lauta Matthes Nicodemus angegeben. Die Eintragung lautet “c. 1532/1572“. Man ist sich also nicht sicher, ob er wirklich schon ab 1532 in Lauta tätig war. Wenn doch, dann aber vermutlich noch nicht als reformierter Pfarrer. Bevor er als Pfarrer tätig wurde, soll Nicodemus Tischler gewesen sein.
Hat die Erwähnung seines vorherigen Berufes eine Bedeutung? War er am Bau der Kirche in Lauta beteiligt?
Die Wirkungszeit von Donat Gallovius (auch: Donat Galle), des ihm nachfolgenden Pfarrers in Lauta, wird mit “c. 1572/1616” angegeben.31 Er soll 1598 durch einen großen Brand “seine ganze Habe” verloren haben. (Büttner, S. 47)
Das Amt des Superintendenten entstand 1527 in Kursachsen, als Kurfürst Johann der Beständige anordnete, Pfarrer der vornehmsten Städte zu „superintendenten und aufseher“ einzusetzen. Neben der Aufsicht über die Pfarrer und Gemeinden war ihnen auch die Fortbildung der Pfarrer aufgetragen. Damit übernahmen sie Teile der Aufgaben des Bischofsamtes, aber ohne die eigentliche Kirchenleitung, die vom Landesherren durch Konsistorien wahrgenommen wurde.
Nach demTod seines Bruders, Herzog Georg der Bärtige, setzte Herzog Heinrich von Sachsen die Struktur der neuen reformierten Kirche auch auch im albertinischen Sachsen um. Dem noch bestehenden katholischen Bistum Meißen wurden Superintendenturen entgegengesetzt.
1548 wurde die Superintendentur Hain (Großenhain) errichtet. Ihr wurden die Kirchen der Herrschaft Senftenberg zugeordnet.
Der Lorenzmarkt in Lorenzkirch, einem Ortsteil von Zeithain, geht auf einen ursprünglichen Laurentiusmarkt zurück. Lorenzkirch verfügt auch über eine Laurentiuskirche.
Die malerisch am Elbübergang gelegene Saalkirche geht auf romanische Reste zurück. Sie wurde erstmals im Jahr 1238 erwähnt und wurde vermutlich zu Beginn des 13. Jahrhunderts erbaut. Der Westturm wurde nach einem Brand im Jahr 1686 ausgebaut; im 17. Jahrhundert wurde der Chorbogen höher gelegt. Im 18. Jahrhundert wurde der Saal auf den alten Grundmauern erneuert. Im Jahr 1859 wurde das Innere neu gestaltet, Restaurierungen fanden in den Jahren 1973 und 1992 statt. (Quelle: Wikipedia)
Zur Geschichte desselben wird von den Autoren der dazu erstellten Internetseite geschrieben:
Leider sind aus den Anfängen des Lorenzmarktes keine schriftlichen Aufzeichnungen vorhanden. Nachdem die östliche Elbseite von Siedlern heimgesucht wurde, errichtete man eine Kapelle zu Ehren des Heiligen Laurentius und stellte ein Bild des Schutzheiligen der Händler und Reisenden auf. Da im 11. und 12. Jahrhundert alle Laurentiuskirchen das Marktrecht erhielten ist davon auszugehen, das auch ab diesem Zeitpunkt in Lorenzkirchen der Handel seinen Anfang nahm. Die erste Erwähnung eines Marktes an der Laurentiuskirche fand sich in einer Schenkungsurkunde aus dem Jahr 1065. Daher blicken wir heute auf über 800 Jahre Lorenzmarkt zurück. 1550 wurde die erste, heute noch bekannte Marktordnung erlassen, wobei aber schon seit 1495 Lorenzkirch jährlich 10 Mark Silber an den Meißner Dom als Zins zahlen musste.
Am 22. Februar 1885 heirateten standesamtlich in Pieschen bei Dresden der Fuhrwerksbesitzer Andreas Postel (geb. 17. Juli 1861) und das Hausmädchen Wilhelmine Auguste Schumann (geb. 7. Februar 1861). Die kirchliche Trauung in der Ev.-Luth. St. Markus-Kirche Pieschen folgte am 14. Juni 1885.
Rund zwölf Jahre später wohnte das Ehepaar in Lauta, im eigenen Haus in der Dorfstraße 78. Zu diesem Zeitpunkt hatten sie sechs Kinder:
Max Andreas Postel (*22. September 1885, Pieschen),
Hans-Georg Postel (*20. April 1887, Pieschen),
Margarethe Wilhelmine Postel (*26. Juli 1890, Briesnitz),
Anna Marie Postel (*23. Juni 1892, Briesnitz),
Johannes Andreas Postel (*unbekannt, Geburtsort unbekannt)
und Ella Postel (*1. August 1894, Truppen).
Das Ehepaar Postel zog mit seinen sechs Kindern nach 1894 nach Lauta. Sie wohnten vermutlich zunächst in dem Haus Dorfstr. 43. Ein eigenes Haus (Dorfstr. 78), so heute lebende Mitglieder der Familie, bauten sie zwischen 1904 und 1906.
Ab 1897 kamen weitere vier, in Lauta geborene Kinder hinzu, wofür Wilhelmine 1906 das Mutterverdienstkreuz an einer langen goldenen Kette erhielt:
Litti Postel (*28. Januar 1897, Lauta),
Gertrud Postel (*4. Februar 1900, Lauta),
Sohn (*23. Mai 1904, gest. 23. Mai 1904),
und Kurt Ernst Postel (*23. Mai 1906, Lauta).
Andreas Postel hatte vermutlich in der Sandwäsche unterhalb des Koschenbergs gearbeitet. Was wohl der Grund für den Umzug den Familie von Truppen bei Neschwitz nach Lauta war. Die Versorgung des Hauses mit Trinkwasser erfolgte über Hausbrunnen.
Alle Kinder der Familie Postel gingen in die kleine Lautaer Dorfschule. Die Jüngsten wurden in der Kirche des Dorfes konfirmiert.
Erhalten geblieben aus dieser Zeit sind Schulfotos und -zeugnisse.
Bereits 1827 waren die Kinder der Dorfschule in zwei Altersgruppen aufgeteilt worden, um in dem kleinen Schulhaus ausreichend Platz zu finden. Der Lehrer auf den beiden oberen Fotos war Ernst Platta, zugleich auch Kantor im Dorf.
Alle Postel-Kinder haben sich unter Berücksichtigung der schwierigen Einkommensverhältnisse und der vielen Kinder eine sehr solide Existenz aufgebaut und stabile Ehen geführt. Sie haben bei den Eltern Andreas und Wilhelmine arbeiten gelernt, die Mädchen waren in der Stadt als Haus-Gehilfinnen tätig, in Stellung.”
Fünf Kinder der Familie Postel heirateten in der Lautaer Kirche.:
Max Andreas Postel am 17. März 1912 Clara Alwine Richter,
Margarethe Wilhelmine Postel am 10. Dezember 1911 Leopold Josef Nejedlo,
Anna Marie Postel am 9. Mai 1914 Josef Rudolf Nemezcek bzw. am 1. September 1923 Karl-Otto Espenhahn,
Ella Postel am 28. Juni 1919 Karl Sieber,
und Gertrud Postel am 14. August 1921 Max Beck.
Das Einwohnerbuch von Lauta-Dorf aus dem Jahr 1922 verzeichnet:
Postel, Andreas, Dorfstr. 78
Postel, Kurt, Dorfstr. 78
Postel, Max, Dorfstr. 74a
Nejedlo, Leopold, Schneidermeister, Dorfstr. 78
Nemeczek, Anna, Witwe, Dorfstr. 78
Sieber, Karl, Maschinist, Dorfstr. 90.
1925 leben in Lauta-Dorf laut Einwohnerverzeichnis:
Postel, Andreas, Maschinist, Dorfstr. 78
Espenhahn, Karl, Schrankenwärter, Dorfstr. 78
Postel, Max, Maschinist, Dorfstr. 74a
Sieber, Karl, Telephonist u. Landwirt, Dorfstr. 90.
1929 finden wir in Lauta-Dorf:
Postel, Wilhelmine, Dorfstr. 78
Beck, Max, Lokführer, Dorfstr. 78
Postel, Max, Maschinist, Dorfstr. 74a
Sieber, Karl, Telephonist u. Landwirt, Dorfstr. 90.
1937 sind in Lauta-Dorf verzeichnet:
Postel, Wilhelmine, Dorfstr. 78
Postel, Klara, Witwe, Witwe, Dorfstr. 74a
Sieber, Karl, Maschinist, Dorfstr. 90.
In Lautawerk finden wir 1937:
Postel, Kurt, Arbeiter, Am Anger 10.
1941 teilt das Adressbuch für Lauta-Dorf mit:
Postel, Wilhelmine, Witwe, Dorfstr. 78
Postel, Klara, Witwe, Dorfstr. 74a.
Beck, Max, Lokführer, Dorfstr. 76
Sieber, Karl, Maschinist, Dorfstr. 90.
In Lautawerk finden wir:
Postel, Hedwig, Witwe, Am Anger 10
Postel, Helmut, kaufmännischer Angestellter, Senftenberger Str. 2.
Andreas Postel verstarb am 16. Dezember 1927 und seine Ehefrau Wilhelmine am 14. November 1947. Sigfrid Strenzke hatte seine Urgroßmutter noch kennenlernen können.
Sie kleidete sich immer wie eine sorbische Landfrau und war damals schon über 80 Jahre alt. Sie kam mit dem Postauto oder wurde mit dem Handwagen vom ca. 4 km entfernten Lauta-Dorf geholt. Ein Auto hatte zu dieser Zeit niemand im Privatbesitz. Einige, vorwiegend 3-rädrige Lieferwagen und Motorräder mit Beiwagen waren im Einsatz. Nach 1945 kamen dann ausgemusterte Armeefahrzeuge dazu.
Meine Urgroßmutter starb im Alter von 86 Jahren. Sie hatte sich beim Zuckerrüben-Putzen mit dem kalten Wasser, wie gesagt wurde, erkältet. Sie lag aufgebahrt in ihrer Wohnstube. Nach dem Sterbesegen des Pfarrers wurde der Sarg geschlossen und draußen stand der schwarze Leichenwagen des Dorfes mit zwei Rappen davor. Ab ging es von der Dorfstr. 78 im langen Trauerzug mit Trauergesängen und Kirchenfahnen über das großflächige Granitpflaster zu dem abgelegenen Friedhof. Ich dachte damals immer, wie muss es wohl bei der Rüttelei in dem Sarg der Urgroßmutter aussehen. Es war für mich als knapp Zehnjähriger meine erste Beerdigung, die ich im Verwandtenkreis mitgemacht hatte.”
Wilhemines Tochter Gertrud wohnte mit ihrem Ehemann, Max Beck, bis zu ihrem Tode im Haus der Eltern. Max Beck verstarb am 24. Oktober 1945 im sowjetischen Kriegsgefangenenlager Wolska an der Wolga, Gertrud Beck am 21. Januar 1984.
Vor 1910 kam Leopold Josef Nejedlo auf Wanderschaft zusammen mit zwei anderen Schneidern in die Lausitz. Sein Kollege Pavlik ließ sich in Hosena nieder und Ücker im späteren Lautawerk-Süd.
Am 23. Mai 1881 war er in Böhmen, in Peleschan im Kreis Turnau des Bezirkes Jungbunzlau, als Sohn des Waldhegers Johann Nejedly und dessen Frau Anna, geb. Mastny, geboren worden. Seine Eltern waren katholischen Glaubens. Leopold hatte einen Bruder, Jaroslav, und eine Schwester, Maria.
Als Untertan des österreichischen Kaisers leistete er von Februar 1903 bis Juli 1905 beim k.u.k-Feldjägerbataillon Nr. 23 seinen Wehrdienst ab. Das Bataillon war in Pancsova stationiert und bestand zu 68 % aus Rumänen, 28 % Ungarn und 4 % Sonstigen. Leopold Nejedlo gehörte wohl zu den Sonstigen. Wie er auf einem Musterungsbescheid beim k.u.k.-General-Konsulat in Berlin aus dem Jahr 1916 angab (siehe Bild weiter unten), beherrschte er vier Sprachen: böhmisch, deutsch, polnisch, rumänisch.
Nejedlo lernte in Hosena die Tochter des dortigen Schuhmachermeisters Gustav Beier und dessen Ehefrau Auguste kennen. Am 28. März 1910 heiratete er Pauline Anna Agnes Beier (*23. September 1887, Hosena). Die Ehe währte nur kurz. Bereits im ersten Halbjahr 1911 war Nejedlo Witwer.
Die Trauerzeit fiel kurz aus. Nejedlos Blick war auf Wilhelmine Margarethe Postel aus Lauta gefallen. Als klar war, dass sie sich in anderen Umständen befand, wurde beider Hochzeit vorbereitet. Doch der Weg dahin war beschwerlich.
Da die Braut in Sachsen geboren und somit Untertanin des sächsischen Königs war, musste die Sächsische Kreishauptmannschaft Dresden der Hochzeit zustimmen. Das war am 31. August 1911 der Fall.
Mit Beglaubigung der Königlichen Regierung Frankfurt/Oder vom 21. Oktober 1911 stellte Lautas Dorfvorsteher August Scheack, Dorfstr. 3, den Ledigenschein für die Braut aus.
Am 13. November 1911 erteilte auch der Bezirkshauptmann von Turnov (Böhmen) als Vertreter des österreichischen Kaisers dessen Untertanen, Leopold Nejedlo, seine Zustimmung zur Eheschließung.
Diese erfolgte am 10. Dezember 1911 in der Kirche von Lauta. Leopold war da 30 Jahre alt und seine Braut 21. Vom 1. Oktober 1907 bis zum 1. April 1911 war sie als Dienstmädchen in Stellung, bei drei verschiedenen Fabrikbesitzer-Haushalten in Cottbus.
Am 4. Mai 1912 kam in Lauta ihr gemeinsamer Sohn Gerhard zur Welt. Am 9. September 1941 fiel er in der Sowjetunion. Die Tochter Erna Margarethe Nejedlo kam am 1. Oktober 1913 in Lauta zur Welt, sie verstarb am 6. August 1927 in Senftenberg an Diphterie. Ein Luftröhrenschnitt konnte sie nicht retten. Hildegard Ella Nejedlo (*8. Oktober 1914, Lauta) verstarb am 4. Juni 2006 in Hoyerswerda.
Das Ehepaar Nejedlo betrieb im Dorf eine Schneiderei. Am 1. Weltkrieg musste Leopold nicht teilnehmen. Die KuK-Vertretungsbehörde in Berlin hatte ihn am 23. August 1916 zum Landsturmdienst mit der Waffe für untauglich erklärt.
Mit dem Ende der österreichischen Monarchie und der Bildung der Tschechoslowakei 1918 war Leopold Nejedlo zunächst staatenlos. Der von ihm im Juni 1932 beim Landrat in Calau gestellte Einbürgerungsantrag für Deutschland wurde im Oktober 1933 vom Regierungspräsidenten Frankfurt/Oder im Oktober 1934 abgelehnt. Adolf Hitler, der diesen Antrag im Freistaat Braunschweig gestellt hatte, hielt am 25. Februar 1932 den positiven Bescheid in seinen Händen.
Am 17. Februar 1934 erhielt Nejedlo vom Generalkonsulat der Tschechoslowakischen Republik in Dresden eine Bescheinigung über die tschechische Staatsbürgerschaft.
Mit dem Bau des Lautawerkes und der Beamtensiedlung nördlich des Werkes verlegte das Ehepaar Nejedlo um 1920/21 seinen Lebens- und Tätigkeitsmittelpunkt dorthin. An der Senftenberger Straße östlich von Cafè Schöne, gegenüber der Waldklause und westlich des Geschäftshauses Förster erwarben die Nejedlos im Wald ein ca. 2000 qm großes Grundstück und errichteten darauf ein Wohn- und Geschäftshaus.
1925 lautete die Adresse:
Nejedlo, Leopold, Schneidermeister, An der Waldklause, Lauta (Dorf).
Bauen ließen sie es von der ebenfalls zunächst im Dorf ansässigen Firma Friedrich (Fritz) Hager, Dorfstr. 73. 1922 war er als Maurer im Adressverzeichnis eingetragen. Ab 1923 trat er als Architekt und Maurermeister mit einer eigenen Firma auf. Hatte er jemals ein Architekturstudium absolviert oder vor der Handwerkskammer eine Meisterprüfung ablegen müssen?
Was die Meisterprüfung anbelangt, stellt sich diese Frage auch bei Leopold Nejedlo. Oder nahmen die Behörden der Weimarer Republik das nicht so genau?
Die Qualität des Hauses war, wie wir später feststellen konnten, entsprechend der Wirtschaftssituation des Landes, mehr als billig. An Zement wurde sehr gespart. Nach ihnen baute der Bäcker Otto Schöne eine Bäckerei mit Café und kleinem Saal.
Zuerst war die Schneiderei im oberen Stockwerk auf der östlichen Seite des Hauses untergebracht. Westlich des Hauses ließ Leopold ließ um 1927 einen Anbau anbringen. Es existiert ein Foto der vorherigen Schneiderwerkstatt im Obergeschoss des Hauses, auf dem Leopold und die drei Kinder, Gerhard, Erna und Hildegard, zu sehen sind.
Unten war der Ladenraum mit Schaufenster und Zugang von der Straße, dahinter ein gleich großer Raum für die Schneiderei mit großen Schneidertischen, einer Nähmaschine und einem Ofen mit einer Art Backröhre, in dem die schweren Bügeleisen angeheizt wurden. Im Obergeschoß befanden sich im Anbau zwei Schlafräume für die Eltern und die Kinder sowie eine Kammer.
Rechtwinklig zum Wohn-/Geschäftshaus standen im Garten ein Waschhaus-/Stallgebäude sowie ein an das Nachbargrundstück grenzender Holzschuppen mit massivem Hühnerstall und Heuboden.
Sieben große Bäume mit Süßkirschen sowie einige Halbstämme und Büsche mit Sauerkirschen standen im Garten. Ein ausladender Graubirnenbaum und zwei Hochstämme mit Edelbirnen mussten den Sommer über gepflückt werden.”
Neben dem Garten unterhielten Schneidermeister Nejedlo und seine Frau eine kleine Viehwirtschaft. Ein Schwein, zwei Ziegen, 10 bis 12 Gänse mit den Zuchtgänsen, 10 bis 15 Hühner, zeitweilig zwei Kaninchen für einige Jahre auch ein Taubenpaar mit Jungvögeln machten nicht gerade wenig Arbeit.
1929 lautete die Adresse:
Nejedlo, Leopold, Schneidermeister, Senftenberger Str., Lautawerk.
Trotz der Probleme, die Leopold Nejedlo mit seiner Staatsbürgerschaft und der Einbürgerung hatte, kam er weitgehend unbehelligt durch die Jahre der nationalsozialistischen Herrschaft. Vielleicht half ihm, dass er die größte Schneiderwerkstatt in Lautawerk besaß. Zivilkleidung war gefragt, die verschiedenen Formationen der Nationalsozialisten hatten aber auch einen großen Bedarf an Uniformen jeglicher Art. Und die Nachfrage konnte der Schneidermeister befriedigen. So warb er für sich und sein Geschäft 1936 im Heimatbuch des Kreises Calau.
1937 ist er zu finden unter:
Nejedlo, Leopold, Schneidermeister, Senftenberger Str. 4, Lautawerk.
Am 7. Dezember 1935 heirateten ihre Tochter Hildegard und der Sparkassenangestellte Herbert Fritz Wilhelm Strenzke in Lautawerk und wurden einen Tag später in der Kirche in Lauta-Dorf getraut. Herbert hatte Hilde während seiner Tätigkeit bei der Sparkasse in Lautawerk kennengelernt.
Sie wohnten zunächst in Großräschen, später in Sedlitz. Am 24. Dezember 1937 kam in Sedlitz ihr Sohn Sigfrid zur Welt. Die Großeltern besuchten den Enkel in Sedlitz, die Mutter fuhr mit dem Fahrrad immer wieder mal über Sorno – Skado – Geierswalde – Tätzschwitz – Bauernmühle nach Lautawerk. Als Herbert Strenzke als Zahlmeister zur Wehrmacht musste, waren Mutter und Sohn öfters bei den Eltern und Großeltern, “wo Mutter im Haushalt und bei der Viehzucht half“.
1941 lautete die Adresse der Großeltern in Lautawerk
Nejedlo, Leopold, Schneidermeister, Senftenberger Str. 4.
1945, vor dem Einzug der Russen, haben die Großeltern Wein, Rohkaffee, Sekt und Schnaps im Garten vergraben. Damit konnte später so manches eingetauscht werden.”
Am 6. Januar 1943 kam Enkel Manfred im Haus der Großeltern zur Welt. Lautawerks Hebamme, Frau Wenske, half ihm dabei. Während ihrer Aufenthalte in Lautawerk mussten beide Jungen auch die Bombardierungen von Werk und Ort miterleben.
Gegenüber dem Krankenhaus auf der Wiese in Lautawerk-Nord waren Flakstellungen errichtet. Wenn es Alarm gab, nahm mich unser Geselle aufs Fahrrad und wir fuhren zu Petschkes Mühle Richtung Vogelhain (Bezeichnung für Tätzschwitz von 1937 bis 1945). Sie hatten einen Bunker am Feldrand errichtet, wo wir den Angriff abwarteten.”
Es gab aber auch Situationen, in denen die Flucht vor den Bomben nicht möglich war. Dann musste im Keller des Hauses auf das Ende des Angriffes gewartet werden.
Einmal waren wir bereits wieder im Obergeschoss um zu schauen, was Richtung Werk los war, da begann plötzlich 1 km von uns ein höllischer Bombenangriff. Am nächsten Tag war dann unsere Turnhalle gesperrt, da dort die vielen geborgenen Toten aufgebahrt waren. Auch an die bis Lautawerk am Himmel sichtbare Erleuchtung von dem brennenden Dresden kann ich mich noch erinnern.”
Sigfrid Strenzke kann sich noch heute an die langen Trecks mit Wagen und Fahrrädern erinnern, die am Haus der Großeltern vorbei Richtung Westen zogen. Auch seine Mutter entschloss sich mit ihren Kindern zur Flucht. Der Großbauer Platta nahm sie im April 1945 auf einem überdachten Treckergespann mit. Leopold Nejedlo war mit seiner Frau in Richtung Erzgebirge geflüchtet. Die Flucht von Sigfrids Mutter endete in Schwarzheide, die seiner Großeltern in Annaberg-Buchholz-
Wir fanden Unterkunft in der Bauernmühle und dann beim Nachbar Förster, wo wir beinahe von einem Russen erschossen wurden, da die alte Frau Förster zwei 31-jährige Frauen (Hilde und Friedel) versteckt hatte. Meine Großeltern kamen von der Flucht erst zu Pfingsten zurück.”
Herbert Strenzke kehrte aus dem Krieg nicht zurück. Seine Söhne, Sigfrid und Manfred, blieben mit der Mutter bei den Großeltern. Sie gingen in die Karl-Marx-Schule in Lautawerk-Nord. Neben Schule und späterer beruflicher Ausbildung halfen sie Leopold Nejedlo, Vieh, Garten und Acker zu versorgen bzw. zu bewirtschaften. Mit fast 70 Jahren musste er Frau, Tochter und die Enkel als Alleinverdiener finanziell absichern.
In der Festschrift zur 500-Jahrfeier von Lauta 1948 ist Nejedlo mit einer Geschäftsanzeige nicht enthalten. Das konnte verschiedene Gründe haben. Vielleicht hatte er sich auch ganz bewusst eine Zeit des Nachdenkens auferlegt. Wir wissen nicht, wie er das selbst sah.
Am 27. September 1957 starb Leopold Josef Nejedlo in Lautawerk. Seine Frau und die Tochter führten Haus und Geschäft in der Senftenberger Str. 4 weiter. Bis September 1961 wohnte Sigfrid Strenzke bei ihnen und unterstützte beide finanziell im Rahmen seiner Möglichkeiten.
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Die Geschichte Lautas begann im Jahr 1374. Im Urbar des Zisterzienserinnenklosters St. Marienstern in Panschwitz-Kuckau ist eine Eintragung mit dem Ortsnamen „Luthe“ enthalten.
„Mattik“ und „Benes“ werden genannt. Mattik schuldete dem Kloster einen Groschen. Wofür? Das konnte noch nicht herausgefunden werden.
„Luthe“, ein mittelhochdeutsches Wort, steht für „Ort am Wasser“, vor allem an klarem Wasser. Auf dem Gebiet des Dorfes, das zur Herrschaft Senftenberg gehörte, gab es einen Bach. In seinem Umfeld mehrere fließende Gewässer. Diese gehörten jedoch zur Herrschaft Hoyerswerda und konnten von den Bewohnern des frühen Lautas nicht genutzt werden. Das galt auch für die drei Mühlen. Heute ist von dem Bach durch das Dorf nichts mehr zu sehen. Er wurde in Rohre eingeleitet und der Dorfteich auf dem Gebiet des so genannten Richter Gut zugeschüttet,
Aus der kleinen Ansiedlung südlich der Schwarzen Elster und unterhalb eines Höhenzuges wurde im Verlauf der Jahrhunderte ein ansehnliches Dorf, später eine Industriegemeinde und schließlich eine Stadt.
Sie besteht heute aus den Ortsteilen Lauta-Dorf, Lauta, Laubusch, Torno und Leippe. Lauta selbst noch einmal unterteilt in Nord und Süd. Im Jahr 2024, dem 650. Jahrestag der Ersterwähnung hatte die Stadt Lauta eine Zahl von ….Einwohnern.
Der nachfolgende Rundgang ist der erste Versuch, die Geschichte und Entwicklung des Dorfes Lauta mit einzelnen konkreten Stationen zu verbinden. Er ist so konzipiert, dass er sich zu Fuß bewältigen lässt bzw. bei einer Erweiterung auf den Exkurs Bauermühle mit dem Fahrrad. Zu den einzelnen Stationen werden noch Informationen gesucht. Des Weiteren ist das Ziel, anhand einzelner konkreter Gebäude die Baugeschichte des Dorfes verständlicher werden zu lassen.
Ältestes Bauwerk von Lauta-Dorf. Verputzter Feldsteinbau mit freistehendem Glockenturm. Vermutlich von Anfang des 16. Jahrhunderts. Feldsteinbau. ???
Erstmalige Erwähnung (noch nicht mit Dokument belegt) 1457 als Pfarrkirche „Lawthe“. Die Kirche trägt seit 1944 den Namen ” Laurentius-Kirche”. An den Ursprungsbau erinnern das spitzbogige Portal auf der Südseite des Gotteshauses, zwei ursprüngliche schmale Fenster, die Sakramentsnischen im Altarraum und der schöne achteckige Taufstein aus dem 15. (?) Jahrhundert.
Während des Dreißigjährigen Krieges (1618/48) erlitt sie umfangreiche Schäden. Deshalb 1652 umfangreiche Erneuerung. „Anno 1652 ist diese Kirche von neuem gebaut worden. Ihre Churfürstl[iche] Durchlaucht zu Sachsen Johann Georg I hat 3 Schock Holz aus der Hoyerswerdschen Haide dazu verehrt. Gott behüte diese Kirche und Altar [vor] Krieg und auch Feuersgefahr.“ (Inschrift an der Rückseite des Altars)
Die Kirche erhielt ein steiles Satteldach mit einem mittig aufgesetzten Dachreiter.
Von 1657 ist der Renaissance-Altar und die Kanzel aus dem Jahr 1660.
Der in verschiedenen Kirchen der Lausitz nachweisbare Maler Michael Krumach soll die Kanzel farblich gestaltet haben. Am Treppenaufgang ist ein Bild vom Traum Jakobs von der Himmelsleiter zu sehen. Die vier Evangelisten und der Erlöser zieren die Felder des Kanzelkorbes. Der Schalldeckel der Kanzel ist mit einer Wolkenmalerei versehen.
Die Kanzel gehört zu den letzten in der Niederlausitz im Renaissancestil gestalteten Einbauten von Kirchen.
Die Empore der Kirche wurde 1664 gebaut und 1667 farblich gestaltet, ebenfalls von Krumach. In den Emporenfeldern sind großformatige Szenen aus der Passion Christi zu sehen, Blumenmotive und verschiedene Darstellungen von Engeln. In einer Ecke der Empore verewigte sich der Maler mit einer Inschrift: „Michael Krumach, Mahler“.
Zur weiteren Ausstattung der Kirche gehört eine der Gotik zugeordnete geschnitzte Holzfigur, die „Christus auf der Rast“ zeigt.
Die Orgel ist aus dem Jahr 1882 und von dem Eilenburger Orgelbaumeister Conrad Geißler (1825/97) durch Umbau der 1794er Orgel von Carl Gotthold Claunigk (1761/1829) aus Sonnewalde geschaffen. Geißler übernahm das alte Gehäuse, die Windladen und einen Teil des Pfeifenwerks in seine Orgel.
2017/2018 wurde die Kirche saniert. Teile des unteren Dachstuhls, insbesondere die hölzernen Auflager auf der Mauerkrone, waren zerstört. Die bis zu einem Meter starke Mauerkrone musste ebenfalls an vielen Stellen ausgebessert werden. Im Inneren der Kirche wurde die hölzerne Decke komplett saniert (teils mit neuem Holz). und die wurden Fenster erneuert. Während der Arbeiten musste ungeplant die sich auf dem Boden befindliche Windanlage (Blasebälge mit Zuleitungen) abgebaut werden. Nach historischem Vorbild wurde sie direkt hinter der Orgel eingebaut. Die Orgel selbst wartet noch auf eine Grundsanierung, zumindest auf eine gründliche Reinigung.
Südlich der Kirche stehender Holzturm aus der Zeit um 1555 für zwei Glocken, 1501 und 1512 gegossen. Die jüngere der beiden Glocken ist mit einer Ritzzeichnung versehen, die den Hl. Laurentius darstellt. Sie soll aus der St. Laurentius-Kapelle auf dem Koschenberg stammen und nach deren Abbruch im Zuge der Reformation in die Kirche von Lauta-Dorf gekommen sein.
2021 Sanierung des Glockenturms und Reparatur der Glocken. Die zuvor an Stahlträgern aufgehängten Glocken läuten seit dem 22. Juni 2021 wieder an Holzbalken und -jochen.
Ältester Friedhof des Dorfes rund um die Kirche. Erste Bestattungen auf dem von einer Feldsteinmauer umgebenen Areal vermutlich bereits im 14. Jahrhundert. Umgestaltung des Friedhofes und Auflösung der Grabstätten bis Anfang der 1960er Jahre.
Erhalten blieben folgende Grabstätten:
Johann Wilhelm Schütze (Müller)
Johann Nuglisch (Pfarrer)
Daniel Breßler (Pfarrer)
Elisabeth Kieckebusch (Lehrerin)
Anna Koall (Bäuerin)
Dorfstraße 9
Backsteingebäude mit Feldsteinunterbau. Bauzeit:???
1641 Zerstörung des Pfarrhauses durch marodierende schwedische Truppen. Das Feuer vernichtete viele historische Dokumente. Wiederaufbau des Pfarrhauses nach dem Dreißigjährigen Krieg.
Neubau oder Umgestaltung des Gebäudes mit Feldsteinunterbau und Fachwerk aus dem 17. Jahrhundert um 1860.
Dorfstraße 8
Nördlich des Pfarrhauses stehendes Schulgebäude. Gebaut 1825. Quer geteiltes Wohnhaus im Stil einer Landbauschule.
Kinder wurden alle gemeinsam in einem Raum unterrichtet. Die übrigen Räume dienten dem Küster als Wohnung.
Lauta entstand als sackgassenartiges Angerdorf. oder Rundling. Vermutlich standen anfangs einfache Wohnbauten auf der Fläche zwischen Kirche und Krug (Dorfstr. 44). Im Laufe der Jahrhunderte vergrößerte sich das Dorf rund um den Anger bis zu der heute erlebbaren Ausdehnung.
Der Anger war immer Allgemeinbesitz. Er diente als gemeinsame Nutzfläche und Bauplatz für Kirche, Friedhof, Schmiede und Dorfteich. Er war zugleich Auslauf und Sammelplatz für die Tiere der Bauern.
Nach dem Brand von 1769 siedelten sich einzelne Bewohner, wie z.B. der Dorfrichter, auf separaten Grundstücken nördlich des Dorfangers an. Weitere Bebauungen erfolgten im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts zwischen in südlicher Richtung zwischen Pfarrhaus und Dorfstr. 64 D.
Der Dorfgraben durch floss den Dorfanger in voller Länge und endete am westlichen Ende des Angers im Dorfteich (zugeschüttet).
Dorfanger, gegenüber Dorfstr. 7
Nicht mehr vorhanden. Standort Gedenkstein für die Kriege von 1864 bis 1870/71.
Einst separat am Dorfbach stehende Werkstatt des Dorfschmiedes. Vermutlich so gebaut, um einen weiteren Brand, z. B. durch Funkenflug aus dem offenen Schmiedefeuer zu verhindern. Vermutlich mit der Neubebauung des Dorfes nach dem Brand von 1861 abgerissen.
Auf dem Grundstück Dorfstr. 29 befand sich die bis weit in das 20. Jahrhundert hinein betriebene Schmiede. 1922 war Richard Mörlin der Dorfschmied. 1948 gehörte die Schmiede dem Schmiedemeister Josef Brzezinski. Er bot Hufbeschlag an, Wagenbau und Reparaturen von Fahrzeugen jeglicher Art sowie Schweißarbeiten (autogen und elektrisch).
vor Dorfstraße 7
Von 1928. Als technisches Denkmal mit der Nummer 08985110 erfasst.
Zapfstelle zur Entnahme von Wasser, besonders für Feuerwehr und Straßenreinigung. An das öffentliche Wasserleitungsnetz angeschlossener Überflurhydrant mit mehreren Abgängen zum Anschluss von Schläuchen der Nenngröße B oder C. Für die Feuerwehr ist die Fördermenge des Hydranten von Bedeutung, üblicherweise 1.200l bis 1.500 l pro Minute.
Dorfanger
Für die in Kriegen gefallenen Einwohner Lautas aus der Zeit, als das Dorf zu Sachsen gehörte, sind keine Gedenksteine oder -säulen bekannt. 1815 kam es durch Beschluss des Wiener Kongresses zu Preußen.
vor Dorfstraße 9
Die erste Gedenksäule aus der preußischen Zeit bezieht sich auf die Reichseinigungskriege 1864, 1866 und 1870/71. „Zur Erinnerung an die Feldzüge v. 1864/66 u. zum Andenken an die i. dem ruhmreichen Feldzg. V. 1870/71 gefallenen Kameraden“ ist darauf zu lesen. Weiter: „Gewidmet von dem Militär-Verein und der dankbaren Gemeinde Lauta“.
Militärvereine entstanden in Preußen nach den Befreiungskriegen 1813/15 und sahen eine wichtige Aufgabe darin, mit der Errichtung von Denkmälern der in diesen und den nachfolgenden Kriegen Gefallenen zu gedenken. Es gab Landesverbände und regional organisierte Gruppierungen. Die Initiative zur Errichtung von Denkmälern ging jedoch vor allem von den örtlichen Militärvereinen aus. Erinnert wurde mit dieser Säule konkret an Christian Friedrich Gottlieb Koar, der am 16. August (1870) in der Schlacht bei Gravelotte fiel. Gebaut wurde sie 1883 von H. Bartsch aus Königsbrück.
vor Dorfstraße 17/18
1897 war der 100. Geburtstag von Kaiser Wilhelm I., was den Einwohnern des Dorfes Anlass war, ihm zu Ehren einen Gedenkstein aufzustellen.
Gedenkstein zur Wiederherstellung der “Einheit Deutschlands 3. Oktober 1990”. Aufgestellt am ………
vor Dorfstraße 35
1913 kam ein Gedenkstein hinzu, mit dem an den 100. Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig erinnert wurde.
vor Dorfstraße 37
„Gewidmet von der dankbaren Gemeinde Lauta“ wurde das Denkmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Einwohner Lautas. Es wurde offensichtlich 1919 errichtet. „In dankbarer Erinnerung an die im Weltkriege gefallenen Krieger. 1914 – 1918“.
Dorfstraße 44
Erstmalige Erwähnung eines „kruger“ bzw. wendisch „kreczsmer“ Anfang des 16. Jahrhunderts. Später schlägt sich das in dem für das Dorf nachweisbaren Familiennamen „Krüger“ nieder. Selbst zu brauen, war dem Krüger von Lauta nicht gestattet. Er durfte lediglich das bei zugelassenen Brauern gekaufte Bier ausschenken. 1598 gab es eine Ausnahme von dieser Regel, da keins zu bekommen war und er sich selbst helfen musste.
Beim Großbrand am 1. Mai 1769 wurde auch der Dorfkrug zerstört. Wie eine in der Fassade des Hauses eingelassene Gedenktafel berichtet, erfolgte bereits am 9. Juni 1769 ein Neubau. Bauherr war J. Plata. Maurermeister C. G. Marnatzsch.
Inschrift:
„den 1 May Ano 1769 riß Gott daß gantze dorff mit feuerflamen nieder
Wir bautens aber doch MIT Hülffe gottes wieder
CG. Marnatzsch M:Meister
J: Plata Bau-Herr
d:9 juny 1769“
1996 schloss die Gaststätte unter dem damaligen Eigentümer, Gastwirt Kirschner.
Bei der Neubebauung des Dorfangers nach dem Brand von 1861 zwischen den Gehöften frei gelassene Abstandsflächen. Zusammen mit massiven Brandmauern zwischen den Gehöften sollte die Brandgasse (auch als Schlippe oder Feuerschlippe bezeichnet) die Ausbreitung eines Brandes auf das Nachbargebäude bzw -grundstück erschweren. In alten Städten mit einer Bebauung in geschlossenen Karrees sollte die Brandgasse den Lösch- und Rettungskräften eine Einfahrt in den Innenbereich der Wohnanlage ermöglichen.
Brände mit teilweise umfangreichen Zerstörungen und Verlust von Menschenleben gab es in Lauta-Dorf 1641, 1670, 1769, 1847 und 1861.
1935 mit Steiger- und Trockenturm eingeweihtes Bauwerk. Das Klinkerbauwerk ersetzte das 1924 gebaute Spritzenhaus.
Ein Spritzenhaus stand (laut einer Karte von Lauta) bereits 1839 am Dorfanger, direkt am Dorfgraben. Im Spritzenhaus von 1924 kam die erste Motorspritze des Dorfes unter. Sie war eine Spende der Freiwilligen Feuerwehr Lautawerk.
Am 1. Oktober 1911 war die Freiwillige Feuerwehr im Dorf gegründet worden. Zwanzig Männer erklärten ihren Eintritt und verpflichteten sich für mindestens drei volle Jahre zur Mitarbeit. Wehrleiter, damals Oberführer genannt, war Paul Kochan. Die Feuerwehr besaß bei ihrer Gründung eine defekte Handdruckkastenspritze, fünf alte Druckschläuche, ein Strahlrohr aus Kupfer und drei unterschiedlich große aufschraubbare Mundstücke. Vorhanden waren auch einige Feuereimer und Einreißhaken. Ihren ersten Einsatz hatten die freiwilligen Feuerwehrleute am 6. Dezember 1911, bei einem Scheunen- und Stallbrand auf dem Hof des Bauern Wilhelm Mattick.
Am westlichen Ende des Dorfangers gelegenes erbliches Lehngut des Dorfrichters bzw. Dorfschulzen. Erstmalig erwähnt 1592.
Lauta gehörte zu den fünf Gerichtsstühlen, wo das Landgericht, bestehend aus einem Landrichter und sechs Landschöffen, jährlich Erbverträge, Grenzstreitigkeiten, Käufe und Verkäufe sowie kriminelle Delikte verhandelte.
Auf dem Gelände des Richterguts befand sich der Dorfteich. Nach dem Großbrand vom 1. Mai 1769 Verlegung des Richterguts an die Straße nach Groß Koschen und Bau einer zweiten Gastwirtschaft mit Ställen und Ausspannmöglichkeit.
Mit der Einführung einer neuen Kreisordnung am 1. Januar 1874 endet die Erbfolge des Schulzenamtes. Johann Richter, letzter Erbschulze, übergibt sein Amt dem ersten gewählten Bürgermeister des Dorfes, Adolf Säuberlich.
Aus einer Quelle südlich des Dorfes entspringendes Gewässer, auf das sich vermutlich der 1374 urkundlich belegte Ortsname bezieht [Luthe (mhd) = Ort am klaren Wasser]. Der Graben verlief aus Süden kommend in Richtung Pfarrhaus und bog dort nach Westen ab, in der Mitte des Dorfangers. Der endete im Dorfteich auf dem ersten Richtergut. Laut einer Karte von 1839 gab es zwei Brücken. Eine in Höhe der zur B 96 führenden Straße und eine weitere auf der Höhe, wo die Straße
Die Dorfbewohner entnahmen ihm Trink-, Brauch- und Löschwasser. 1893 wurde er in eine Rohrleitung geleitet und zeitgleich vermutlich der Dorfgraben auf dem Anger sowie der Dorfteich zugeschüttet.
Dorfstraße 24
Vierseit(en)hof mit Torhaus als geschlossene Hofanlage. “Senftenberger Vierseithof” – regionaltypische Form des bäuerlichen Wirtschaftshofes. Gebaut zwischen 1830 und 1880. Der Bautyp wurde erstmals 1942 von Wilhelm Ratthey beschrieben. Dreiseit- und Vierseithöfe sind die beherrschenden Bauformen in Brandenburg und in den nach 1815 zu Preußen gekommenen ehemaligen sächsischen Dörfern. Wohnhaus in Giebelstellung zur Straße, seitliche Stall- und Wirtschaftsgebäude und rückwärtige Durchfahrtsscheune. Dominierende Bauweise auf der südlichen Seite des Angers.
Seit 19… (?) als Wohnhaus mit Ferienhof genutzt.
Vierseithof aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
2 Tafeln, eingelassen in der Fassade, die auf umfangreiche Umbauten des Wohnhauses hinweisen.
„Wer Gott vertraut,
hat wohl gebaut.
Mathias Bierzahn
1855“
„ROK
1941“
1922 gehörte der Hof dem Landwirt Christian Bierzahn. Ab 1937 war er im Besitz von Richard (Otto) Kubisch , der das Wohngebäude 1941 modernisieren bzw. umbauen ließ.
Nischen in Herzform über dem Eingang. Warum?
Dorfstraße 17
1893 von August Kliemangk als Bäckerei mit angeschlossenem Lebensmittelhandel eröffnet. Zugleich betrieb er Landwirtschaft.
Wohnhaus gebaut um 1860. Ersetzte ein kleines älteres Gebäude, das Teil der Erweiterung des Dorfes in Richtung ehemaliger Schäferei war. Bei Bei Sanierung des Hauses 2004 wurde im Stufengiebel ein Ziegel mit Löwenkopf aus dem alten Dach eingefügt.
Dorfstraße 64 D
Wohnung und Hof des für die Dorfgemeinschaft tätigen Schäfers. Seit dem Ende des 17. Jahrhunderts nachgewiesen.
Der Schäfer weidete und pflegte die Schafe und Rinder der Bewohner des Dorfes. Dafür stellte ihm die Dorfgemeinschaft ein kleines separat stehendes Dorfhirtenhaus. Der Dorfschäfer bzw -hirte genoss oft auch den „Reihetisch“, wurden reihum von den Einheimischen beköstigt. Dorfschäfer und -hirten, die verheiratetet waren und einen eigenen Hausstand führten, ließen sich jedoch ebenso wenig wie die verheirateten Schäferknechte im Privatdienst eines Bauern und häufig im Besitz eigener kleiner Herden von ihrer sozialen und rechtlichen Lage her zum eigentlichen Gesinde rechnen.
Dorfstraße 64 D
1935 feierlich eingeweihtes Schulgebäude mit zentralem Uhrenturm und zwei Lehrerwohnungen. Bis 1961 als Schule genutzt. Seit den 1950er Jahren aber nur noch für die Unterstufe (1. bis 4. Klasse). Die höheren Klassen erhielten Unterricht in der Polytechnischen Oberschule „Karl Marx“ in Lauta-Nord.
Heute Seniorenwohnanlage.
Dorfstraße 70 b, 70 c und 70 d
Am südlichen Dorfrand stehende, in der Block-Bauweise errichtete Holzscheunen. Vermutlich zwischen dem 18. und 19. Jahrhundert gebaut.
Der Blockbau gilt als eine der ältesten Bauweisen in Deutschland. Die Wände entstehen durch das Aufeinanderschichten liegender Hölzer, die sowohl als Rundhölzer, abgeflachte Hölzer oder Vierkanthölzer verwendet werden.
Das Holz wurde mit Beilen und Äxten passgerecht behauen. Bis ins 18. Jahrhundert waren die in Block-Bauweise errichteten Gebäude mit Stroh gedeckt. Dachziegel aus einem Gemisch von Lehm, Ton und Sand sollten besser gegen möglichen Funkenflug von offenem Feuer (z. B. Schmiede) oder bei benachbarten Hausbränden schützen.
Die Scheunen wurden mit einfachstem Holz gebaut und bestanden in den Wänden aus zwei Teilen: … m hohe mit Stämmen aufeinandergeschichtete Holzwand; darauf stehende Holzwand aus Holzbrettern.
Weitere Blockscheunen stehen Dorfstraße 19 u. 34.
Südlich des Dorfes inmitten der Felder und von Bäumen umgebene Quelle, die seit der Erstbesiedlung des Dorfes die Bewohner mit Wasser versorgte. Möglicherweise der Hauptgrund, dass sich Menschen hier dauerhaft niederließen. Das Wasser floss in einem Graben durch das Dorf und endete am Westende des Angers in einem kleinen Teich. Auf dem Messtischblatt von 1934 sind sowohl der Graben als auch der Teich noch verzeichnet. Später wurden die Quelle und Graben verrohrt, der Teich zugeschüttet.
Da sie keine eigene Kirche hatten, mussten die Einwohner von Leippe, Torno und Hosena zu den Gottesdiensten in die Kirche nach Lauta Dorf. Der zum großen Teil durch den Wald verlaufende Weg wurde von den Leippern und den Tornoern zu jeder Jahreszeit bewältigt. In Leippe trägt der erste Teil des Weges die Straßenzeichnung „Johannisthaler Weg“ und ab Höhe des Dorfes Torno heißt er dann „Kirchweg“.
Die dem Dorf Lauta zugeordneten Flurstücke (Felder bzw. Wald) befinden sich in der Lautaer Heide. Nach dem Steuerkataster von 1773 trugen viele von ihnen slawische Namen. 31 Flurstücken sind darin verzeichnet, die von Einwohnern Lautas gegen entsprechendes Entgelt genutzt wurden:
Huminka, Kupki, Queer Kupki, Hoyerswerdische Kupki, Wesslen, Woytasch, kleine Buris Butzschik, Hüthung an der Bauer-Mühle, große Buris Butzschik, Wozschowa, Gemeinde Holz an der Bauer Mühle, Pasolka, Lugk Commun Hüthung, Hostowa, Wusgizscha, Sagonz, Doge, Schieroiki, Welski, Gersorski, … Stücken, Commun Hüthung an der Kobelt Mühle, Linkski, Sagonschka, Sagonschki hinter dem Kirchhofe, Motscholski oder Metscholski, Tornoiskis, Pod Zschwolkan, Gemeinde Holz Sagona genannt, Commun Hüthung hinter dessen …nen, Wotscholski.
Mauer aus Feldsteinen an der Ostseite des Friedhofs. Es handelt sich vermutlich um einen Restbestand des im Mittelalter um das Dorf aus Feldsteinwällen, Zäunen oder Sträuchern gezogenen Schutzes gegen Wildtiere oder einzelne andere Eindringlinge.
Der Nachtwächter sorgte nachts vor allem für Sicherheit und Ordnung und sagte teilweise die Zeit an. Zur Ausrüstung des auf Ruhe und Ordnung achtenden Nachtwächters gehörte eine Laterne und ein Horn. Als letzter Nachtwächter für den Gemeindebezirk Lauta wurde durch den Landrat von Calau am 4. Mai 1927 der Arbeiter Richard Möbus angestellt und vereidigt.
Dorfstraße 3
Muss noch beschrieben werden.
Dorfstraße 1
Nach dem Großbrand vom 1. Mai 1769 als neues Richtergut gebaut. Mit Gasthof und Ställen zur Unterbringung von Pferden.1922 mit der Adresse Dorfstr. 1 als Eigentum des Gastwirts Gottfried Kubitz geführt. 1948 mit dem Verweis „Älteste Schankwirtschaft am Platze“ im Besitz von Martha Schulze.
Dorfstraße 1a
1920 von Erhard Weiner errichtetes Wohn- und Geschäftshaus mit Tankstelle an der Kreuzung der Straßen Richtung Hosena, Senftenberg und Hoyerswerda. Im Adressverzeichnis von 1922 ist Weiner als Elektriker unter der Adresse Dorfstr. 5 erfasst. Das Grundstück gehörte Christian Kappa.
1948 bot Weiner neben der Tankstelle folgende Dienstleistungen an: Reparaturen und Verkauf von Maschinen, Fahrzeugen, elektrischen Rundfunkanlagen und von Wasseranlagen.
1923 nordwestlich des Dorfes, unterhalb des Koschenbergs, am historischen Senftenberger Weg angelegter größerer Friedhof. Dazu Pflasterung der alten Straße mit Feldsteinen und Bepflanzung beiderseitig mit Linden. Der Weg zum Friedhof steht unter Denkmalschutz.
Einst 176,4 m hohe Erhebung südwestlich von Lauta-Dorf. Landmarke und Ort einer bis zur Reformation auf der Kuppe stehenden und dem Hl. Laurentius gewidmete Kapelle. Nach ihrem Abbruch wurde die Fläche für einen Wachturm genutzt. Um 1885 wurde von der Gemeinde Großkoschen und Einwohnern auf dem zwei Morgen großen Vergnügungsplatz des Koschenbergs ein hölzerner Turm mit einem Podium errichtet. Das Bauwerk wurde Bismarckturm genannt. Da er verfiel, wurde der Turm 1915 abgebrochen.
Durch den Abbau von Grauwacke im Steinbruch ist die Bergkuppe fast vollständig verschwunden.
An der Grenze zwischen Sachsen und Brandenburg gelegene und geteilte See ist eines der Restlöcher, die im Zusammenhang mit dem Abbau von Quarzsand seit der Mitte des 19. Jahrhunderts rund um Lauta entstanden sind. Die Gruben Heide IV und V gehören dazu sowie der Kleine Sandschacht und der Große Sandschacht unterhalb des Koschenberges. Verschiedene Firmen wollten an dem für die Glasherstellung so wertvollen Rohstoff verdienen. Eine davon war die Firma Fabian & Co. Sie betrieb in Hohenbocka, Großkoschen und Lauta Quarzsandgruben.
Start an Dorfstraße 6.
Dorfstr. 6
Wegestein an der Kreuzung B 96 und ehemalige Straße Richtung Tätzschwitz. Stark verwittert. Hinweis auf die im Zuge des Kohleabbaus verschwundene wichtige Verbindungsstraße.
Dorfstr. 4
Januar 2020 eröffnete Ferienwohnanlage. Auf dem ehemaligen landwirtschaftlichen Grundstück wurde ein modernes Wohngebäude mit 270 Quadratmeter Fläche errichtet. 2.400 Quadratmeter Außenfläche dienen ebenfalls zur Erholung. Das „Refugium“ kann als Ferienwohnung oder für die Durchführung von Seminaren gemietet werden.
15,5 km langer Nebenfluss der Schwarzen Elster. Er entsteht aus zwei Hauptquellbächen, die oberhalb und südlich von Schwarzkollm bzw. von Leippe entspringen. Westlich von Schwarzkollm, am Standort des ehemaligen Schwimmbades Lautawerk, fließen sie zusammen und tragen ab da die Bezeichnung Schleichgraben. In Höhe des ehemaligen Braunkohlenwerkes (BKW) Laubusch verschlechtert sich die Wasserqualität drastisch. Im Erdreich vorhandene Restbestände von Industrieabwässern (BKW Laubusch, Kraftwerk Lauta, Chemie- bzw. Aluminiumwerk Lauta) sind dafür verantwortlich. Nordwestlich des Ortsteiles Lauta mündet der Schleichgraben in den ehemaligen Tagebau Erika Laubusch, heute Erika-See, und fließt geklärt kurz vor der Siedlung Großkoschen weiter als Flüsschen. Zwischen Großkoschen und Tätzschwitz mündet er in die Schwarze Elster.
Der Tagebau „Grube Erika“ entstand 1913 zwischen Laubusch und Nardt. Bis Mitte der 1960er Jahre förderte er Braunkohle für die Brikettfabrik „Grube Erika“ Laubusch und für das Kraftwerk Lauta. Zuletzt erfolgte der zwischen Lautawerk-Nord, Lauta-Dorf und Tätzschwitz ein.
1965 (?) wurde die Förderbrücke gesprengt und es erfolgte der Rückbau des Tagebaus. Der zuvor am Grubenrand entlang geführte Schleichgraben wurde zwischen Lautawerk-Nord und der Siedlung Großkoschen zugeschüttet. Und ab Höhe Stadtpark Lauta in den Tagebau eingeleitet.
Die Hochkippen auf der Tätzschwitzer Seite wurden gesprengt und es erfolgten erste Maßnahmen gegen ein nachfolgendes Abrutschen größerer Erdmengen. Auf der Lautaer Seite – zwischen Lautawerk-Nord und dem Dorf – gab es Rekultivierungsmaßnahmen mit dem Ziel, den Boden wieder für eine landwirtschaftliche Nutzung zu verwenden.
Durch Flutung eines ehemaligen Tagebaurestlochs sowie durch Anstieg des Grundwassers ab Mitte der 1960er Jahre entstandener See. Er hat eine Fläche von 1,8 qkm und eine Länge von 6,85 km. Die Breite beträgt rund 1 km. In den 1990er und Anfang der 2000er Jahre wurden die Uferböschungen größtenteils gesichert, um Rutschungen und Setzungsfließen vorzubeugen.
Bis Ende der 1920er Jahre gemeinsam mit der späteren Mittelstraße westliche Grenze zwischen dem Dorf Lauta und der Werkssiedlung Lauta-Nord.
Auch als Bauer-Mühle bezeichnet.
Ehemalige Wassermühle. 1757 erstmals auf einer Karte verzeichnet. Betrieben wurde sie vom Wasser eines Baches, der vermutlich im Torfgebiet an der Parkstraße (östlch) entsprang und auf der Karte von 1757 den Namen “Quelle“ trug. 1825 im Besitz des Müllers Christian Quitzschke. Im 19. Jahrhundert auf der gegenüberliegenden Straßenseite hinter einem einfachen Wohnhaus Bau eines Vierseithofes. Im 20. Jahrhundert kamen weitere Gebäude hinzu. Darunter die „Station Junger Naturforscher und Techniker“, in einem Holzgebäude, das als Jugendheim
Unmittelbar nach der Errichtung der Siedlung Nord des ehemaligen Lautawerkes wurde anfangs der 20er Jahre mit der Gestaltung eines an die Bebauungsfläche anschließenden Naturparks begonnen. Zur Verfügung stand ein etwa 15 ha großes Heidegebiet, von mehreren Wassergräben durchzogen, teilweise moorig, welches mit dichtem Kiefernwald bestockt war. Zur Herausbildung der aus Wiesen und Wegen bestehenden Parkstruktur mussten umfangreiche Rodungen vorgenommen werden. Heute verfügt der Park über ein ausgedehntes Wegenetz, das mit ausreichend Bänken ausgestattet ist. Zahlreiche naturkundliche Lehrtafeln an den Wegen dienen dem Kennenlernen und dem Schutz des Waldes sowie seiner Bewohner.
Nördliche Grenze der ab 1918 errichteten Werkssiedlung Lauta-Nord. Hier wohnten Führungskräfte des zum VAW-Konzerns gehörenden Lautawerkes (Aluminiumproduktion) und des Kraftwerkes. Die Seite zum heutigen Stadtpark bewohnten Direktoren und hochrangige Angehörige der Verwaltung. Auf der Südseite befanden sich Wohnungen und einfachere Häuser für Beamte und mittleres Führungspersonal.
Weststraße
1922 auf dem Gemeindegebiet von Lauta-Dorf eröffnete Gaststätte mit einem kleinen Saal und einem Vorführraum für Filmvorführungen. Später Anbau eines großen Saales, wodurch Konzerte, Theater- und Sportveranstaltungen möglich werden.
Wegen Baufälligkeit in den 1980er Jahren geschlossen. Abriss
1923 auf dem Gebiet von Lauta-Dorf in der Senftenberger Straße eröffnetes Café mit eigener Bäckerei. Entwickelte sich unter seinem Eigentümer, …. Schöne, zu einem der gefragtesten Cafés in der Umgebung. Besondere Attraktionen waren die als Ausflugsschiff gestaltete Terrasse und die hinter dem Café angelegte Rennbahn für Reit- und Springturniere. In den 1930er Jahren wurde die Fläche der Rennbahn mit Wohnhäusern bebaut.
1923 am Kreuzungspunkt von drei Straßen (aus Lauta-Nord, Lauta-Süd und Lauta-Dorf) gebautes erstes Gemeindeamt der aus der Werkssiedlung Nord, der Barackenstadt Süd und dem Dorf Lauta gebildeten Gemeinde Lautawerk.
]]>Die “Karte der Mark Meißen und Lausitz” des Kartographen Bartholomäus Scultetus gibt wie die Karte von 1581 nur eine grobe Übersicht. Lauta ist, wie viele andere Orte und Städte, nicht enthalten.
Ein um 1600 entstandenes Dokument befasst sich mit den „Geld- und Getreidezinsen der Gemeinde Lauta“.1
Ebenfalls aus der Zeit um 1600: Entwurf zur Öder- Zimmermannschen Karte Sachsens (um 1600). [Zu Blatt 8] Die Gegend um Lauta, insbesondere die Hoyerswerdaer und Lauta’sche Heide, südö. Senftenberg.2 Es handelt sich um einen Entwurf der Karte in Federzeichnung und im Maßstab 1:50 000, gefertigt von Balthasar Zimmermann3 und Matthias Oeder4.
Die „Vererbung der Lehngüter in Lauta, Amt Senftenberg“5 behandelte ein Schreiben von 1605 und um eine „Hausbaukonzession in Lauta“ ging es 1620.6
Von Bartholomäus Scultetus stammt diese Karte der Oberlausitz, in der Lauta zum ersten Mal verzeichnet ist.
Im Jahr 1621 erfolgten Vermessungsarbeiten in Hoyerswerda und in dem Gebiet rund um die Stadt. Die von einem Nachfolger Matthias Oeders erstellten Federzeichnungen sind im Sächsischen Staatsarchiv in zwei Mappen, G und H, unter dem Titel „No 228 Hoyerswerdische Fragmente C7″ Vermessungen der Stadt und einzelner Gebiete der Herrschaft Hoyerswerda“ zu finden.
In Mappe G7 befinden sich Zeichnungen zu folgenden Bereichen:
a.) Hoyerswerdaer Forst westl. Hoyerswerda um die Brising-Mühle (südöstl. Schwarz-Kollm) herum [62×43 unregelmäßig];
b.) Gegend um Leippe (westl. Hoyerswerda) u. die Nieschwitz-Mühle (wo?) herum [50×32 unregelmäßig; ein Stück Zeichnung doppelt (Deckblatt)];
c.) Die Teiche westl. Hoyerswerda südl. Tätschwitz u. Laubusch (Unter-, Mittel- u. Ober-Tätschwitzer Teich, Petersteich, Laubuscher Mühl- u. Zapfenteich, Der alte Laubuscher Teich, der Große u. Kleine Laubuscher Helfer, das Mötteluschk, der Große Narder Teich, der Kleine Narder Teich od. Bahnitz) [86×26 z.T. farbig];
d.) Waldgrenze um Lauta westl. Hoyerswerda [34×33 unregelmäßig];
e.) „Von Colm nach Leip[p]e“. Straße von Schwarz-Kollm nach Leippe westl. Hoyerswerda [45×9, mit farb. Aufmessung des Leip[p]er Teichs];
f.) Wiesen bei Schwarz-Kollm westl. Hoyerswerda [32×16 unregelmäßig];
g.) Bröthen, Schwarz-Kollm westl. Hoyerswerda u. Verbindungsstraße [35×12 unregelmäßig];
h.) Hosena (westl. Hoyerswerda südl. Senftenberg), Kobold-Mühle, Groß- u. Kleiner Hosener Teich [32×17 unregelmäßig];
i., k.) „Umb [Schwarz]Colm herumb“ [33×18; 28×12 unregelmäßig];
l.) Der Rabenstein, Wald nördl. Torno u. Schwarz-Kollm (westl. Hoyerswerda) [14×12 unregelmäßig];
m.) Torno westl. Hoyerswerda südl. Senftenberg und Umgebung [13×4 unregelmäßig].
Mappe H enthält folgende Zeichnungen:8
a.) Hoyerswerda – Groß-Neida u. die Straße über Nardt nach Senftenberg [110×34 unvollständig];
b., c.) Die Schwarze Elster von Hoyerswerda bis Tätschwitz mit Wasserburger Mühle, Neuwiese, Hammermühle, Laubusch, Kortitz-Mühle [95×20];
d.) Die Teiche nordwestl. Hoyerswerda östl. Geyerswalde nordwestl. Bergen (Der Große Mittele u. Kleine Geyerswalder Teich, Boberholz, Hanscheswiese, Der Lug, Das Große u. Kleine Buchholz, Der Alte Neuwieser Teich, Halschels Teich, Salusch, Neuwieser Krichteich, Stockteich, Mittel- u. Oberteichlein) [64×50 unregelmäßig, farbig];
e.) „Das Feldtholz die Thrane genandt“ westl. Hoyerswerda in der Richtung auf Nardt [48×32];
f.) Gegend um Scado, Groß- u. Klein-Koschen u. Lauta südl. Senftenberg, nordwestl. Hoyerswerda, mit der Pilasch-Mühle [42×32 unregelmäßig];
g.) Gegend um Groß-Koschen, Niemtsch (?), Peikwitz u. Hosena (Bluett- od. Pluto-Mühle) südl. Senftenberg west. Hoyerswerda [38×33 unregelmäßig];
h.) Das Würg[e]holz südl. Klein-Partwitz nordwestl. Hoyerswerda [14×33];
i.) Die Scadoer Heide östl. Senftenberg nordwestl. Hoyerswerda [20×38];
k.) Gegend nordwestl. Hoyerswerda südl. Senftenberg [27×13].
Die Wirren des 30-jährigen Krieges gingen auch an den Bewohnern von Lauta nicht spurlos vorbei. Wegen der ihnen entstandenen Lasten und Schäden beschwerten sie sich bei der Geheimen Kriegskanzlei. So im August bzw. September 16419 und zwischen Januar und Juni 1644.10
Bis in den Dreißigjährigen Krieg hinein wurden alle militärischen Angelegenheiten vom Geheimen Rat bearbeitet. Die Aufstellung von Militärformationen aufgrund der Defensionsordnung von 1613 brachte so viele neue Verwaltungsaufgaben mit sich, dass 1634 für die Geld- und Naturalversorgung der Truppen, für Musterungen, Märsche und Truppenzusammenziehungen die Geheime Kriegskanzlei als eigenständige Behörde errichtet und dem Geheimen Rat unterstellt wurde. Nach der Schaffung des stehenden Heeres 1682 durch Kurfürst Johann Georg III. wurde 1684 das Geheime Kriegsratskollegium gebildet, dem die Geheime Kriegskanzlei und das Generalkriegszahlamt unterstellt wurden. Dem Kompetenzbereich der neuen zentralen Kriegsverwaltungsbehörde waren bis zu deren Auflösung 1814die Angelegenheiten der Miliz, der Unterhalt und das Reglement, die Einquartierung, Disziplin und Besoldung der Truppen, die Rechnungsabnahme und Ausrüstung sowie die Uniformierung der militärischen Verbände zugeordnet. Die Kommandoangelegenheiten verblieben jedoch beim Generalstab und dem diesem übergeordneten Feldmarschallamt. Mit der Errichtung des Geheimen Kabinetts durch August den Starken 1704 / 1706 ging die oberste Entscheidung in allen Militärangelegenheiten an diese Behörde über. Dazu wurde ein Militärdepartement eingerichtet. Der Kurfürst behielt sich zudem die Entscheidungen in Personalsachen, speziell für Beförderungen und Ernennungen, vor. Am Ende des 18. Jahrhunderts bestand das Geheime Kriegsratskollegium aus einem Präsidenten, einem Vizepräsidenten und vier Geheimen Kriegsräten. Die Kanzlei der Behörde setzte sich aus der Geheimen Kriegskanzlei mit dem Archiv, dem Kriegskommissariat, dem Oberproviantamt, der Rechnungsexpedition sowie der Invaliden- und Soldatenknabenexpedition zusammen.”11
Im Dreißigjährigen Krieg quartierten sich schwedische Truppen in Senftenberg ein. Im Jahr 1641 kam es zu einem kleinen Gefecht mit den Schweden in der Soienza12 bei Sauo, dabei starben 15 Senftenberger. Vermutlich wurde auch Lauta von diesen beiden Ereignissen beeinflusst. Vielleicht findet sich die eine oder andere Bemerkung in Dokumenten aus jener Zeit, die die Stadt und das Amt Senftenberg direkt betreffen.
Hinter dem Altar der Kirche in Lauta-Dorf ist eine Tafel aus dem Jahr 1657 angebracht, auf der sowohl der Name des Pfarrers und des Richters in Lauta sowie die der Kirchenältesten verzeichnet sind.
Für den Zeitraum 1659 bis 1707 befinden sich im Brandenburgischen Landeshauptarchiv (BLHA) Kirchenrechnungen13 sowie konkret aus dem Jahr 1660 zwei Blätter einer Kirchenrechnung14.
Pfarrer Georg Kneschke fasst zusammen mit den Kirchenältesten und dem Dorflehrer Martin Berger die in der Kirche von Lauta gesungenen Kirchenlieder in einem Gesangbuch zusammen. Ein bereits zuvor existentes Gesangbuch war nach dem Tod des Lehrers Peter Kuntze verloren gegangen. Zwischen 1752 und 1756 wurde das Gesangbuch vom Pfarrer Johann Ehrengott Büttner und von Johann Berger, Vertretung des Lehrers in Lauta noch einmal abgeschrieben.15 Einleitend heißt es darin:
Evangelisches Wendisches Gesangbuch,
Nach
Welchem in der Kirchen allhier zu Laudta
pfleget gesungen zu werden und von dem Wohl-
Ehrwürigen, Großachtbaren und Wohlgelahrten
HeEr. HErn George Kneschken, damahligen
Pfarrern in Beysein derer Kirch-Vätern und
Schuhlmeister Martin Bergers von neuen auff-
gesetztet, weil das vorige gleich nach Absterben
des Schuhlmstr. Peter Kuntzens verlohren gegangen,
so geschehen im Jahre 1680. Derer Herr Pfarrern
ihr wendisches Gesangbuch zu ihrer Bedürffniß ist von
den Faberischen Erben nach Budissin zu mitgenommen
worden, nun aber wiederum, dem Herrn Pfarrn
HEr Johann Ehregott Büttnern und seinen Successoribus
von neuen abgeschrieben Johann Berger, temp.:
adhuc ludimoderator Substitutus a. c. 1752
et sic poro 1756.”16
Auf Seite 859 des Gesangbuches verewigt sich Johann Berger und lässt die Nachwelt wissen, unter welch großen Schwierigkeiten diese Arbeit erledigt wurde.
Zum Ende gebracht den 8. Decbr. 1756 von Johann Berger, der Zeit noch hart bekümmerten und geplagten 20jährigen Schulsubstituten allhier. Der liebe Gott helfe mir nach ausgestandener Marter und Qual im Tode ein seliges End. Amen”
Ein für die damalige Zeit vom Umfang her, 739 Seiten, monumentales Werk über die Lausitz brachte Samuel Grosser, Rektor des Gymnasiums in Görltz und Mitglied der Königlich Preußischen Societät der Wissenschaften, 1714 in Leipzig heraus. Es trägt den Titel “Lausitzische Merckwürdigkeiten Darinnen Von Beyden Margrafftümern in fünf unterschiedenen Theilen Von den Wichtigsten Geschichten, Religions- und Kirchen Begebenheeiten, Regiments-Verfassung, Beschaffenheit der Schulen und Literatur, Landes-Art und Fruchtbarkeit Wie auch Gewerben, Handthierungen und Commercien, zulängliche Nachrichten gegeben. Mit gehörigen Documenten und Anmerckungen bestärcket, Wie auch gehörigen Kupffer-Blättern erläutert worden, von Samuel Großern…“.
Großer gibt darin u.a. einen Abriss der Geschichte und des damaligen Zustandes der Städte Senftenberg und Hoyerswerda. Das Amt Senftenberg mit seinen Dörfern und desgleichen die Herrschaft Hoyerswerda beschreibt er jedoch nicht.
Für Historiker, die sich mit der Geschichte der Lausitz befassen ist es jedoch eine Fundgrube von Informationen die den damaligen Wissensstand zu diesem Gebiet der Geschichte dokumentieren.
Von 1715 ist die Karte der Lausitz, die der Bayerische Kartograph Johann Baptist Hohmann erstellte. Sie trug den Titel “Totius Marchionatus Lusatiae tam superioris quam inferioris tabula specialis in suos Comitatus et Dominatus Distincta”. Lauta wird darin der Oberlausitz zugeordnet.
Von dem Kupferstecher Christoph Weigel aus Nürnberg stammt eine Karte der Oberlausitz, die er zusammen mit Johann Baptist Hohmann herausgab (siehe 1715).
Die “Neue Reise Charte durch Sachsen zu bequemen Gebrauch verfertiget” von Johann Georg Schreiber, enthält zwar Hohenbocka, aber von Lauta und anderen Orten bzw. Dörfern keine Spur.
Erst ab 1724 geht es weiter mit Lauta betreffenden Urkunden.
Um die „Wegnahme fremden Bieres, das die Gemeinde geholt hat“ geht es in einer Urkunde aus dem Jahr 1724.17
“Oberlausitz, entworffen und in Kupffer gestochen von Johann George Schreibern” steht auf der Karte von 1727 (siehe unten).
“Marchionatus Lusatiae Superioris Felicissimo Poloniae regis…”, so der Titel der Karte, brachte der Kartograph George Matthäus Seutter 1730 heraus.
Ebenfalls 1730 brachte der Leipziger Kupferstecher Johann George Schreiber eine Sammlung der von ihm gefertigten Karten heraus. Das 149 Karten umfassende Werk trug den Titel “Atlas Selectus von allen Königreichen und Ländern der Welt zum bequemen Gebrauch in Schulen, auf Reisen und bey dem Lesen der Zeitungen, verfertiget und in Kupffer gestochen von Johann George Schreibern in Leipzig“. Karte Nr. 85 beschreibt das Amt Senftenberg und die daran angrenzende Herrschaft Hoyerswerda.
Für den Zeitraum 1739 bis 1765 gibt es eine Sammlung von Dokumenten unter dem Titel „Befreiung der Gemeinde Lauta von den Hofdiensten auf einige Jahre zur Anlegung eines Steindamms auf der von Senftenberg nach Bautzen führenden Landstraße“.18
Ist hier die parallel zur Schwarzen Elster in Richtung Hoyerswerda verlaufende Straße gemeint?
1741 bis 1742 dauerte die Behandlung des „Antrag der Gemeinde Lauta auf Tausch der Gärtnerstellen von Münch und Kopnin gegen ein Stück von der sogenannten Dubraucke für den Bau einer Ausfahrtstraße“.19
Um „Unkosten in der von dem Müller in Großkoschen, Andreas Lehmann und anderen, gegen die Gemeinde Lauta [sö. Senftenberg] geklagten Mühlenzwangssache”20 geht es 1745.
Für den Zeitraum 1745 bis 1800 befinden sich im Sächsischen Staatsarchiv Dokumente zu „Kirchenangelegenheiten in Lauta-Dorf“. 21 Darin enthalten sind unter anderem „Strittiger Anteil des Pfarrers bei Teilung des Gemeindeholzes. Beschwerde über den Pfarrer Georg Dumich wegen Branntweinbrennens“.
Wurde Lauta 1745 als Gemeinde bezeichnet, ist 1746 von der Amtsgemeinde die Rede. „Von den Amtsgemeinden Lauta und Zschornegosda [heute Schwarzheide] verweigerte Ablieferung ihres Zinshafers in natura“.22
„Beschwerde des Matthes Krüger, Bierschenken aus Lauta, über die Wegnahme von zwei Vierteln Wein, die er in Hörlitz23 zum Ausschank geholt hat“.24
Aus dem Jahr 1747 stammt das „Gesuch des Krügers in Lauta, Matthes Krügers, um Begnadigung seines Gasthofs mit der Braugerechtigkeit und Ausschrotung25 des Bieres“.26
Matthes Krüger setzte sich nicht nur in dem Fall mit den Behörden auseinander. Darauf verweisen im Brandenburgischen Landeshauptarchiv (BLHA) befindliche Akten.
„Die von Matthes Krüger, Krüger in Lauta, gegen einen jährlichen Kanon27 gesuchte Braugerechtigkeit und Erbauung eines Malz- und Brauhauses in Lauta“28
und
„Wegnahme eines Viertels Weißbier von der Gemeinde zu Lauta, das diese in Saalhausen29 geholt hat“30
Johann George Schreiber veröffentlichte das Buch “Geographische Beschreibung der Marggraffschaft Nieder-Lausitz und den angräntzenden Oerter in Schlesien“. Das Amt Senftenberg und die dazu gehörenden Dörfer werden darin nicht beschrieben. Aber die einleitenden Bemerkungen enthalten eine Vielzahl von Informationen über die Niederlausitz zur damaligen Zeit.
Es liegt die Nieder-Lausitz bekandter massen in Teutschland, zwischen der Elbe und zwischen der Oder, und grenzet gegen Mitternach mit der Marck Brandenburg, gegen Morgen mit Schlesien, gegen Mittag mit der Ober-Lausitz und gegen Abend mit Meissen und Chur-Sachsen. Diese Grentzen fangen sich bey Meissen an, wo Dobrilug liegt und Sonnewalde: sie erstrecken sich hinter Luccau bis an Brandenburg nach Mittenwalde in der Marck, und gegen hinter Storckow im Brandenburgischen Antheil der Nieder-Lausitz fort bis an den Ort, wo die Neisse in die Oder fällt: als denn umfassen sie die Stadt Guben mit deren Bezirck, gehen hinter Christianstadt nach Schlesien zu bis an den District von Sagan, wo sie den Sorauschen Strich Landes in sich fassen, und als denn weiter nach der Ober-Lausitz zu an die Herrschaft Halbau stossen, von wannen sie hinter das Amt Triebel die Stadt Muska in Ober-Lausitz vorbeygehen, sich hinter Spremberg bis an den Bautzenschen District ziehen und endlich vor Senftenberg vorbey wiederum bey Dobrilugk sich endigen. (S.1)
Ferner ist die Nieder-Lausitz fruchtbar an Wäldern und Gehölze, als worinn es wiederum die Ober-Lausitz übertrift. … Die obgenandte Wälder und Büsche machen, daß in Nieder-Lausitz kein Holtz mangelt, sondern es ist ein Ueberfluß an Eichen und Buchen, sonderlich aber Kiefern, Tannen, Fichten, Espen und Eschen, wie auch Bircken. … Ferner liefern diese Gehöltze eine Menge allerhand Wildprets, als Hasen, Füchse, Dachse, wilde Katzen, Luchse, Hirsche, Rehe, wilde Schweine und an Feder-Wild, Enten Rebhüner, Schneppen, Birck- und Hasel-Hüner, Auerhähne, Fasanen etc. nebst mancherley zur Herbst-Zeit befindliche Gattunge als Großziemer, Drosseln. Specht etc. (S.8)
Aus dem guten Zustand des Ackerbaues entspringet die so sehr nutzbare Brau-Urbar in Nieder-Lausitz, als welche denen Einwohnern eines von den besten Einkommen verursacht. Die Biere, so allhier gebrauet werden, sind dreyerley: 1.) Von lauter Weitzen, 2.) Von lauter Gerste, und 3.) untermengt halb Weitzen und halb Gersten. (S. 8)
Man solte meinen, weil der Nieder_Lausitzsche Erdboden auf seiner obern Fläche so sehr fruchtbar aussiehet, daß er inwendig in denselben desto schlechter beschaffen seyn, und es an den im innern Boden sonst befindlichen Gütern und Schätzen der Natur sehr mangeln müsse. Ob man nun von keinen grossen Bergwercken in diesem Lande weiß; so zeigen sich doch … Spuren von Kupfer-Ertz…, ergiebigen Eisen-Stein, und allerhand Anbrüche zu Sand, Kalck- und mauer-Steinen wie auch Thon-Gruben an. …Hienächst befindet sich in Nieder-Lausitz eine ziemliche Anzahl guter Ton-Gruben, als um Luckau, Dobrilug, Kirchhayn, Forst, Sorau, Triebel, Jacksdorf, Deublitz, allwo er weiß fällt : um Guben aber, Senftenberg und Spremberg grau, und um Finsterwalde röthlicht. (S. 9)
Die Sprache der Einwohner betreffend, so ist sie zwar teutsch, sie richtet sich aber in der Mund-Art und Aussprache nach den Nachbahren; also findet man Meissnische, Märckische und Schlesische Dialectos : und mitten im Lande, als um das Cotbusische herum, scheinet die Sprache, wegen des Umgangs mit den darinn befindlichen Wenden, etwas härter zu seyn: so ist auch unter denen Wendischen Bauren annoch die Slavische Sprache in grosser Ubung, wiewohl sie auch meistens die teutsche dabey sprechen und verstehen. Man will zwar die Lausitzer für Leute von harter und grober Natur halten, aber es wird darauf geantwortet, daß solches nur von den Wenden, nicht aber von dem Adel und dem Bürgerstande in den Städten zu verstehen sey.
Von dem Adel fällt noch die Frage für: ob derselbe in Lausitz ein guter teutscher Adel sey? Die solches nicht zugeben wollen, die wenden dawieder ein
1.) Daß die Nahmen der meisten Slavischen Ursprungs zu seyn zeigeten.
2.) Daß die Slavische Familien, so dieses Land zuvor inne gehabt, zwar von den teutschen wären überwältiget, aber nicht vertrieben noch ausgetilget worden.
3.) Der Kayser Heinricus Aucpes habe die Güter seinen wohlverhaltenen und abgedanckten Soldaten ausgetheilet; es wäre aber bekant, daß damahls die Lehne nicht weiter als ad dies vitae, auf Zeit Lebens, gedauret hätten. Allein es wird darauf, und billig, geantwortet: 1.) Daß der Adel in den ehmaligen Zeiten gar keinen Beynahmen gehabt, sondern nach der Zeit sich selbigen von ihren Gütern selbst beygeleget. Da nun diese Güter Slavische Nahmen bereits zuvor, ehe die teutsche Familien ins Land gekommen, gehabt, so hätten diese dadurch solche Nahmen erhalten. 2.) Wenn gleich nicht alle Slaven wären ausgerottet worden, so sey doch bekandt genug, daß man die Slavischen Herren allerdings unterdrucket, und es sey aus der Historie bekandt, daß der Margraf Gero 30. Slavische Herren in einer Nacht umbringen lassen. Die Unterthanen aber wären Leibeigen der Teutschen geworden. 3.) Sobald einer von solchen teutschen Lehns-Leuten gestorben, wäre gleich ein anderer Teutscher an dessen Stelle auf ein solches Gut gewiesen worden, bis unter den Kayser Heinrich VI. die Adlichen Güter gar erblich geworden. Insonderheit aber ist daraus, daß die Stände in Nieder-Lausitz, oberwehnte grosse Gerechtigkeiten und Privilegien haben, imgleichen über ihre Unterthanen eine grosse Gewalt exerciren, sich zu schliessen, daß die heutigen Familien nicht Slavischen Ankunfts seyn müssen; Als denen man solche Vorzüge, Gewalt und Macht nimmermehr würde gelassen noch verstattet haben. (S. 9 f.)
1751 gibt es „Streitigkeiten wegen des Verkaufs der Häute zwischen dem Schustergewerbe in Senftenberg und den Bauern in Lauta“.31
1754 musste Kurfürst Friedrich August I. eingreifen, wegen eines Grundstücksverkaufes. „Entscheid des Kurfürsten Friedrich August I. wegen Verkaufs eines Grundstücks in Lauta durch Hans Mattigk an Matthes Hanusch“.32
Aus dem Aktenbestand des Geheimen Konsiliums stammt das Dokument aus dem Jahr 1756 „Die Quatembersteuermoderation der Gemeinde Lauta“. 33
Nach der Konstitution des Geheimen Kabinetts als oberster Zentralbehörde zur Bearbeitung der wichtigsten geheimen Staatsangelegenheiten im Jahre 1706 wurde das Arbeitsgebiet des seit 1574 bestehenden Geheimen Rates stark eingeschränkt. Trotzdem erscheint er sowohl in amtlichen Verlautbarungen als auch in der staatsrechtlichen Literatur seiner Zeit immer als ranghöchste Landesbehörde an der Spitze der sächsischen Verwaltung.
Nach einer 1707 geregelten Verteilung der Kompetenzen zwischen dem Geheimen Kabinett und dem Geheimen Rat legten Instruktionen von 1714, 1716 und 1726 die Organisation des Kollegiums und seiner Kanzlei genauer fest. Die Finanzkollegien unterstanden dem Geheimen Kabinett direkt und der Geheime Rat, zur besseren Unterscheidung vom alten Geheimen Rat bald in Geheimes Konsilium umbenannt, fungierte als Zwischeninstanz für den Schriftverkehr der rangniederen Zentralbehörden mit dem Landesherrn. Die auf Anfragen erteilten Resolutionen leitete das Geheime Konsilium in Form von Spezialreskripten abschriftlich an die zuständigen Stellen weiter. Die kollegialisch arbeitende Behörde gliederte die in ihrer Zuständigkeit verbliebenen Angelegenheiten im wesentlichen in fünf Departements: 1. Innere und Angelegenheiten des fürstlichen Hauses, Personal der Regierungskollegien, Religionssachen, Schulen und Universitäten, 2. Außenpolitik, Reichssachen und Lehnssachen, 3. Finanzen, Straßen, Post, Handel und Gewerbe, 4. Justiz, Polizei, Oberlausitz und Niederlausitz sowie 5. Landtag, Militär, Steuern und Akzise.
Nach dem Übertritt Kurfürst Friedrich Augusts I. zum katholischen Glauben wurde die landesherrliche Kirchengewalt über die evangelische Bevölkerung des Landes, der Auftrag in Evangelicis, bis 1831 durch das Geheime Konsilium wahrgenommen. In den Nebenlanden, mit Ausnahme des Fürstentums Querfurt, übte das Geheime Konsilium die Funktion des obersten Gerichts aus.”34
Die Quatembersteuer35 war eine im Kurfürstentum Sachsen 1646 eingeführte, 1661 bestätigte und 1688 endgültig festgelegte Gewerbesteuer, die quartalsweise zu leisten war.
Der in Amsterdam ansässige Kartenverleger und Kupferstecher Peter Schenk brachte 1757 zwei Landkarten zur Lausitz heraus, eine zur Niederlausitz und eine zur Oberlausitz. Sie trugen den Titel “Geographische Delineation des zu denen Kur Sächsischen Landen gehörigen Marggrafthums Nieder Lausitz” bzw. “Geographische Delineation des zu denen Kur Sächsischen Landen gehörigen Marggrafthums Ober Lausitz“. Die Entwürfe der Karten Schenks stammten zum überwiegenden Teil von dem kursächsischen Grenzkondukteur und Geografen Johann Paul Trenckmann aus Geringswalde. 36 Trenckmann arbeitete für den Kartographen Adam Friedrich Zürner und profitierte von dessen Vorarbeiten und Erfahrungen. 37
Auf der Grundlage der vorstehenden Karten zur Nieder- und der Oberlausitz entstanden detailliertere Karten zu den einzelnen Ämtern des Kurfürstentums Sachsen. Sie erschienen ebenfalls 1757.
Lauta wurde wieder unter dem Ortsnamen “Lauta” in der folgenden Karte abgebildet: “Accurate Geograph. Delineation des in dem Meissnischen Creisse liegenden Ammtes Senftenberg”.
Erstmals erfahren wir, dass der Bach, dessen Wasser die Bauer Mühle antrieb, die Bezeichnung “Quelle” trug und der Wald zwischen Lauta und dem Koschenberg als “Gemein Holz” bezeichnet wurde. Die Symbolik zu Lauta verweist zugleich darauf, dass es dort eine Kirche und ein Pastoramt (Pastorat) gab. Weiterhin “eine kleine Schencke” und einen “Schmidt” (Schmied). Die Bewohner werden als “Ammtsäßig” bezeichnet. Von der Kirche abgehende gepunktete Linien bedeuten: “Diese Puncta lauffen mediate od. immediate zu der Kirche, wohin die Orte eingepfarret.” Also für Lauta: Großkoschen, Hosena, Leippe und Torno.
Im Bestand des Finanzarchivs befindet sich aus dem Jahr 1758 eine „Weigerung der Gemeinde Lauta zu Fischfuhren“.38
Bislang keiner Karte bzw. einem Kartographen konnte dieser Ausschnitt aus dem Jahr 1760 zugeordnet werden.
1761 erschien in der Lübbener Druckerei Johann Michael Driemel eine “Nieder-Lausitzsche Wendische Grammatica…“. Verfasser des Buches war Johann Gottlieb Hauptmann, Pfarrer in Lübbenau. Im Anhang fügte Hauptmann ein Verzeichnis von Niederlausitzer Orten mit ihrem deutschen Namen ein und der niedersorbischen Entsprechung. Auf S. 415 steht Luta und dazu der deutsche Name “Laute”. Über die Quelle, aus der die Ortsnamen stammen, gibt er keine Auskunft. Es wird vermutet, dass er sie von Pfarrern aus den entsprechenden Orten bekam. Es wird aber auch vermutet, dass es ein Versuch war, deutschen Ortsnamen eine sorbische Entsprechung hinzuzufügen.
„Der von den Krügern zu Lauta, Hörlitz und Klettwitz beanspruchte Weinschank“39
1768/69 ging es um die „Teilung eines Kommunforstgrundstückes zu Lauta“40
Matthes Richter und andere Bewohner von Lauta ersuchten 1769 bis 1771 um Hilfe wegen Wiederaufbaus ihrer durch einen Brand zerstörten Häuser. „Gesuch der abgebrannten Einwohner in Lauta, Matthes Richters und anderer, um Gnadenbauholz“.41
Aus dem Jahr 1773 datiert „Neues Schocksteuerkataster von Lauta, Amtsdorf von Senftenberg“. 42Erstmals erscheint in der Beschreibung eines Archivdokuments der Begriff „Amtsdorf“. Die Schocksteuer war eine Ende des 15. Jahrhunderts in Sachsen eingeführte Steuer, bei der der Grundstückswert (= liegende Gründe wie Grund und Boden, Haus und Hof) in Schock Groschen geschätzt und in Pfennigen erhoben wurde. Dabei wurden unterschieden: gangbare Schock: zur Versteuerung heranziehbare Schock… .
1775 berichten die Akten über die „Regulierung der Grenzdifferenzen zwischen den Gemeinden Tätzschwitz und Lauta in der sogenannten kleinen Wutonia“.43
In einem Schreiben vom 25. Juni 1776 geht es um einen Deserteur, der sich in Lauta aufhielt.44
Damit endet der im Sächsischen Hauptstaatsarchiv in Dresden befindliche Bestand zu Lauta. Ein dort befindliches Dokument aus dem Jahr 1798 muss noch zugeordnet werden.
Aus dem 20. Jahrhundert gibt es im Hauptstaatsarchiv in Verbindung mit dem Bau des Lautawerkes und des Baus von Lauta-Süd einzelne Akten, auf die später hier in anderen Beiträgen eingegangen wird.
1783/84 erfolgt die „Wiederbesetzung des durch Johann Daniel Breßlers Beförderung zum Pfarramt nach Lauta erledigten Archidiakonats zu Senftenberg durch den gewesenen Pastoren Thomas Gottlob Teubner zu Pritzen“.45
„Antrag der Gemeinde Lauta und Hörlitz auf Vererbung der zum Amt Senftenberg gehörenden Weinberge und Teiche und Vorlage eines Anschlages“46
Welche Verbindung bestand zwischen Lauta und Hörlitz? War hier der Gastwirt von Lauta das Bindeglied
„Beschwerde der Gärtner und Häusler der Amtsdörfer Sedlitz, Rosendorf, Großkoschen und Lauta wegen ungerechter Handhofdienste“47
“Carte de la Haute Saxe et de la Lusace” ist der Titel der Karte des französischen Kartographen Edme Mentelle. Zwischen Senftenberg und Hoyerswerda ließ er zahlreiche Orte weg, darunter auch Lauta.
„Dismembration des Einhufengutes von Mattheus Richter zu Lauta und Verkauf eines Viertels an Christian Räschke“48
Dismembration bedeutete „Auf- bzw. Zerteilung eines Grundstückes“.
“Des Meissenschen Kreises nördliche Aemter Finsterwalde, Senftenberg, Torgau, Mühlberg, Oschatz” hieß die 1791 herausgebrachte Karte. Angefertigt hatte sie der österreichische Kartograph Franz Johann Joseph von Reilly.
„Dismembration des Einhufengutes von Johann Emanuel Freudenberg zu Lauta und Verkauf des Viertels an Johann Benjamin Freudenberg“49
„Antrag Johann Gottfried Zieglers zu Lauta auf Teilung seiner Wiese und Verkauf des abgesonderten Teils an Christian Räschke“50
Über den Zeitraum 1802/05 zieht sich der folgende Vorgang hin: „Verkauf eines Teils der hinter Buchwalde gelegenen Wiese durch Matthäus Joachims, Halbhüfner zu Lauta, an Hans Paulick zu Buchwalde“51
Auch weitere Grundstücksgeschäfte sind langwierig, zumindest nach Lage der Akten.
„Antrag Johann Gottfried Moegels zu Klein Koschen auf Abtrennung eines zu seiner Mühle gehörenden Stückes sumpfigen Bodens und Verkauf desselben an Traugott Püschel in Lauta“52
„Hinterlegung des Testaments von Pfarrer und Cantor Johann Daniel Brehsler zu Lauta vom 3. Oktober 1804 und 16. April 1818“53
„Antrag Johann Emanuel Freudenbergs auf Abtrennung einer Viertelhufe Land von seinem 3/4 Hufengut zu Lauta und Verkauf desselben an den Gärtner Hans Koall“54
1807 erschien in dritter Auflage die “Erdbeschreibung des Königreiches Sachsen. Sechster Band” von Karl August Engelhardt,. Wie Engelhardt, Archivar in Dresden und Mitglied der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften, auf dem Titelblatt angab, wurde es “Großentheils nach handschriftlichen Quellen ganz umgearbeitet“.
Das Buch enthält auf den Seiten 90 bis 105 eine Beschreibung des Amtes Senftenberg. Lauta findet darin einmal Erwähnung (Aufhebung der Koppelhuthung, S. 93). Großkoschen (S. 100) und der Koschenberg mit der Laurentius-Kapelle (S. 92) werden etwas ausführlicher beschrieben.
„Verkauf der im Buchwalder Flur gelegenen Sommerwiese durch die Erben des Schumachers Wilke an Matthäus Dupka zu Lauta und Hans Korpin zu Großkoschen“55
„Tausch der Mühle zu Großkoschen gegen die Bauernmühle bei Lauta durch den Müller Johann Christian Quietzke“56
In Verbindung mit den Beschlüssen des Wiener Kongresses 1815 kam Lauta zu Preußen. Weshalb auch das Brandenburgische Landeshauptarchiv beginnend mit der Zeit um das Ende des 18. und den Beginn des 19. Jahrhunderts für die weitere Quellenarbeit wichtig wird.
Mit Angelegenheiten der Kirche befassen sich in diesem Zeitraum die folgenden Dokumente
„Lauta Kr. Calau, Mutterkirche (HON I S. 312), mit Großkoschen, mit Hosena, Leippe, Torno“57
Enthält nur: Hosena, Leippe, Torno.
Der untere Ausschnitt soll aus einer Karte stammen, die 1829 angefertigt wurde.
18.04.1830
„Rezeß über die Hütungsseparation von Lauta“58
Die “Charte vom Königlich Preussischen Regierungsbezirk Frankfurt nach seiner Eintheilung in 17 Kreise” erschien 1831. Erstellt hatte sie der Leipziger Lithograf Johann Friedrich August Kneisel 59 nach einer Vorlage des preußischen Leutnants und Kartographen Hoffmann. Die Karte war Teil des “Atlas des Königreichs Preussen in siebenundzwanzig Blättern“, der 1831 im Verlag der Müllerschen Buchhandlung in Erfurt erschien. 60
24.06.1836
„Rezeß über die Dienst- und Naturalienablösung von Lauta“61
Die Suche nach dem Dokument, aus dem diese Karte stammen könnte, ist eine der nächsten Aufgabe. Es ist die detaillierteste Darstellung der Grundstücke des Dorfes.
In einer 1843 erschienenen Sammlung von Volksliedern der Sorben in der Ober- und der Niederlausitz ist ein Verzeichnis der Orte mit deren sorbischer und deutscher Ortsbezeichnung sowie mit allgemeinen Informationen zum Ort enthalten. Zu Lauta heißt es:
121 ) Łuta, ow, pl. Laute, mit ev. Kirche und 1 Geistlichen , Schule und 1 Lehrer. K.62
Dem zweiten Band der Volksliedersammlung, der 1843 erschien, war eine Karte beigefügt, die die Orte der Nieder- und Oberlausitz mit sorbischen Ortsnamen enthielt. Woher die sorbischen Namen stammen, wird nicht geschrieben.
„Hinterlegung des Testaments des Pastors Johann Christian Richter zu Lauta vom 1. Oktober 1845“63
Nachdem 1815 Lauta und andere Gebiete Sachsens zu Preußen kamen, waren die preußischen Behörden daran interessiert, die ihnen gehörenden Gebiete kartographisch genau zu vermessen. Dabei entstand 1846 diese Karte von Lauta und Umgebung, aus der der untere Ausschnitt stammt. 64
„Pachtkontrakt zwischen den Halbhüfnern Kümmel und Kärsten aus Lauta und dem Justizkommissar Uschner aus Lübben über die Uschnersche Wiese“65
„Anweisung des Christian August Nadeborn an die Gemeinde Skado, Klein Koschen, Groß Koschen und Lauta zur Wegeinstandsetzung in seiner Funktion als Wegpolizei-Distriktkommissar“66
Ausschnitt aus dem ersten Meßtischblatt Preußens. 1857 wurde es herausgegeben und in der Folge mehrfach aktualisiert. 67
11.12.1858
„Rezeß über die Hütungsseparation von Lauta“68
„Kirchenkassenrechnungen für Lauta“ liegen aus dem Zeitraum 1859/6169 vor.
„Kirchenrechnungssachen von Lauta“ für 1862/7370.
„Verwaltung des Pfarr- und Schulforstes Lauta“71
1874 erschien in Stuttgart das Buch “Wendische Wanderstudien. Zur Kunde der Lausitz und der Sorbenwenden“. Autor war der zu dieser Zeit als Privatgelehrter in Leipzig tätige Geograph, Kartograph und Ethnograph Richard Andree.72
Über sein Anliegen beim Verfassen des Buches schreibt Andree:
Entstanden ist meine kleine Schrift aus einzelnen Aufsätzen, die zum größeren Theil bereits in verschiedenen Zeitschriften veröffentlicht waren. Da aber unsere Literatur an Arbeiten über die Wenden arm ist und außer den mit einer ethnographischen Einleitung, Ortsregister u. s. w. versehenen vor dreißig Jahren erschienenen “Volkslieder der Wenden” von Haupt und Schmaler, sowie der wesentlich in ihrem wendischen Theile sich auf dieses tüchtige Werke stützenden kleinen Schrift von B. Sigismund “Land und Leute der sächsischen Lausitz” nichts Zusammenfassendes auf diesem Gebiete erschienen ist, so entschloß ich mich, meine Abhandlungen überarbeitet zu einem Ganzen zu vereinigen.73
Im Anhang des Buches ist eine Karte zu den sorbischen/Deutschen Sprachgrenzen zu finden. Andree will sie selbst angefertigt haben. Sie basiert aber auf der bereits 1843 anfertigten und oben beschriebenen Karte von Haupt und Schmaler. Lauta ist darin mit der sorbischen Ortsbezeichnung “Lauty” eingetragen. Im Text des Buches selbst steht: “Lauta (Luta)“.74
Bei der Beschreibung der “Wendischen Sprachgrenze” im Jahr 1872 teilt er uns mit:
Von Senftenberg bis nach Drebkau zieht sich nun eine Reihe gemischter Ortschaften, in denen nur unregelmäßig wendischer Gottesdienst stattfindet, oder wo schon blos deutscher abgehalten wird. Trotzdem herrscht in der Umgangssprache noch immer das Wendische, ist aber ersichtlich in der Abnahme begriffen, wie denn überhaupt an der Westgrenze und besonders auf der Strecke von Senftenberg bis Vetschau die bedeutendste Abnahme des Wendischen zu beobachten ist. Schon in Lauta, südöstlich von Senftenberg, wird nur noch zuweilen wendisch gepredigt…75
Ernst Mucke (sorb. Arnošt Muka) verwendete die Karte mit den sorbischen Ortsbezeichnungen von 1843 in seiner zwischen 1880 und 1885 verfassten “Statistik der Lausitzer Sorben”. Darin beschreibt er auch das Dorf Lauta und bezeichnet es sorbisch als Łuta und deutsch als Laute.76 Eine Deutung des sorbischen Ortsnamens nimmt er nicht vor. Es ist eher so, dass er wie seine Vorgänger auch schon, versucht, der deutschen Ortsbezeichnung eine passende sorbische beizufügen.
Gegen Ende des Buches schreibt Muka: “Łuta a Łuty (Lauta)”. 77
Das Sorbische Institut Bauten/Cottbus ließ eine Übersetzung des Werkes anfertigen und stellte sie in seiner Sammlung “Sorabicon” der Öffentlichkeit zur Verfügung.78
Ernst Mucke beginnt seine Ausführungen mit dem Umland von Senftenberg und darin mit dem Dorf Lauta. das ist bemerkenswert.
I. Die Gemeinde Lauta.
Die Gemeinde Lauta gehört zum Kreis Calau und zur Spremberger Superintendentur. Die Pfarrkirche (mit 3000 Mark Einnahmen) befindet sich in Łuty (Lauta) und zu ihr eingepfarrt sind die obersorbischen Dörfer: Hózna (Hosena) mit den Kubołt-, Błótow- und Bur-Mühlen, Lipoj (Leipe), die Kolonie Tornow und die neugegründete Glashütte Janowy Doł (Johannisthal) und das niedersorbische Dorf Košyna (Gross-Koschen) mit den beiden Mühlen Hammermühle und Amtsmühle; Koschen hat seit dem Jahre 1882 eine neu errichtete Filialkirche. – Die Pfarrer waren in Lauta sorbisch mit Ausnahme des letzten. Für ihr Verzeichnis siehe in dieser Zeitschrift 1877, Seite 123. Zu ihnen tritt im Jahre 1876 Friedrichs, ein gebürtiger Deutscher aus Halle. – Schulen sind in Lauta (mit 900 Mark Einnahmen), Leipe, Hosena, Johannisthal und Koschen (mit 810 Mark Einnahmen), zu welcher auch Košynka (Kleinkoschen) eingeschult ist.
Lehrer waren a) in Lauta: Kužnow, Rězbark (um 1807), Keil, Kopf (= Głowa), Hejnca († 1840), Lehmann 1840-74, Žylow (Siehlow), alles Sorben mit Ausnahme von Lehmann; b in Koschen: Keil um 1813 (ging von hier nach Lauta, Schwarzkollm, Kalkwitz), Hejnca (kommt nach Lauta), Hilženc aus Lieskau bei Schleife (ging im Jahre 1845 nach Kostebrau), 1845-47 vakant, 1847-80 Nowak aus Papproth bei Drebkau.
Lauta ist ein ansehnliches und reiches Dorf mit neuen massiven Höfen, da es im Jahre 1769 bis auf das Pfarrhaus und ein Gebäude ganz und im Jahre 1861 zum großen Teil abbrannte. Die Kirche ist ein alter Steinbau aus katholischen Zeiten mit einem hölzernen Glockenturm daneben, und die Schule wurde im Jahre 1827 neu erbaut. Lauta hat in 75 Wirtschaften 470 Einwohner und, da hier kein Gutshof ist, 34 Bauerngüter, viele Halbhüfner und einige Häusler. In allen Häusern spricht man Sorbisch und dies auch mit den Kindern; in der Schule hingegen lehrte man mindestens seit dem Jahre 1840 kein Wörtchen Sorbisch mehr, sodass die Kinder, als der neue Lehrer Žylow einmal versuchte, Sorbisch zu fragen, sich schämten ihm in Sorbisch zu antworten. Nur zwei Häusler sind deutsch, verstehen und antworten aber auch Sorbisch. Gepredigt wurde auf Sorbisch noch von den Pfarrern Markus und Kubica bis zum Jahre 1876 an allen sogenannten halbheiligen Tagen, sonst wurde jeden Sonntag das Evangelium auch Sorbisch gelesen. – Vor einem Bauerngehöft hörte ich die Schulkinder untereinander Sorbisch sprechen, in einem Haus schämte sich allerdings ein kleines Mädchen, mit mir sorbisch zu reden. In der Schenke redeten drei Arbeiter deutsch.
Die Dörfer Leipe und Tornow sind, wie man mir sagte, noch sorbisch; in der Glashütte Johannisthal arbeiten Deutsche und Tschechen; in Hosena reden zwei Drittel der Bewohner noch ständig Sorbisch, auch mit den Kindern, in der Schule hingegen wird alles auf Deutsch gelehrt, obwohl der Lehrer ein gebürtiger Sorbe ist. Dafür ist der Schankwirt Deutscher. Alle Leute, mit denen ich sprach, antworteten mir auf Sorbisch, nur eine Frau, die aus dem Deutschen stammte, verstand zwar gut, konnte aber nicht Sorbisch sprechen.
Koschen, das jetzt allerdings umgangssprachlich nach dem deutschen Groß-Koschen als Wilka Košna verballhornt wird, ist wie Lauta ein schönes, stattliches und dem Anschein nach reiches sorbisches Dorf mit lauter neuen massiven Gebäuden, brannte es doch 1853 und zur Hälfte 1855 nieder.
Es hat 432* Einwohner in 68 Wirtschaften, unter denen 33 alte Bauerngüter sind; die Übrigen sind so genannte „Neuhäusler“. Eine Dorfarmut gibt es hier nicht. Die Mitte des Dorfes (der Anger) ist ein schöner langer Birkenhain, auf dessen beiden Seiten Bauernhöfe stehen. Nahe beim Dorf liegt der bekannte und in den Volksmärchen oft genannte, den Bauern gehörende Koschenberg, auf dem sie zum Teil guten Wein ernten. – Die Koschener sind alt wie jung noch völlige Sorben, mit Ausnahme eines deutschen Stellmachers, dessen Kinder aber auch nur Sorbisch sprechen, obwohl sie in der Schule nur auf Deutsch unterrichtet werden. Hier lebte längere Zeit im Haus seiner Eltern der Herr Kandidat der Theologie Mato Kósak, der sich einer Erkrankung wegen scheute, das geistliche Amt anzutreten.
Die Frauentracht ist in Koschen und im benachbarten Kleinkoschen noch rein sorbisch und eigenständig, wogegen sich die Frauen in Lauta und Hosena beinahe gänzlich deutsch kleiden. Die Koschenerinnen haben kleine, aufgeplusterte, farbige Häubchen, die „kušawki“ heißen, schwarze meist samtene Mieder und für die Feiertage schwarze Pelze mit Puffen, ähnlich den Pelzen (Jäckchen) unserer katholischen Oberlausitzerinnen; im Alltag gehen sie allerdings sommers wie winters ohne Pelze mit bloßen Armen.* Über die Verhältnisse der Niederlausitz handeln a) die Schrift A. J. Parczewskis: Kilka zarysów i wspomnień z dolnych Łužyc. Warsz. 1881. b) der Aufsatz: Tyraństwo, Łužičan 1866 Seite 9. c) Brandenburgische Zeitung 1881, Nr. 13: Über eine deutsche Feier bei Sorben.79
XII. (18. 20.) Die oberlausitzischen Dörfer der Gemeinden Lauta und Senftenberg.
Die oberlausitzischen Dörfer der Gemeinde Lauta 1. Hóznja (auch Hózna, deutsch Hosena, veraltet Hózeń, deutsch Hosen) und 2. Lipoj und Tornow (Leippe mit Torno) und der Gemeinde Senftenberg, nämlich Němješk (Niemtsch) sind zum größeren Teil noch sorbisch, wenn sie auch vor allem seit der Zeit ziemlich verdeutschen, in der in den beiden Kirchen der sorbische Gottesdienst endete.
In Hosena können 2/3 der Einwohner (370) noch gut sorbisch; die übrigen, die es nicht können, sind entweder Beamte und Arbeiter auf der nahe gelegenen Hohenbockaer Eisenbahnstation, oder Deutsche, die in sorbische Güter eingeheiratet haben, oder verdeutschte Sorben. Der Ansturm des Deutschtums ist hier allerdings stark, und es verdeutschen sich hier die Leute meist deswegen, weil niemand Sorbisch zu lesen gelernt hat und keine sorbischen Bücher besitzt. Es gibt dort so viele sorbische Büchlein wie weiße Spatzen. Nur noch in 10-15 Familen wird ständig sorbisch geredet; in vielen, wo entweder der Vater oder die Mutter deutscher Geburt sind, mischt es sich, sodass der Vater, der kein Sorbisch kann, mit den Kindern deutsch und die Mutter, die kein Deutsch kann, mit dem Kindern sorbisch spricht. Die Sitte, dass sorbische Frauen nach deutschen Männern gehen und dass sich Sorben mit deutschen Frauen verheiraten, ist erst seit 15 Jahren eingerissen; seit dieser Zeit sind auch viele sorbische Bauerngüter ausgeschlachtet worden und zu großem Teil in deutsche Hände gelangt. – Der Lehrer in Hosena, seit 1848 Herr Křesćan Brězdźak, ist zwar gebürtiger Sorbe, lehrt jedoch nach alter Weise alles nur auf Deutsch, auch seine Frau ist Sorbin von Geburt. Vor ihm waren Kobus und Rhösa die Lehrer. – Beim Spielen auf dem Anger sprechen die Kinder mal deutsch, mal sorbisch.
Feldnamen: Dubina, Dalše, Srěnje, Kročica, Jamy, Košyn doł, Wólšina, Šěroke. – Namen von Hügeln in der Heide: 1. Knježnina hora, 2. Wićazowa oder honakowa hora, 3. husta hora, 4. wińcaŕska hora, 5. běła hora, 6. dubowa hora, 7. jelenjaca hora, 8. dołha hora, 9. wowča hora.Leippe und Tornow haben beinahe nur Einwohner sorbischer Nation, und obgleich noch beinahe alle Sorbisch verstehen und „wenn es sein muss“ auch sprechen, nutzen im Alltag nur etwa zwei Drittel die sorbische Muttersprache. Sorbisch zu lesen vermag niemand, doch auch deutsch liest man kaum einmal etwas. Die Schule ist schon seit mehr als hundert Jahren stets deutsch gewesen, und daher reden die Kinder in Leippe auch in der neueren Zeit zumeist nur deutsch und sorbisch „sehr wenig“. In Tornow, wo es einen Unterförster, drei Gärtner und 4 Häusler gibt, verstehen beinahe alle und sprechen noch viele Sorbisch; zwei Häuser sind völlig sorbisch. Beide Dörfer sind dem Anschein nach sehr arm, mit ihren alten, baufälligen Gebäuden und unfruchtbaren Feldern.
Feldnamen: Tružki, Jězorske, Dołhe (bei den Deutschen Dowan), Šěpske, Humjeńki.Niemtsch. Beinahe alle Einwohner sind gebürtige Sorben, jedoch haben sich einige Familien verdeutscht und einige verdeutschen sich; am stärksten hat das Deutschtum in den letzten 10 Jahren zugenommen, seit man in Senftenberg nicht mehr auf Sorbisch predigt; in der Schule deutschelt man aber bereits viel länger, besonders seit dem vorletzten Lehrer, der ein großer Sorbengegner war. Der jetzige ist ein gebürtiger Niederlausitzer Sorbe. Sorbisch sprechen noch mindestens zwei Drittel der Einwohner, verstehen und zur Not sprechen tun es jedoch noch viel mehr. Familien, die zu Hause stets Sorbisch sprechen und Deutsch kaum beherrschen, gibt es 12: Bělas, Petrik, Krawčik, Krawc (verd. Šneider), Kosak, Tyłk (d. Tyllig), Sadik, Wujko (verd. Vetter), Janašk (Beiname Rojkecy), Buš (d. Busche), Hansko (verd. Häneske), Měto (Mieth). Die Schulkinder sprechen beim Spielen und auch in der Schule untereinander Sorbisch. Die erwachsene Jugend, die beinahe gänzlich gut Sorbisch kann, schmückt sich gern mit dem Deutschtum, wenn es auch meist so schlecht geht, wie bei einer Frau dort, die sich schämte Sorbisch zu sprechen und zu ihrem Kind sagt: „Martl, nicht reissen Blatt!“ [im Original deutsch, R.L.] Die jungen Mädchen singen an den Sonntagen der Fastenzeit bis Ostersonntag im Dorf deutsche Kirchenlieder. In der Schule hält der Lehrer deutschen Gottesdienst, und zwar in den Wochen der Fastenzeit jeden Freitagabend, an hohen Festtagen am ersten Feiertag und an Christi Himmelfahrt.
Das Rittergut besitzt Herr Rittmeister von Götz, ehemaliger Landrat und Landtagsabgeordneter des Kreises Hoyerswerda; er ist ein großer und treuer Freund der Sorben und hat ein offenes Auge für die geistige Not unter ihnen. Im Dorf sind 11 Halbhüfner, die alle sorbisch sind.
Rings um Niemtsch sind oft sehr starke Unwetter. Der Blitz hat dort bereits um die 30 Eichen und Birken zerspalten.
Feldnamen: Rosak, K(ł)óska, Kročica, Polina, Zarěka, Bukojc, Ražina.Zusatz. Łuta und Łuty (Lauta) haben seit dem Jahre 1880 etwas an Deutschen zugenommen: neben den rein deutschen Pfarrersleuten und der Lehrerfamilie sind dort noch sechs Mischfamilien, alles zusammen etwa 30 Seelen. Bis auf die ersten Familien können alle Deutschen auch Sorbisch, und die Sorben sprechen alle Sorbisch, auch die Schulkinder außerhalb der Schule. In diesen Mischfamilien spricht man beide Sprachen. Ein Mann sagte: „Wohl sind wir Sorben und sprechen Sorbisch, aber Sorbisch lesen können wir nicht.“ Die sorbischen Mädchen singen die Liedchen in der Spinnstube größtenteils und die Fastenlieder auf dem Anger stets auf Deutsch, da sie es so in der Schule gelernt haben. – Dort ist auch ein Kriegerverein, in dem mehr Deutsch als Sorbisch gesprochen wird. Lauta hat einen „wendischen Richter“ und 2 sorbische Schankwirte. – Von den Bauerngütern wurden in neuerer Zeit acht ausgeschlachtet.
Familiennamen: Bierzahn (s. Brězan? Běrc?), Běłoš (Boewosch), Delka, Freudenberg 1, Höpke, Hablaŕ (Höbler), Handroš, Handričk, Kubica, Kałc (Kautz), Kopak, Kapa, Kowal, Kerstan, Krawc-Schneider, Keŕk, Kubš, Lisk, Měršk, Mal(u)ška-Matschke, Młynk-Müller, Nikl, Placko-Platzkow, Platta, Rychtaŕ 2, Rorik, Rola, Stoperka, Šołta, Šimjenc, Tupač, Wawer, Wóslik.
Flurnamen: Humjenki, Bjezhrjebje, Wuskec Hozdoł, Pasowki, Worčow, Kupki, Wjeli, Wjelske, Wójcaš, Dubrawki, Wotřaski, Hatowski, Močowski, Wjeŕchowski, Keŕchowski, Jězorski.80
„Krautz, Martin: Auswanderung nach Nordamerika“81
Ausschnitt aus dem Meßtischblatt von 1888. 82
Der Lehrer und Schriftsteller Ewald Müller aus Cottbus war der Autor des 1894 herausgegebenen Buches “Das Wendentum in der Niederlausitz”. Darin sind auch Aussagen enthalten, die das Dorf Lauta und seine Bewohner betreffen.
Zunächst erwähnt er eine auch in anderen Publikationen beschriebene Schlacht zwischen Slawen und deutschen Rittern, die um 920 in der Umgebung von Lauta stattgefunden haben soll.
Am Wahlenberge bei Pulsnitz und darauf an der Blutmühle bei Lauta stellten die Wenden ihre Streitmacht dem Kaiser entgegen. Dieser aber brachte ihnen bei Tätschwitz eine vollständige Niederlage bei. Von dieser blutigen Schlacht führt wahrscheinlich die nahe gelegene Mühle ihren Namen.83
Den Rückgang der Anwendung der sorbischen Sprache beschreibt er wie folgt und bezieht sich dabei auf die 1874 erschienene und vor stehend bereits beschriebene Publikation von Richard Andree: Wendische Wanderstudien. Zur Kunde der Lausitz und der Sorbenwenden“.
R. Andree bestimmte im Jahre 1872 das vorhandene Gebiet, welches oftmals nicht mehr rein wendisch, sondern in vielen Gegenden schon stark gemischt erscheint, durch folgende Ortschaften:
Im Westen durch: Lauta, Groß-Koschen, Senftenberg, Rauno, Groß-Ilmersdorf, Woschkow, Kunersdorf, Buchholz, Greifenhain, Gollschow, Ilmersdorf, Kakrow, Krieschow, Eichow, Weißagk, Suscho, Strado und Raddusch; im Norden durch: Naundorf, Burg, Schmogrow, Fehrow, Drachhausen, Schönhöhe; im Osten durch: Wüst-Drewitz, Jänischwalde, Horno, Heinersbrück, Grötsch, Klinge, Karhlow, Sergen, Gablenz, Gahry, Trebendorf, Hornow, Klein-Loitz, Reuthen, Horlitza, Wolfshain, Tschernitz, Zschoiwe und Jämlitz; im Süden durch: Kromlau, Lieskau, Trattendorf, Terpe und Proschim an der Oberlausitzer Grenze.
Selbst in den letzten zwei Jahrzehnten ist diesem Sprachlande ein großes Stück und zwar im Südwesten entrissen worden. Vor 20 Jahren wurde in Lauta, dem südlichsten Dorfe der Niederlausitz, nur noch zuweilen wendischer Gottesdienst abgehalten; doch blieb die Umgangssprache meist wendisch.
84Im Südwesten ragt nur eine schmale Zunge, mit der Oberlausitz im Süden zusammenhängend, nach Norden empor, durch die Dörfer: Lauta, Groß-Koschen, Reppist. Bückgen, Settlitz, Klein-Koschen und Geyerswalde begrenzt.85
Ausführlich beschreibt Müller die Trachten der Sorben in den Niederlausitz. Hinsichtlich der Kopfbedeckung der Frauen verweist er in Bezug auf Lauta auf eine Besonderheit:
Wesentlich verschieden von dieser Kopfbedeckung sind die Mützen in Groß-Koschen, Buchwalde, Lauta und anderen Orten der Senftenberger Gegend. Die Hinterseite hat die Form eines Eies; nach dem Gesicht zu verjüngt sich der Umfang der Mütze. Die breite Halskrause fehlt. Die Hinterseite der Haube ist mit schwarzem Sammet überzogen, der übrige Teil mit einem weißen Tuche umsteckt. Eine schwarze Atlas- oder Sammetschleife mit langen Enden befindet sich im nacken; zwei schwarze, wollene Bänder an den Seiten werden unter dem Kinn zusammengebunden. So geht man in der Trauerzeit und zum Abendmahl. An die Stelle des schwarzen Ueberzugs an der Hinterseite der Haube tritt bei Halbtrauer und im Brautstande ein dunkelblauer Sonntags und bei festlichen Gelegenheiten ein verschieden gefärbter; dann steckt man auch ein buntes Tuch um die Mütze.86
In einigen Dörfern, z. B. in Groß-Koschen, Lauta, Byhleguhre und Haasow, trägt die Braut auf dem bloßen Kopfe eine Ranke aus natürlicher oder künstlicher Myrte mit weißen Blumen und innerhalb derselben das Brautkränzchen mit weißer und grüner herabhängender Seide. Für die Brautjungfern ist daselbst ein Kranz oder eine Ranke aus bunten Blumen üblich.87
Für die Verlobung wird gewöhnlich die Dämmerung des Sonnabends bestimmt. Ringe tragen weder die Verlobten, noch die Ehegatten, nur in Burg hat man seit etwa zehn Jahren den deutschen Brauch nachgeahmt. In den Dörfern bei Senftenberg gaben sich Braut und Bräutigam ein Thalerstück, das ehemals mit einem Anhängsel versehen war und um den Hals getragen wurde.88
Aus einem Plan des Steinbruchs auf dem Koschenberg stammt dieser Ausschnitt. 89
Unbekannt ist auch die Quelle für diesen Ausschnitt aus einer Verkehrskarte des Jahres 1910.
Ausschnitt aus dem im Jahr 1918 aktualisierten Meßtischblatt.90
wird fortgesetzt
“Nach einem Überblick, den A. v. Vietinghoff – Rie s c h (111) über die Entwicklung desWaldbildes in geschichtlicher Zeit gibt, herrschte vor der Rodungszeit (um1000 nach Chr .) in der Heide auf trockenen Standorten der typenartig verschiedeneKiefern-Mischwald vor (mehr oder weniger stark mit Buche und Traubeneiche gemischt) ; die Sümp fe seien mit Schwarzerl e, Weide und niedrigen Kiefern bestockt gewesen. Auegegenden haben einen Stieleichen-Hainbuchenwald getragen.ImBergland kamen danachTanne, Fichte,Buche, Bergahorn, Bergkiefer und Höhenkiefer vor, und in den Talsenken herrschten Esche, Erle undHasel.”
Das Zitat entstammt der 1955 veröffentlichten und von Karl Heinz Großer verfassten wissenschaftlichen Arbeit “Die standortbildenden Elemente und das Waldbild in der nördlichen und östlichen Oberlausitz“.
Mit der Linde kann der Ortsname also nichts zu tun haben. Vielleicht eher mit dem Element Wasser. Lautet doch die aus dem Mittelhochdeutschen stammende Bezeichnung “Luthe” doch übertragen “Ort am (klaren) Wasser”.
Das Dorf Lauta liegt unterhalb eines Höhenzuges, von dem Bäche herabkamen. Zudem befindet es sich im Einflussgebiet der Schwarzen Elster und des Schleichgrabens, die unreguliert große Flächen überfluten konnten und Einfluss auf die Höhe des Grundwassers hatten. Überreste von Mooren, z. B. östlich der Parkstraße in Lauta verweisen darauf.
Zur Nutzung von Niederungsflächen für den Hochwasserschutz sowie für den Bergbau wurde die Schwarze Elster im 19. und 20. Jahrhundert fast über die gesamte Länge reguliert und zum großen Teil beidseitig eingedeicht. Nur wenige Abschnitte besitzen noch einen naturnahen Charakter.
Bis Mitte des 19. Jahrhunderts bestand das Einzugsgebiet der Schwarzen Elster aus einem dichten Netz von Flussarmen und Inseln. Das Ufer säumten Röhrichte und Grauweiden. Mächtige Auwälder wuchsen in der Elsterniederung. Immer wieder kam es zu Überschwemmungen der Elsterniederung. Am 7. April 1852 wurde auf Drängen der Bauern das Gesetz zur Melioration der Niederung der Schwarzen Elster beschlossen. Von den einstigen Flussarmen und der vielfältigen Vegetation ist heute kaum noch etwas zu erkennen.
Welchen Einfluss die Schwarze Elster auf die sie umgebende Landschaft trotzdem noch hat, ist bei Hochwasser der Elbe in dem Gebiet unterhalb des Schradens zu erleben. Die Hochwasser führende Elbe lässt dann die Schwarze Elster nicht in den Fluss entwässern. Das Elsterwasser staut sich zurück, drückt die in sie mündenden Flüsschen, Bäche und anderen Gewässer zurück und kommt über den Anstieg des Grundwassers in überfluteten Landschaften und Hauskellern zum Ausdruck.
So ähnlich kann die Situation auch um 1374 an der Stelle gewesen sein, wo Lauta enstand. Bewusst wurde vermutlich ein größerer Abstand zum Fluss gewählt und Häuser sowie Kirche entstanden auf etwas erhöhteren Landschaftspunkten. Die Zahl der fließenden Gewässer, die heute noch aus der Hochebene oberhalb von Schwarzkollm kommen, gab es vermutlich auch um Lauta. Bergbau, Klimawandel und weitere Eingriffe in die Landschaft ließen sie versiegen. Ihr einstiger Verlauf ist aber – bei sehr genauem Hinsehen und wenn die Oberfläche nicht gravierend verändert wurde – in Form von Rinnen noch nachvollziehbar.
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Das älteste, veröffentlichte und uns bekannte Verzeichnis des Dorfes Lauta ist aus dem Jahr 1922. Weitere Verzeichnisse folgten bis 1943.
Das 1922er Einwohnerverzeichnis widerspiegelt mit Straßennamen und Grundstücksnummern die Situation im Dorf zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Es wird davon ausgegangen, dass nach dieser Zeit hinzugekommene bebaute Grundstücke weiter nummeriert wurden. Welche Häuser im 19. Jahrhundert schon standen und welche später hinzukamen, lässt sich mit Hilfe dieses Einwohnerverzeichnisses nicht beantworten,
Zur Zeit der Besatzung Deutschlands duch die Truppen Napoleons erfolgte die Übernahme der Bürgerrechte, die nach 1789 in Frankreich gültig wurden, und mit den Stein-Hardenbergschen Reformen die Einführung der generellen Kennzeichnung von Häusern und Grundstücken mit Straßen und Hausnummern. Unmittelbarer Effekt waren die ersten ausführlichen Einwohnerverzeichnisse, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zunächst in den größeren Städten erschienen und bis kurz nach dem 2. Weltkrieg erschienen. Auf dem Territorium der sowjetischen Besatzungszone und ab 1949 der DDR kann nur anhand von Telefonbüchern nachvollzogen werden, wie sich die Einwohnerschaft in einzelnen Städten und Orten veränderte. Wobei man dabei beachten muss, dass nur eine geringe und zum Teil ausgewählte Anzahl von Einwohnern über einen Telefonanschluss verfügte.
Das Einwohnerverzeichnis von 1922 enthält in alphabetischer Reihenfolge Familiennamen und Vornamen der Einwohner sowie Beruf bzw. Tätigkeit und Wohnadresse. Es gibt keine Übersicht nach Straßen und Hausnummern, in der zwischen Eigentümer und Mieter unterschieden wurde. Die nachfolgende Übersicht ist der Versuch, diese Leerstelle zu füllen.
Im Dorf Lauta gab es nur eine Straße – die Dorfstraße.
Kubitz, Gottfried, Gastwirt (Eigentümer)
Lucas, Willi, Blockwärter
Richter, Marie, Auszügler
Schröder, Erich, Wirtschafts-Gehilfe
Stiebner, Hermann, Lehrer
Platta, Matthes, Landwirt (Eigentümer)
Böhm, Martin, Arbeiter
Böhm, Margarete, Plätterin
Scheack, August, Gemeinde-Vorstand (Eigentümer)
Koßlick, Emil, Landwirt (Eigentümer)
Kappa, Christian, Landwirt (Eigentümer)
Weiner, Erhard, Elektriker
Wolschke, Hermann, Vorarbeiter
Nuglisch, August, Landwirt (Eigentümer)
Handrosch, Wilhelm, Bäcker u. Standesbeamter (Eigentümer)
Halbin, August, Arbeiter
Theuner, Arthur, Arbeiter
Platta, Ernst, Kantor u. Lehrer (Eigentümer?)
Kaebsch, Albert, Pfarrer (Pfarrhaus)
Rutkowsky, Martha, Näherin
Schneider, Hedwig, Rentiere
Strauch, Paul, Maurerpolier
Kliemangk, Wilhelm, Landwirt (Eigentümer)
Freudenberg, Christian, Auszügler
Kliemangk, Paul, Arbeiter
Miertschke, Christian, Landwirt (Eigentümer)
Koßack, August, Arbeiter (Eigentümer)
Handretschk, August, Landwirt (Eigentümer)
Kaßack, Minna, Witwe
Natusch, Emil, Arbeiter
Ulbrich, Paul, Arbeiter
Jetschke, Heinrich, Vorarbeiter (Eigentümer?)
Bierzahn, Christian, Landwirt (Eigentümer)
Bewosch, Paul, Landwirt (Eigentümer)
Koall, Paul, Landwirt (Eigentümer)
Areigut, Karl, Steinarbeiter
Kliemangk, August, Bäcker (Eigentümer)
Bierzahn, Christian, Landwirt (Eigentümer)
Schumbelt, August, Landwirt (Eigentümer)
Sebischka, Anna, Landwirtin (Eigentümerin)
Mühle, Emil, Meister
Domsgen, Otto, Landwirt (Eigentümer)
Jänchen, Wilhelm (Auszügler)
nicht verzeichnet
Platta, Christian, Landwirt (Eigentümer?)
Kerstan, Karl, Landwirt
Krause, Josef, Elektriker
Bartlick, Wilhelm, Landwirt (Eigentümer)
Schmidt, Wilhelm, Betriebsleiter (Eigentümer?)
Zarach, Franz, Vorarbeiter
Zschech, Gottlieb, Arbeiter (Eigentümer?)
Weser, Reinhold, Arbeiter (Eigentümer?)
Richter, August, Invalide (Eigentümer?)
Mörlin, Richard, Schmied (Eigentümer)
Mörlin, Hermann, Auszügler
Starick, Friedrich, Schrankenwärter (Eigentümer?)
Stopperka, August, Arbeiter (Eigentümer?)
Richter, August, Arbeiter (Eigentümer?)
Koppein, August, Neuhäusler (Eigentümer?)
Müller, August, Landwirt (Eigentümer)
Müller, Gustav, Amtswachmeister
Kubenka, August, Landwirt (Eigentümer)
Mattick, Wilhelm, Landwirt (Eigentümer?)
Rulla, Christian, Landwirt
Schneider, Gustav, Händler
Mattick, Johann, Auszügler (Eigentümer?)
Mögel, Christian, Landwirt (Eigentümer)
Sremick, August, Landwirt (Eigentümer)
Scheack, Christian, Landwirt (Eigentümer)
Belick, Christian, Landwirt (Eigentümer)
Koppein, Matthes, Landwirt (Eigentümer)
Säuberlich, Emilie, Witwe (Eigentümerin?)
Kolle, Wilhelm, Gastwirt (Eigentümer)
Pillgner, Gustav, Landwirt (Eigentümer)
Hirsch, Anna, Witwe
Walther, Friedrich, Schmied
Wolschke, Christian, Neuhäusler (Eigentümer)
Gumlich, Karl, Landwirt (Eigentümer)
Hansch, Carl, Arbeiter
Noack, Paul, Bürogehilfe
Wernecke, Albert, Maurer
Noack, Carl, Landwirt (Eigentümer)
Schlüter, Johann, Arbeiter
Hansch, Johann, Auszügler
Schurig, Wilhelm, Arbeiter
Grund, Georg, Mühlenpächter (Eigentümer?)
Hubatsch, Marie, Witwe (Eigentümerin?)
Haschke, Max, Elektriker
Noack, Hermann, Privatier (Eigentümer?)
Loboda, Karl, Neuhäusler
Bierbaum, Walther, Arbeiter
Schröder, Johannes, Arbeiter
Wehner, Anna, Witwe
Groba, Emil, Arbeiter
Markus, Gustav, Arbeiter
Paulisch, Friedrich, Landwirt (Eigentümer)
Borchardt, Friedrich, Schachtmeister (Eigentümer?)
Brilke, August, Arbeiter
Kretschmar, Wilhelm, Häusler
Sochorick, Christiane, Witwe (Eigentümerin?)
Markus, Matthes, Landwirt (Eigentümer)
Nitschke, Emil, Vorarbeiter (Eigentümer?)
Vogel, August, Arbeiter (Eigentümer?)
Pohling, Reinhold, Landwirt (Eigentümer)
Georgi, Kurt, Laborgehilfe
Sarach, Franz, Arbeiter
Richter, Karl, Arbeiter (Eigentümer?)
Bulley, August, Händler (Eigentümer?)
Siegmeier, Franz, Maurer
Zigan, Josef, Heizer
Paulitz, Adolf, Zimmerer (Eigentümer)
Köder, August, Werkstischler
Kochan, Paul, Fleischbeschauer u. Gemeindediener
Halbin, Gustav, Bahnarbeiter
Humpa, Paul, Arbeiter
Sochorick, Hermann, Arbeiter
Döppmann, Hermann, Arbeiter
Kluge, Ernst, Arbeiter
Poppe, Marie, Witwe
Schmidt, August, Landwirt (Eigentümer)
Grohmann, Arthur, Vorarbeiter
Rulla, August, Auszügler
Koßack, Christian, Weichensteller
Schmidt, Paul, Vorarbeiter
Dolke, Paul, Arbeiter (Eigentümer?)
Dolke, Hermann, Auszügler
Krautz, August, Arbeiter
Ruhland, Heinrich, Arbeiter
Paulitz, Wilhelm, Maurermeister (Eigentümer?)
Birke, Paul, Arbeiter
Dittmann, Bruno, Schlosser
Hager, Fritz, Maurer
Paulitz, Gustav, Arbeiter
Pschierske, Albin, Schlosser
Emfelder, Anna, Witwe
Nasdal, August, Arbeiter
Postel, Max, Maschinist
Müller, Bertha, Landwirtin (Eigentümerin?)
Habich, Wilhelm, Schachtmeister
Matschke, Wilhelm, Eisenbahn-Arbeiter
Koar. Karl, Häusler (Eigentümer?)
Espenhahn, Karl, Schrankenwärter
Nejedlo, Leopold, Schneidermeister
Nemerzek, Anna, Witwe
Postel, Andreas, Maschinist
Postel, Kurt, Arbeiter
Erfurt, Wilhelm, Heizer
Goldbaum, Walter, Kontorist
Kochan, Karl, Bahnarbeiter
Friedrich, Paul, Eisenbahn-Arbeiter
Karbsch, Oskar, Arbeiter
Klauka, Wilhelm, Zimmerer
Ziemann, Gottlieb, Eisenbahn-Arbeiter
Hansch, Marie, Neuhäuslerin
Kubenka, Christian, Arbeiter
Lucke, Gustav, Arbeiter
Sochorick, Pauline, Arbeiterin
Krautz, Matthes, Halbhüfner (Eigentümer)
Fendler, Wilhelm, Arbeiter
Köppe, Otto, Rottenführer
Loboda, Matthes, Schrankenwärter
Püschel, Auguste, Auszüglerin
Nickol, Christian, Halbhüfner (Eigentümer)
Köppe, August, Schrankenwärter
Scheack, Emil, Landwirt (Eigentümer)
Kupsch, Christian, Auszügler
Jurischka, Wilhelmine, Witwe (Eigentümerin?)
Mieth, Friedrich, Arbeiter
Kochan, Wilhelm, Landwirt (Eigentümer)
Kochan, Marie, Landwirtin
Dupka, Hanna, Auszüglerin
Richter, Matthes, Landwirt (Eigentümer)
Richter, Paul, Arbeiter
Sieber, Anna, Witwe
Bartlick, Marie, Arbeiterin
Adametz, Wilhelm, Arbeiter
Dembek, Rudolf, Maurer
Sieber, Karl, Maschinist
Suihotta, Heinrich, Maurer
Fendler, Paul, Arbeiter
Fendler, Robert, Arbeiter
Gadow, Wilhelm, Arbeiter
Haufe, Martin, Arbeiter
Kahle, Karl, Arbeiter
Kretzschmar, Bruno, Arbeiter
Petrick, Karl, Arbeiter
Schäfer, Richard, Arbeiter
Schuster, Johann, Dreher
Treeker, Ferdinand, Schlosser
Kania, Anton, Gastwirt (Eigentümer)
de Giovanni, Luigi, Eishändler
Mieß, Ignaz, Arbeiter
Olejinczack, Anton, Arbeiter
Plambock, Konrad, Küchenchef
Sowa, Erich, Heizer
Vogler, Felix, Monteur
Reibetanz, Amalie, Schrankenwärterin
Richter, Max, Schrankenwärter
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